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Geiseltalsee Geiseltalsee: Wenn das Wasser zum Baden lockt

Von MARTIN WALTER 17.07.2012, 17:51

MÜCHELN/MZ. - Es ist einer der wenigen wolkenlosen Tage dieses Sommers. Die Sonne strahlt über ein riesiges, glänzendes Gewässer und spiegelt sich in ihm. Vor dieser anmutigen Kulisse begibt sich eine junge Frau im Bikini an das Ufer und tippt mit ihren Zehen die Wasseroberfläche an. Nach kurzem Zögern nimmt sie schließlich Anlauf und stürzt sich ins kühle Nass. "Das Wasser ist noch sehr kalt, trotzdem war es eine angenehme Erfrischung", sagt sie, als sie nach kurzer Zeit wieder herauskommt.

Normalerweise gäbe es nichts an dem Badegang auszusetzen, würde es sich bei dem Gewässer nicht um den Geiseltalsee handeln, der immer noch nicht freigegeben ist. "Mir ist schon bewusst, dass das Baden hier verboten ist. Ich sehe es jedoch nicht ein, etliche Kilometer für eine kurze Abkühlung zu fahren", erklärt die Frau, die in einem Anrainerort des Sees wohnt.

"Natürlich sollte man keine weiteren Gebäude am Ufer bauen, bis sicher ist, dass nichts passieren kann", deutet sie auf das naheliegende Hafengelände der Marina Mücheln hin und fügt hinzu: "Aber mein Gewicht kann doch keinen Hangrutsch verursachen".

Einige Kilometer östlich den See entlang, hinter der Halde Pfännerhall in Braunsbedra, erstreckt sich ein weiterer schöner Sandstrand. Dorthin hat es ebenfalls einige "Schwarzbader" verschlagen. "Ich finde die Wassertemperatur echt angenehm", sagt der junge Mann, der mit einem Freund und einer Freundin an den See gegangen ist, um "ein bisschen zu entspannen".

"Ich war auch schon im vorigen Jahr hier baden", gibt er zu und kann deshalb sogar einen Vergleich ziehen: "Seitdem haben sich die Algen extrem vermehrt. Man merkt sie schon, wenn man ein paar Meter hineinläuft." Bei seinen Bade-Besuchen wurde er bisher noch nie erwischt, wie er sagt: "Ich habe hier noch nie jemanden kontrollieren sehen, habe also auch keinerlei Angst davor".

Und die braucht er auch nicht unbedingt zu haben, wie aus einem Gespräch mit Frank Hoffmann, Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt Braunsbedra, hervorgeht. "Es wäre ein aussichtsloser Kampf, gegen diese Leute vorzugehen", erklärt Hoffmann und fügt hinzu: "Wir haben im Amtsblatt drauf hingewiesen, dass das Baden im Geiseltalsee noch nicht erlaubt ist und wer es dennoch macht, dies auf eigene Gefahr hin tut.

Außerdem haben wir in Neumark ein Schild mit den Verhaltensweisen, die am See gelten, aufgestellt. Wenn wir dennoch jemanden beim Baden erwischen sollten, so würden wir erst einmal mit ihm ins Gespräch kommen und ihn bitten, dies zu unterlassen."

Am westlichen Ende des Geiseltalsees gibt man sich bedeckter. Man gebe sich zwar Mühe, das Baden im Geiseltalsee zu unterbinden. Dennoch sei es natürlich eine Illusion, alle zu erwischen, die dies tun, hieß es von Seiten des Ordnungsamtes der Stadt Mücheln. Gerade wenn Veranstaltungen wie jüngst das Stadtfest anstünden, seien die wenigen Mitarbeiter natürlich an anderer Stelle gebunden, war zu erfahren.

Wenigstens auf Müchelner Seite dauert es bis zur Teilfreigabe des Sees ja nun höchstwahrscheinlich nicht mehr lange, so dass die eingangs erwähnte junge Frau bald ihre Runden völlig ohne Angst vor Repressalien drehen kann. An anderen Stellen des Sees sollte man das Baden jedoch auch nach der vom Land für Ende des Monats angekündigten Teilfreigabe möglichst unterlassen. Denn die Abschnitte außer bei Mücheln / Stöbnitz bleiben nach wie vor unbeaufsichtigt, so dass im Falle eines Unglücks kein Retter unmittelbar zur Stelle ist.