Burg Querfurt Garten an der Burg Querfurt: Die Apotheke der Ritter

Querfurt - „Einen Burggarten außerhalb der Burg gab es nicht“, sagt Regina Kreitel und fügt hinzu: „Das wäre auch schwierig gewesen, weil man dort nicht hinkam, wenn die Burg belagert war.“ Innerhalb der Festung in Querfurt war das Grün dezentral angelegt, so die historischen Aufzeichnungen. Trotzdem ist vor vielen Jahren an der Westseite der Burg ein Garten angelegt worden.
Dessen Pflege stand jedoch nicht immer ganz oben auf der Prioritätenliste und ist vor allem eins: personenabhängig. Doch seit drei Jahren wird er aufwendig hergerichtet und mit einem Konzept versehen. Er soll im Burgensemble nun mehr Bedeutung gewinnen.
Der 1. März 2018 ist für Regina Kreitel ein Datum, das ihr in Erinnerung geblieben ist. Damals begann sie die zweite Hälfte ihres Bundesfreiwilligendienstes, der die Leimbacherin direkt in den Burggarten verschlug. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Garten mit Struktur und Liebe zum Detail zu neuem Glanz zu verhelfen. „Es gibt nicht viel Literatur zu Pflanzen im Mittelalter“, sagt die gelernte Gartenbauingenieurin.
Doch sie habe versucht, sich so gut wie möglich einzulesen und Ideen zu sammeln. Daher zeigt der Garten nun Pflanzen, die die Menschen zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert angepflanzt und vor allem genutzt haben. „Es ist die Apotheke der Ritter“, meint Kreitel mit Blick auf die vielen Heilpflanzen, die sich heute auf dem Gelände wiederfinden. Nicht immer weisen wir den Pflanzen heute dieselbe Bedeutung zu, wie die Menschen im Mittelalter es taten. Doch in aller Regel, so Kreitel, finde sich ein Quäntchen Wahrheit in den Geschichten, die sich um die Pflanzen ranken.
Beibehalten hat die Leimbacherin die grundlegende Struktur des Gartens, die von fünf großen Beeten ausgeht. Jedes von ihnen ist anders eingefriedet, jedes hat ein eigenes Thema. Neu sind dabei ein Märchen- und ein Hexenbeet, die dem Charakter der Filmburg Querfurt Rechnung tragen.
So findet der Besucher beispielsweise die Alraune, eine Pflanze, die bei Jüngeren vor allem durch die „Harry Potter“-Bücher an Bekanntheit gewonnen haben dürfte. Das Märchenbeet, widmet sich Pflanzen, die in den Erzählungen der Gebrüder Grimm eine Rolle gespielt haben und wird von Rosen ergänzt, deren Namen Märchen gewidmet sind.
Dazu gibt es auch ein kleines Rätsel, das man vor Ort lösen kann. Ergänzt worden ist der Garten sogar noch um grüne Bänke, die mit Gras bepflanzt wurden, wie im Mittelalter. Ein Grund, warum sie damals so gestaltet wurden, könnte die Kälte gewesen sein. „So hat man höher und auf einer von der Sonne gewärmten Fläche gesessen“, sagt Kreitel. Ob die Besucher, die grünen Bänke als solche wahrnehmen, wird wohl der nächste Sommer zeigen.
Doch bis dahin ist der Burggarten immer dann kostenfrei geöffnet, wenn Personal in Burgnähe ist, um den ihn auf- und zuzuschließen. Feste Zeiten kann es jedoch nicht geben. Der Garten soll zukünftig nicht nur weiter gepflegt werden, sondern auch stärker in den Fokus des Burgensembles rücken, verspricht Burgmanager Christian Linke.
„Da das Burggelände derzeit aufgrund der Baustelle nicht besucht werden kann, haben wir eine Führung entlang der Burg zum Garten angeboten“, sagt Linke. Erstmals habe die am 3. Oktober stattgefunden. Das sei gut angekommen und soll daher am Samstag, 31. Oktober, wiederholt werden. Neu ist zudem auch, dass der Garten nun als solcher mit einem eigenen Logo vermarktet wird.
Regina Kreitel ist mittlerweile nicht mehr Bufdi, sondern beratend für den Burggarten tätig und gibt auch Führungen. Linke freut sich derweil über neuerlichen Personalzuwachs. „Wir haben wieder eine Bundesfreiwilligendienstleistende, die nun sogar bis Februar 2021 verlängert wurde.“ Nur so sei es auch finanziell möglich, die Pflege aufrechtzuhalten. (mz)


