1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Geiseltal: Geiseltal: Waldelefant zurück in der Pfännerhall

Geiseltal Geiseltal: Waldelefant zurück in der Pfännerhall

Von DIANA DÜNSCHEL 23.04.2013, 17:46
Ohne Augen und Rüssel sieht der Elefantenkopf ein bisschen gruselig aus.
Ohne Augen und Rüssel sieht der Elefantenkopf ein bisschen gruselig aus. Peter Wölk Lizenz

BRAUNSBEDRA/MZ - Am Ende dieses spannenden Nachmittags liegt der Waldelefant aus Bauschaum auf weißen Styroporplatten. Obwohl er in mehrere teils bis zu 100 Kilogramm schwere Einzelteile zerlegt ist, sieht er richtig echt aus mit der faltigen Haut, den Lehmspritzern vom letzten Schlammbad und den angegrauten Haaren hinter den Ohren. Nicht nur die Männer, die ihn gerade vom Lkw in eine der großen Werkhallen der Pfännerhall geschleppt haben, staunen und fassen vorsichtig zu.

Urte Dally vom halleschen Landesmuseum für Vorgeschichte unternimmt einen letzten Kontrollgang. Gibt es Transport-Beschädigungen? Müssen vielleicht die besonders sperrigen Rumpfteile mit je einem Bein für die Lagerung noch besonders gestützt werden, bis sie der Elefanten-Erbauer Martin Kroniger vor Ort wieder zusammensetzt?

Urte Dally hat den Transport am Montag von Braunschweig, wo der aufgerichtet vier Meter hohe Waldelefant mal wieder der Hingucker der letzten Station der Wanderausstellung „Elefantenreich“ war, nach Braunsbedra begleitet. Sie hat morgens das Einladen der in Luftpolsterfolie verpackten Teile in den Spezialtransport einer Kunstspedition überwacht, ihn vier Stunden während der Fahrt begleitet. Noch während das Ausladen im Gange ist, zücken sie und Peter Luckner, der Vorsitzende des Fördervereins Pfännerhall, ihre Kugelschreiber und unterschreiben den Vertrag, der die Dauerleihgabe vom Museum an den Verein bestätigt.

Jetzt ist es offiziell: Der Waldelefant, der 2010 nach original Knochenfunden aus dem Geiseltal nachgebildet worden war, ist nach Hause zurückgekehrt. 220 000 Jahre, nachdem er hier an einem Seeufer lebte. 25 Jahre nachdem die ersten Überreste im Zuge des Braunkohleabbaus nur knapp zwei Kilometer von der Pfännerhall entfernt wieder ans Tageslicht befördert wurden.

Darauf muss angestoßen werden. „Im Namen von Herrn Meller viel Spaß damit“, wünscht Urte Dally auch im Sinne ihres Kollegen, des Landesarchäologen Harald Meller. Saalekreis-Landrat Frank Bannert (CDU) und die Bürgermeister von Braunsbedra, Bad Lauchstädt und Mücheln sind gekommen. Dazu fast die komplette Mannschaft des Braunsbedraer Bauhofs. Sechs bis acht Mann seien zum Ausladen nötig, hieß es ursprünglich. Nun sind es fast doppelt so viele. Sogar ein Gabelstapler steht bereit, kommt aber angesichts der kompakten Muskelkraft gar nicht zum Einsatz.

„Das heute ist ein guter Anfang, aber mit vielen Verpflichtungen“, meint Frank Bannert mit Blick auf die Arbeit, die noch zu tun ist, bevor aus der Pfännerhall das neue geplante Geiseltal-Informations- und Besucherzentrum wird. „Wir sind diesem Ziel näher gekommen. Denn wir wissen alle, der See ist schön und sehenswert, reicht aber nicht, um die Menschen an die Region zu binden“, fügt er hinzu.

Der Waldelefant wird ein weiteres attraktives touristisches Angebot, ist sich auch Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) sicher. „Er ist authentisch, kann das ganze Jahr über bestaunt werden und ist für die Saison 2014 etwas Neues für die Besucher.“ So optimistisch ist auch der Förderverein Pfännerhall.

Auf einem druckfrischen Flyer, der am Montag verteilt wurde, ist ebenfalls von einer Präsentation ab dem Saisonbeginn 2014 die Rede. Dabei fehlt noch die Konzeption für die dauerhafte Präsentation von heimischen Fossilien. Und vor allem fehlt noch das Geld für eine ansprechende Umgestaltung der früheren Maschinenhalle der Brikettfabrik Pfännerhall. Deshalb gibt es auch eine neue Spendenaktion, für die der Flyer jetzt wirbt.

Alle in der Pfännerhall sind sich an diesem Nachmittag in einem einig: Ohne das Engagement von Peter Luckner wäre der Waldelefant nicht zurück. Der Design-Professor an der halleschen Burg Giebichenstein, laut eigener Definition „Prozessgestalter“, verfolgt zusammen mit dem Förderverein seit Jahren den Gedanken, den Elefanten und seine Wegbegleiter an ihren Ursprungsort zurückzubringen.

Im Asien-Urlaub im März erfuhr er, dass der Dickhäuter nach Abschluss der Wanderausstellung eventuell ins Geiseltal kommen könnte. Der Förderverein Pfännerhall aber war einer von mehreren Interessenten. Schnelles Handeln war nötig. Von der Ferne aus - gleich im Anschluss hatte der Professor einen Lehrauftrag in Shanghai - organisierte er den Transport und vor allem die Transportkosten, die nicht zuletzt durch Unterstützung des Merseburger Unternehmers Roland Karge aufgebracht werden konnten.

Erst am Sonntag zurückgekehrt, verfolgt Peter Luckner nun noch etwas müde das Geschehen. „Wenn das nichts geworden wäre, hätte ich alles hier hingeschmissen“, betont er. So aber hat der Vereinschef schnell neue Kraft getankt. Und im Geist sieht er es schon vor sich, das Besucher- und Informationszentrum mit dem Waldelefanten im Mittelpunkt, von dem immerhin im Büro nebenan bereits ein fertiges Modell existiert.

Ein eingepackter Stoßzahn
Ein eingepackter Stoßzahn
Peter Wölk Lizenz