Gewaltfreies Handeln Gewaltfreies Handeln: Wie das Kita-Kindern spielerisch vermittelt wird

Merseburg - Faustlos sollen Kinder erzogen werden, sie sollen lernen, ihre Gefühle zu erkennen und auszudrücken. Da sich Erzieher von Kitas immer wieder mit aggressiven und gewaltbereiten Kindern konfrontiert sehen, hat der Landkreis Saalekreis vor mehreren Jahren beschlossen, sich des Themas anzunehmen.
„Es ist keine neue Entwicklung, aber wir wollen etwas dagegen tun“, sagt Birgit D. Wutzow von der Caritas. Sie ist die Koordinatorin des lokalen Netzwerks Frühe Hilfen und Kinderschutz im Saalekreis.
Im Auftrag des Landkreises hat man bereits 2014 ein Projekt gefunden, das in den Kitas umgesetzt werden kann. „Faustlos“ des Heidelberger Präventionszentrums basiert auf einem Holzkoffer mit Materialien und der Schulung der Erzieher, die den „Koffer zum Leben bringen“, wie Helga Gutzke vom Präventionszentrum sagt.
Am Mittwoch wurden 23 weitere Holzkoffer an Einrichtungen im Saalekreis übergeben. Gesponsert werden die 450 bis 500 Euro teuren Kästen von der Saalesparkasse, die Schulung der Erzieher finanziert dagegen der Kreis. „Das Geld ist in Schule und Erziehung immer gut angelegt“, sagt der stellvertretende Landrat Hartmut Handschak.
Ziel dieses Projektes sei es nicht, den Erziehern ein Handwerkszeug bei der Vermittlung von Gewaltprävention zu geben. „Oftmals können Kinder gar nicht sprachlich ausdrücken, was sie fühlen“, so Gutzke.
Daher dienen die Materialien dazu, soziale Kompetenzen zu vermitteln sowie Empathie. „Es geht doch auch darum, dass Kinder erkennen lernen, dass es einem anderen nicht gut geht“, fügt Wutzow hinzu.
Dabei seien die Auslöser für aggressives oder gewaltbereites Handeln vielfältig. Denkbar sei, dass sie selbst Gewalt zu Hause erleben, dass sie verunsichert sind oder nicht wissen, wie sie mit Wert- und Normvorstellungen umgehen sollen.
„Oftmals wissen sie schon theoretisch, wie man auf die Situationen reagieren soll, können es aber nicht so umsetzen.“
Wutzow hat die Erzieher, die bereits geschult worden sind, und jene, die sich gerade im Prozess befinden, eingeladen, von ihren Erfahrungen zu berichten. So würden die Kinder dank des Programms Konflikte leichter und besser lösen.
Erzieher stellen auch fest, dass sich die verbalen Fähigkeiten der Kleinen weiterentwickeln und sie auf die Bedürfnisse anderer eingehen können. Oftmals seien Programme dieser Art jedoch auch eine Zeitfrage.
Viele Kitas haben selbst Konzepte, die sie bei der Betreuung umsetzen, dazu kommen Sonderprogramme dieser Art und manchmal eben auch fehlendes Personal. Größere Pausen, so eine Erzieherin, sollte man sich nicht erlauben. Man sehe sofort, dass der Faden verloren gehe.
Allein in diesem Jahr sollen 30 weitere Koffer an die Einrichtungen verteilt werden. Die Hälfte aller Kindertageseinrichtungen im Saalekreis besäßen bereits einen Koffer.
„Finanziert wird derzeit die Schulung einer Erzieherin, die dann als Multiplikator das Gelernte an andere in der Einrichtung weitergeben soll“, so Wutzow. Es gebe aber bereits eine Einrichtung, bei der der Träger die Schulung der anderen Erzieher finanzieren will.
Vier weitere Einrichtungen wollen dazu Anträge stellen. Wenn es nach Wutzow geht, soll „Faustlos“, das es nicht nur für Kitas, sondern auch Grundschulen und Sekundarschulen gibt, im Kreis auf letztere Schulformen ausgedehnt werden. „Faustlos“ richtet sich sogar schon an die Krippenkinder. (mz)