Gastronomie in Langeneichstädt Gastronomie in Langeneichstädt: Nachfolger für Gaststätte "Zur Warte" gesucht

Langeneichstädt/MZ - Die Einrichtung wirkt ein wenig rustikal. Den Stil habe sie bewusst so gewählt, sagt Inge Temme. Es sei schon die zweite Generation an Tischen und Stühlen, die sie sich selbst angeschafft hat, verrät die Langeneichstädterin weiter und blickt sich kurz in der Gaststätte „Zur Warte“ um.
Seit Anfang der 70er Jahre ist Inge Temme hier beschäftigt. Ihr großer Traum sei es eigentlich nicht gewesen, Wirtin zu werden. „Ich bin gelernte Kindergärtnerin und habe auch mehrere Jahre in einem Merseburger Kindergarten gearbeitet“, erinnert sie sich. Ihr Mann war es schließlich, der die Idee hatte, in seinem Heimatort die Gaststätte „Zur Warte“ zu übernehmen.
Seit vielen Jahrzehnten sei die Gaststätte damals bereits Anlaufpunkt im Ort gewesen. Sie habe den damals üblichen Charme ausgestrahlt. „Wir waren nicht die Besitzer, sondern gehörten zum Konsum“, so Inge Temme. Der Konsum habe auch die Einrichtung gestellt, die wohl vergleichsweise spartanisch ausfiel. Die Gäste habe das allerdings nicht großartig gestört. Sie seien zuhauf gekommen, um gemeinsam einen gemütlichen Abend zu verbringen. Gleichzeitig wuchs Inge Temme mehr und mehr in das Geschäft hinein - und das im Prinzip gezwungenermaßen. „Mein Mann musste zur Armee“, blickt die Langeneichstädterin auf eine nicht einfache Zeit zurück. Die Wahl war, die Gaststätte abzugeben „oder ich musste mich während der 18 Monate im Alleingang darum kümmern“, sagt sie. Inge Temme entschied sich für letzteren Weg.
Die Gaststätte „Zur Warte“ ist benannt nach dem Wahrzeichen des Ortes Langeneichstädt - der Warte, einem mittelalterlichen Wachturm. Dieser ist seit unbekannter Zeit Ort und Träger von Pfingstbrauchtum. Er ist auch im Wappenbild von Langeneichstädt zu finden und wird von Vereinen und Betrieben namensgebend benutzt. Seit 1987 ist die Eichstädter Warte mit der Ausgrabung eines Steinkammergrabes mit Menhir und dem Abbild einer Dolmengöttin in das Licht internationaler Aufmerksamkeit gerückt. Als Ensemble bieten Warte, Steinkammergrab und Menhir einen touristischen Anziehungspunkt, dessen Pflege sich unter anderem der „Warteverein“ Langeneichstädt verschrieben hat.
Nach überstandener Armeezeit führte sie die Gaststätte Hand in Hand mit ihrem Mann. Dann kam die Wende und mit ihr auch die große Unsicherheit. Wie sollte es weitergehen? Zudem traf die Familie ein schwerer Schicksalsschlag. „1990 verstarb plötzlich mein Mann“, so Inge Temme. Mit zwei Kindern stand sie auf einmal allein da. Und wieder hatte die nun erfahrene Wirtin zwei Optionen: „Ich konnte die Gaststätte unter den neuen Bedingungen weiterführen oder aufgeben“, erinnert sie sich. Eine andere Gaststätte im Ort hatte der Wirtin zufolge in der Zeit dicht gemacht. Inge Temme machte weiter. Zunächst galt es, eine neue Einrichtung zu beschaffen, um dadurch ein passendes Ambiente zu kreieren. „Die Leute kannten ja mittlerweile die Gaststuben aus den alten Bundesländern. Da musste ich mich anpassen“. Weiterhin wurde die Karte erweitert. Dennoch sei die Zahl der Gäste zunächst zurückgegangen. Von einem Einbruch konnte aber nicht die Rede sein. Mehr als zehn Jahre lang habe sie gut wirtschaften können.
Erst mit dem Euro sei ein Knick gekommen. Aber auch den hat die Langeneichstädterin verkraftet. Einträglich seien beispielsweise Veranstaltungen wie etwa Klassentreffen oder Familienfeiern. Außerdem gibt es noch einen Stammtisch, zu dem sich Gäste regelmäßig einfinden.
Im Zuge des Nichtraucherschutzgesetzes bekam die Gaststätte eine Trennwand, die den Raucherbereich abteilt. Inge Temme sieht sich mit ihrer Gaststätte gut aufgestellt. Dennoch soll Anfang kommenden Jahres Schluss sein. Mitte Januar wird Inge Temme zum letzten Mal die Tür der Gaststätte „Zur Warte“ aufschließen.
Stammgäste hätten sie regelrecht bekniet, doch noch länger weiterzumachen. „Aber irgendwann muss Schluss sein“, sagt die Langeneichstädterin. Sie wolle ihr Leben noch ein wenig genießen, unter anderem viel Zeit mit den Enkelkindern verbringen. „Freie Wochenenden? So etwas gab es für mich nicht“, erwähnt die Wirtin, die die lange Zeit dennoch nicht missen möchte. Nur eines stört sie ein wenig: „Ich habe immer noch keinen Nachfolger gefunden“, bedauert Inge Temme. Sie wünscht sich sehr, dass die Gaststube „Zur Warte“ auch nach ihrem Rückzug noch für Gäste offen steht.