Geiseltalsee Geiseltalsee: Titel "Deutschlands größter künstlich angelegter See" nur auf Zeit

Merseburg - Der Geiseltalsee wird seinen Status als Deutschlands größter künstlich angelegter See verlieren. Die MZ erklärt, warum das so ist und was das für die Region bedeutet.
Welche Projekte machen dem Geiseltalsee Konkurrenz?
Vor den Toren der Stadt Cottbus soll in den nächsten zehn Jahren aus dem Tagebau Cottbus-Nord der Cottbuser Ostsee entstehen. Bis Ende 2015 wurde hier Braunkohle abgebaut. Jetzt werden die Tagebaugeräte abgebaut. Ende 2018 sollen Seeboden und Uferböschung hergestellt sein. Dann kann die Flutung beginnen. Sie wird fünf bis sechs Jahre dauern.
Noch größer ist das Projekt Garzweiler, einem Tagebau in Nordrhein-Westfalen. Dort wird nach wie vor Braunkohle abgebaut. Dann soll das Restloch im westlichen Teil des Tagebaus zum See umgestaltet werden. Ab 2045 soll 40 Jahre lang Rhein-Wasser eingeleitet werden.
Was bedeutet das für den Geiseltalsee?
„Der Geiseltalsee ist unser wichtigstes Tourismus-Projekt und ein zentrales Thema für den Saalekreis“, sagt Landrat Frank Bannert (CDU). Die überregionale Bedeutung sei durch den Cottbuser Ostsee nicht gefährdet. „Dann sind wir eben künftig Deutschlands tiefster künstlicher See.“ Worauf es ankomme, seien die Menschen. „Gastfreundschaft ist das schönste Gesicht einer Region.“
Was hat der Geiseltalsee bereits zu bieten?
Die südliche See-Hälfte kann genutzt werden. Es gibt einen Hafen in Mücheln. Jährlich wachsen die Wassersport-Möglichkeiten. Sie reichen vom Segeln über Motorboot- bis zum Floßfahren. Zwei Badestrände sind entstanden. Man kann campen, angeln und tauchen. Die Zahl der Ferienunterkünfte wächst ebenso wie das gastronomische Angebot. Ein Fahrgastschiff verkehrt auf dem See und eine kleine Bahn auf dem Uferweg.
Was ist nötig, um den Geiseltalsee überregional touristisch attraktiv zu machen?
See-Anrainerkommunen und Landkreis haben in einem Masterplan die wichtigsten Vorhaben zusammengefasst. Ihre Realisierung ist vor allem eine finanzielle Frage. Landrat Frank Bannert ist überzeugt, dass es Fördermittel dazu geben wird. Damit auch die Kommunen künftig ihren Eigenanteil aufbringen können, müsse man ernsthaft mit dem Land über die Verteilung der Gelder reden. Für die mehr als 350 000 Euro teure touristische Beschilderung werde gerade der Fördermittelantrag vorbereitet. Zum fehlenden überregionalen Marketing sagte Bannert, eine geeignete Struktur sei noch nicht gefunden. Fest stehe aus seiner Sicht aber, dass sich dazu Wirtschaftsvertreter und Kommunen gegenseitig brauchen. (mz)