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Spenden werden benötigt Glocken in Niederwünsch sollen wieder erklingen

Das Geläut der Kirche St. Nikolai in Niederwünsch muss schweigen, weil der Glockenstuhl marode ist. Die Erneuerung kostet 125.000 Euro. Die Kirchengemeinde hat einen Spendenaufruf gestartet

22.09.2024, 15:00
Pfarrerin Tatjana Eggert, Karl-Heinz Pietrzak (M.) und Steffen Bönicke im Turm von St. Nikolai, wo sich der Glockenstuhl befindet. Dort klafft ein Loch, weil Stein und Lehm entfernt wurden. Marode  Balken kamen  zum Vorschein.
Pfarrerin Tatjana Eggert, Karl-Heinz Pietrzak (M.) und Steffen Bönicke im Turm von St. Nikolai, wo sich der Glockenstuhl befindet. Dort klafft ein Loch, weil Stein und Lehm entfernt wurden. Marode Balken kamen zum Vorschein. (Foto: Anke Losack)

Niederwünsch/MZ - - „Es ist traurig“, sagt Pfarrerin Tatjana Eggert. Bei Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen und Gottesdiensten müssen die Glocken der Kirche St. Nikolai in Niederwünsch stumm bleiben. „Es ist zu gefährlich für denjenigen, der läutet“, erklärt Eggert. Denn der Glockenstuhl ist marode und brüchig.

Für die Restaurierung und Wiederinbetriebnahme des Geläuts ist eine aufwendige und kostspielige Reparatur notwendig. Es werden insgesamt 125.000 Euro benötigt, um die Glocken wieder zum Klingen zu bringen. Die Kirchengemeinde Niederwünsch hat deshalb einen Spendenaufruf gestartet. „Wir brauchen Hilfe“, sagt Pfarrerin Eggert. Die beträchtliche Summe könne allein nicht gestemmt werden. Sie betont aber: „Wir sind nicht nur Bittsteller, sondern tun, was wir tun können.“

So werde in der Niederwünscher Kirche schon immer auch viel in Eigenleistung gemacht. Das bestätigen Kirchenratsmitglied Steffen Bönicke und Karl-Heinz Pietrzak, der bis vor einiger Zeit Kirchenältester war. Beide haben zusammen mit weiteren Ehrenamtlichen in und an der Kirche schon etliche Male selbst mit Hand angelegt. Bönicke erinnert zum Beispiel an die mehrere Monate dauernde Renovierung der Kirche Ende der 1990er Jahre. Da wurden unter anderem Wände und Bänke gestrichen, der Altar gereinigt und das Deckengewölbe erneuert. Bis zu 1.200 ehrenamtliche Arbeitsstunden, die Kirchenmitglieder und interessierte Bürger damals leisteten, habe er aufgeschrieben, sagt Pietrzak. Es seien aber noch viel mehr gewesen. Für circa 20.000 DM sei seinerzeit Material verbaut worden. Pietrzak, der Bauunternehmer ist, erzählt, auch der damalige Querfurter Superintendent Klaus Reggelin habe damals bei ihm in der Firma in Schafstädt Bretter für das Gewölbe mit gestrichen.

Die Kirche St. Nikolai in Niederwünsch
Die Kirche St. Nikolai in Niederwünsch
(Foto: Anke Losack)

Pietrzak war es, der 2020 nach einem Sturm den ersten Schaden am Glockenstuhl in der Niederwünscher Kirche entdeckte. Der Hauptbalken, der die Verbindung zum Glockenstuhl darstellt, war aus dem Mauerwerk um etwa 30 Zentimeter abgesackt. Das konnte so nicht belassen werden, er musste gewechselt werden. „Dann ging die ganze Prozedur los“, sagt Pietrzak und Eggert fügt an, die habe sich dann noch verzögert, weil die Firma den Holzbalken in der Coronazeit nicht rangekriegt hat. „Da haben wir fast ein ganzes Jahr verloren.“

Als die Firma dann loslegen konnte, wurde schnell klar, dass nicht nur dieser eine Balken morsch ist, sondern auch noch zwei weitere Balkenköpfe verfault sind. Weil alle zusammen eine Einheit bilden, wurde deutlich, dass der Glockenstuhl erneuert werden muss, erklärt Bönicke und fügt an: „Denn die ganze Statik ist nicht mehr gegeben.“ Aus einer Baumaßnahme, die rund 2.000 Euro gekostet hätte, wurde eine 125.000 Euro teure Maßnahme, so Eggert.

Seit 2020 sind Planer mit im Boot, der Glockensachverständige war mittlerweile schon da, auch die Denkmalbehörde. Die Lösung des Problems sei bekannt, sagt Eggert, aber es fehle das Geld. Viele Anträge auf Fördermittel seien schon gestellt worden, wobei die Kirchengemeinde Unterstützung vom Kreiskirchenamt erhielt, vor allem von Frau Janich und Frau Scholz, berichtet Bönicke. Auf Bewilligung von finanziellen Mitteln wird natürlich gehofft. Doch auch jede noch so kleine Spende aus der Bevölkerung würde der Kirchengemeinde helfen.

Mitglieder der Kirchengemeinde machen unter anderem mit Flyern auf die Spendenaktion für die Kirche Niederwünsch aufmerksam. Bönicke berichtet, dass er zum Beispiel auch im Naumburger Dom welche habe auslegen dürfen. Er wünscht sich, dass die Glocken bald wieder erklingen. Neben einer im Jahr 1972 gegossenen, befinden sich auch zwei Stahlglocken von 1925 im Turm. Diese werden also im nächsten Jahr 100. „Wir wollten da eigentlich Glockenjubiläum feiern, aber das sieht momentan schlecht aus“, meint Bönicke.

Gespendet werden kann auf das Konto vom Kirchenkreis Merseburg mit dem Verwendungszweck RT 5624 Kirche Niederwünsch Glockenstuhl