Gegen Trockenheit im Saalekreis Gegen Trockenheit im Saalekreis: Sind Brunnen eine Bewässerungsalternative?

Merseburg - Von Juli 2018 bis Juni 2019 erreichte die Niederschlagsmengen an der Messstation Lodersleben nur in zwei Monaten das langjährige Mittel. In den übrigen zehn fiel teils deutlich weniger Regen als gewöhnlich. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die im zweiten Jahr in Serie schlechte Ernten beklagt und die teilweise noch unter die Dürreerträge von 2018 zurückfiel. Die anhaltende Trockenheit sorgt auch für Bauaktivitäten.
Privatleute und Gemeinden beantragen Brunnen für Bewässerung
Die Zahl der Brunnen nimmt massiv zu. So genehmigte das Umweltamt des Kreises 2017 lediglich 22 neue Brunnen. Im Vorjahr sprang diese Zahl auf 90. Und der Trend zur eigenen Wasserversorgung für den Garten hält an. Allein bis Mitte August dieses Jahres nickte das Umweltamt 86 weitere sogenannte Hausbrunnen ab. Die gestiegene Nachfrage nach dem eigenen Brunnen ist auch Dirk Preißler aufgefallen. Er ist Geschäftsführer der im Landsberger Ortsteil Zöberitz ansässigen Brunnenbaufirma Ibotech GmbH. „Das Geschäft hat angezogen. Es hat sich fast vervierfacht“, sagt er. Dabei komme die Nachfrage nicht nur von Privatleuten, sondern auch von Kommunen und Vereinen für ihre Sportplätze und aus der Landwirtschaft.
Die müsse ob der Trockenheit ihre Felder bewässern, weiß der Geschäftsführer aus Erfahrung. Entsprechend unterschiedlich sind die Brunnenkapazitäten die seine Mitarbeiter bohren. „Das reicht von kleinen Brunnen mit ein bis zwei Kubikmeter Wasser pro Stunde bis zu großen mit 50 bis 60 Kubikmetern.“ Die größere Nachfrage bedeutet für die Kunden vor allem längere Wartezeiten. Ein halbes bis Dreiviertel Jahr müsse man schon Vorlauf einplanen. „Im Frühjahr sagen, ich brauche jetzt schnell einen Brunnen, geht nicht.“ Die Nachfrage über mehr Personal aufzufangen, funktioniere aber auch nicht. Wie in so vielen Branchen sei es auch hier schwer Fachpersonal zu finden.
„An allen acht Messstellen sinken die Grundwasserstände seit 2012/13.“
Das vorhandene bohrt die Brunnen in die Grundwasserschichten. Im Schnitt gehe man bei einem Brunnen für den Hausgebrauch 25 bis 30 Meter tief. Bisher müsse man noch nicht deutlich tiefer bohren, sagt Preißler, aber der Grundwasserspiegel sei schon gefallen. Mit dieser Wahrnehmung liegt der Brunnenbauer richtig. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) hat sich auf MZ-Anfrage die Grundwassersituation im südlichen Saalekreis genauer angesehen.
Dabei hat es die Langzeitdaten von Messstationen in einem Streifen zwischen Gatterstädt und Günthersdorf ausgewertet. Das Ergebnis ist eindeutig: „An allen acht Messstellen sinken die Grundwasserstände seit 2012/13.“ In Göhrendorf, Gatterstädt und Schafstädt liegen die Grundwasserpegel schon seit 2015 unter dem langjährigen Mittelwert, seit 2018 gilt dies für alle Messpunkte. Für den aktuellen August sei dieses Mittel teils deutlich unterschritten worden, berichtet der LHW.
Am tiefsten muss man derzeit in Göhrendorf für Grundwasser bohren
In Merseburg-Meuschau und Schafstädt ist das Grundwasser mittlerweile auf historische Tiefststände abgesunken. In Meuschau beginnt die Grundwasserschicht im Schnitt 3,34 Meter unter der Messstation zum 1. September waren es 3,89 Meter. In Schafstädt fällt die Differenz deutlicher aus. Statt wie im Schnitt in einer Tiefe von 8,86 Meter war das Grundwasser hier im August erst bei 11,51 Meter anzutreffen.
Auch der Messpunkt Zschernedddel stand zuletzt nur einen Zentimeter über dem Allzeittief von 1967. Am tiefsten muss man derzeit in Göhrendorf für Grundwasser bohren. Das steht erst in 21,88 Meter Tiefe. Die LHW-Experten rechnen mit weiteren historischen Tiefständen. „Die Winterniederschläge 2019 waren nicht genug, um die Defizite auszugleichen.“ Um die mittleren Grundwasserstände wieder zu erreichen, müssten zusätzlich vier bis sechs Monatsniederschläge fallen. (mz)