Gestricktes für Kinder Gestricktes für Kinder: Warum Merseburger Strick-Oma Handpuppen verschenkt

Merseburg - Biene Maja, Schnatterinchen oder auch ein rosa Schweinchen - Sigrid Napierala hat alle möglichen Figuren als Vorbilder für ihre gestrickten Handpuppen genommen. Will sie etwa eine Puppentheatergruppe gründen? Die 75-Jährige winkt lächelnd ab. „Die Puppen sollen Kindern einfach Freude bereiten“, sagt sie. Aber im digitalen Zeitalter spielen Kinder doch eher mit Smartphone und Computer, als mit Puppen, oder?
„Sie würden sich wundern“, meint die Merseburgerin. „Ich habe neulich einem zehnjährigen Kind eine meiner Handpuppen geschenkt und der Junge hat den ganzen Nachmittag damit gespielt.“
Strick-Oma aus Merseburg: Sechs bis acht Stunden arbeitet Napierala an einer Puppe
Sechs bis acht Stunden arbeitet Napierala an einer Puppe, strickt den Körper, die Arme, den Kopf. „Den fülle ich dann mit Polyesterflocken aus Kissen, die auch waschbar sind“, erzählt sie. Schwer sei das nicht. „Wer Socken stricken kann, der kann das auch.“ 20 Puppen habe sie bereits verschenkt. Mit 25 Puppen will sie am 6. Dezember auf die Kinderstation des Merseburger Klinikums gehen, um den kranken Mäusen eine Freude zu machen. „Jedes Kind darf sich eine Puppe aussuchen. Das hilft dann hoffentlich beim Gesundwerden.“
Sigrid Napierala, die unter anderem die Handarbeitsgruppe „Nähkästchen“ im Awo Bürgerhaus mitgegründet hat, hat in Merseburg schon mit den verschiedensten Strickaktionen auf sich aufmerksam gemacht. Zum Beispiel mit „Urban Knitting“ (das K wird nicht gesprochen) zum Bürgercampus 2014, als sie Bäume mit Riesen-Schals „angezogen“ hat. Zuvor hatten schon die Fahrradständer am Awo-Bürgerhaus am Neumarkt ein buntes Kleid bekommen, und in den Bäumen hingen kleine Blumentöpfe in gestrickten Körbchen. „Urban Knitting“ ist ein Trend, der 2005 in Texas gestartet wurde.
Strick-Oma aus Merseburg: „Ich stricke, seit ich zehn bin“
„Ich stricke, seit ich zehn bin“, erzählt Napierala, wie sie zu ihrem Hobby gekommen ist. „Meine Mutter hatte es mir damals beigebracht Wir haben zusammen in der Küche gesessen, gestrickt und dabei Hörspiele im Radio gehört.“ Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht Wolle und Nadeln in der Hand hat.
Vor gut vier Jahren begann Sigrid Napierala dann, die Neumarktbrücke zu bestricken. Alles fing mit einem grünen Woll-Frosch an. Der überlebte allerdings nur einen guten Monat und wurde dann von Vandalen zerstört. Doch da Sigrid Napierala sich so schnell nicht entmutigen lässt, folgte dem Frosch ein ganzer Tierkindergarten. Auch der kam allerdings nicht ungeschoren davon. „Ich musste immer wieder hin, um Teile zu reparieren“, erinnert sich die 75-Jährige.
Strick-Oma aus Merseburg: Gruppenentführung von Frosch, Igel, Marienkäfer, Hund und Maus
Denn während sich viele einfach an den lustigen Stricktierchen erfreuten und die lustige Bande fotografierte, gab es immer wieder Menschen, denen die Tiere so gut gefielen, dass sie sich einfach eins abschnitten. Dann gab es gar eine Gruppenentführung von Frosch, Igel, Marienkäfer, Hund und Maus, die allerdings zwei Wochen später wieder auftauchten. Etwas zerzaust lagen sie in einer Tüte, die jemand in den Briefkasten am Merseburger Awo-Bürgerhaus gesteckt hatte. Allerdings ging es in den Folgewochen mit den Tierentführungen weiter, so dass die Strick-Brigade - Sigrid Napierala wurde von zwei, drei anderen Hobbystrickerinnen unterstützt - ihren Zoo irgendwann abbaute.
Ihre aktuelle Strickaktion der Merseburgerin ist weniger öffentlichkeitswirksam, aber dafür finden diese Tiere Freunde, die sie nicht kaputt machen. (mz)