"Es war wie eine Beerdigung" Fußball in Merseburg: SV 99 stimmt für Fusion mit VfB Imo zu 1. FC Merseburg

Merseburg - An diesem Abend in der Merseburger „Gartenlaube“ hätten die Meinungen nicht unterschiedlicher sein können. Ein Großteil der anwesenden Mitglieder des SV Merseburg 99 wollte offenbar, dass ein Schlussstrich gezogen wird, auch wenn das bedeutet, dass es ihren Verein bald nicht mehr geben wird. Andere wollten genau das verhindern. Am Ende gab es in der nichtöffentlichen Mitgliederversammlung aber eine ganz klare Entscheidung: 48 Stimmen für die Auflösung des Fußballklubs zum 30. Juni dieses Jahres und den Beitritt zum VfB Imo Merseburg.
Sieben Mitglieder stimmten dagegen, vier enthielten sich der Stimme. Damit war das Aus für den Traditionsverein besiegelt, der im Sommer dieses Jahres 120 Jahre alt geworden wäre. „Aber für Tradition kann man sich nunmal nichts kaufen“, sagte Andreas Wellmann, der Vize-Präsident, im MZ-Gespräch. Das hätten auch einige der langjährigen Mitglieder verstanden, die erkannt hätten, dass es keinen anderen Weg gebe, als gemeinsam mit Imo im neuen Verein 1. FC Merseburg aufzugehen, der am 1. Juli gegründet werden soll.
Mitglied von Merseburg 99: „Mir hat es fast das Herz zerrissen“
„Mir hat es fast das Herz zerrissen“, sagte einer der seit Jahrzehnten Mitglied bei 99 ist, der MZ nach der Abstimmung. „Es war für mich wie eine Beerdigung.“ Eine anderer hatte am Abend noch versucht, die Abstimmung zu verhindern, weil seiner Meinung nach die geänderte Tagesordnung der Mitgliederversammlung nicht fristgerecht rausgeschickt worden war. Das sei alles korrekt gewesen, sagte Wellmann. Es seien lediglich zwei Punkte hinzugefügt und die neue Tagesordnung bestätigt worden, so dass die Abstimmung ihre Richtigkeit gehabt habe.
Während der Mitgliederversammlung hatte ein Mitglied die Frage gestellt, warum der verschuldete Verein, dessen Verbindlichkeiten nach MZ-Informationen im fünfstelligen Bereich liegen, nicht Insolvenz angemeldet habe. In diesem Fall würde wohl laut Satzungsrecht nicht nur der geschäftsführende Vorstand, sondern auch der Ex-Präsident des Vereins 99er, Marcus Skowronek, haften, der nicht mehr im Vereinsregister stehen soll. Wellmann erklärte gegenüber der MZ, dass man noch Einnahmen haben werde und die Verbindlichkeiten bis 30. Juni auf null fahren wolle. „Wir wollen sauber in den neuen Verein gehen.“
Wenn Imo zustimmt, wird am 1. Juli der 1. FC Merseburg gegründet
Wenn am 11. April auch die Mitglieder des VfB Imo Merseburg dafür stimmen, sich mit dem SV Merseburg 99 zusammenzutun, dann würde am 1. Juli der 1. FC Merseburg gegründet. Der VfB Imo würde sich dazu umbenennen. „Allerdings brauchen dann trotzdem alle Spieler beider Vereine neue Spielerpässe und alle Mitglieder müssen neue Mitgliedsanträge ausfüllen, denn für den Landesfußballverband gilt das als Neugründung“, erklärt Wellmann.
Bei der Versammlung am 11. April soll nicht nur der Zusammenschluss zum 1. FC Merseburg, sondern auch gleich die Satzung des neuen Vereins beschlossen werden. Zum Zeichen, dass beide Vereine im neuen Klub gleichberechtigt sind, soll es künftig einen dritten Vereinsvorsitzenden geben, der ebenfalls an diesem Abend gewählt werden soll. Sein Name: Andreas Wellmann.
Wie es mit der aktuellen Spielstätte der 99er, dem Stadtstadion, künftig weitergeht, ist noch nicht geklärt. Die Stadt wollte es eigentlich an den Verein übergeben, um selbst Kosten zu sparen. „Aber kein Verein kann aus eigener Kraft 150.000 Euro pro Jahr für den Betrieb eines Stadions aufbringen“, sagt Wellmann. „Da muss die Stadt uns etwas zahlen.“ Die Stelle des Sportstättenmitarbeiters, der sich aktuell um das Stadion und um das Kegelparadies kümmert, fällt zum Jahresende weg. (mz)