Ein Foto aus Merseburg von 1940 Gemeinsam im Luftschutzkeller - Wer kennt diese Menschen?
Domstiftsarchivar von Merseburg ersteigert berührendes Zeitdokument aus dem Jahr 1940. Wer kennt die Menschen auf diesem Foto, die damals in der Markwardstraße 22 in Merseburg lebten?

Merseburg/MZ. - „Das Foto stammt bestimmt aus einer Wohnungsauflösung“, meint Domstiftsarchivar Markus Cottin. Normalerweise durchforstet er hin und wieder die Angebote von Auktionshäusern, die Kunst anbieten, die die Sammlung der Vereinigten Domstifter ergänzen oder vervollständigen könnte. „Aber dieses Foto hab’ ich tatsächlich auf Ebay entdeckt, und es hat auch nicht die Welt gekostet“, erzählt er der MZ. „Da musste ich also nicht lange überlegen, ob ich das Geld ausgebe.“
Foto aus der Nacht vom 12. zum 13. Oktober
Das Foto stammt aus der Zeit, nachdem im August 1940 bereits die ersten Bomben auf Merseburg gefallen waren. Das Foto zeigt eine Merseburger Hausgemeinschaft. Auf der Rückseite steht geschrieben: „Zur Erinnerung an den 25ten Fliegeralarm in der Nacht vom 12. zum 13. Oktober 1940. – Luftschutzkellergemeinschaft Markwardstraße Nr. 22“. Darunter hat jemand „MERSEBURG“ gestempelt. Laut Markus Cottin finde sich auch ein Hinweis auf Photo-Bönecke in der Kleinen Ritterstraße 15, die das Bild entwickelt haben.

Als das Foto entstand, gab es offenbar wieder einen der vielen Luftalarme in der Stadt. „Zwischen September 1940 und April 1944 blieben die für die Stadt folgenlos, also ohne Bombenabwürfe“, so der Archivar. Vermutlich deshalb sehe die Hausgemeinschaft so froh gelaunt aus und sei wohl auf die Idee gekommen, diesen 25. Bombenalarm im Foto festzuhalten.
„Die Kinder könnten noch am Leben sein“
Das Foto zeigt insgesamt 28 Personen, darunter elf Kinder. „Wir würden uns freuen, wenn jemand Informationen zu diesem Foto hat und uns dazu etwas sagen könnte“, ruft Cottin auf. „Es wäre ja durchaus möglich, dass sich jemand wiedererkennt. Denn die Kinder könnten immer noch am Leben sein. Sie müssten ja in den 1930er-Jahren geboren sein.“
Gemeinsam mit Joachim Riebel vom Kulturhistorischen Museum hatte Cottin versucht, etwas über das Haus und die Hausgemeinschaft herauszufinden. „Das Haus existiert nicht mehr, aber laut Merseburger Adressbuch von 1940, das im Historischen Stadtarchiv Merseburg aufbewahrt wird, wohnten im Haus in der Markwardstraße 22 neun Mietparteien“, erzählt Cottin.
Diese Menschen haben in dem Haus gewohnt
Genannt würden der Chemotechniker (Laborant) Karl Bayer, der Arbeiter (Schlammzieher) Franz Krüger, der Dreher Paul Menzel, ein Außenbeamter Adolf Müller, der Maschinenwärter Karl Pelka, der Berufsfeuerwehrmann Walter Röder, der Buchbinder Kurt Schröter und der Schlosser Oskar Schwarze. „Vielleicht helfen ja auch diese Namen in Verbindung mit dem Foto.“
Laut Joachim Riebel soll das interessante Foto in den Sammlungen des Kulturhistorischen Museums Schloss Merseburg aufbewahrt und im Merseburger Kreiskalender näher vorgestellt werden. Daher gebe es großes Interesse an Informationen über die gezeigten Personen. „Es wäre sehr schön, wenn zu diesem berührenden Zeitdokument weitere Informationen aufgefunden werden könnten“, meint Markus Cottin. „Vielleicht ist es auch möglich, von den Lesern der MZ mehr über die damaligen Lebensumstände zu erfahren.“
Wer Hinweise zu dem Foto hat oder sich selbst darauf erkennt, wendet sich an: Domstiftsarchiv Merseburg, Domplatz 7 in Merseburg, Telefon: 03461/82 33 73 oder per E-Mail an [email protected]