Kindertagesstätten Freie Kita-Plätze in Merseburg, die es nicht gibt

Merseburg - In der Stadt Merseburg laufen Eltern aus Protest Sturm. Grund sind fehlende Plätze in Kindergärten und Krippen, die es laut einer Statistik des Landkreises gar nicht geben dürfte. „Nach den Zahlen, die wir von den freien Trägern bekommen haben, müssten in Merseburg aktuell 205 freie Plätze in den Kitas, Kinderkrippen und den Schulhorten zur Verfügung stehen“, sagt Reinhard Mattes, Jugendamtsleiter in der Kreisverwaltung.
Viele Familien haben Kinder in mehreren Einrichtungen angemeldet
Allerdings ist auch dem Kreis nicht verborgen geblieben, dass an dieser Rechnung etwas nicht stimmen kann. Eltern berichten von Wartelisten. Viele Familien haben Kinder in mehreren Einrichtungen angemeldet, um überhaupt eine Chance auf einen Platz zu bekommen. „Wir müssen endlich klären, warum es in Merseburg diese Probleme gibt“, meint Verena Späthe (SPD), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses im Kreis. Eine Art Untersuchungskommission soll sich nun mit dem Fall befassen und nach einer Lösung suchen.
„Platzprobleme haben wir seit Jahren“
„Also eines ist klar, mit der gestiegenen Zahl an Flüchtlingskindern haben die Engpässe nichts zu tun. Die Platzprobleme haben wir seit Jahren“, sagt Daniel Stahnke (SPD), der Chef des Bildungsausschusses in Merseburg. Seine Erklärung: Viele Plätze seien wahrscheinlich blockiert, weil die Kitas sie für Geschwisterkinder freihalten würden - oder für Kinder, die aus der Krippe in den Kindergarten wechseln. Amtsleiter Mattes wiederum schließt nicht aus, dass die freien Träger die Kapazität mancher Häuser nicht ausreizen, weil ihnen Personal fehlen könnte. „Es besteht zudem die Möglichkeit, mit Ausnahmegenehmigungen mehr Kinder aufzunehmen. Allerdings haben die Träger keine Anträge gestellt. Vermutlich liegt das an ihrer Kostenrechnung.“ Stahnke sieht das anders. Er wisse, dass einige Träger Sondergenehmigungen in Anspruch nehmen wollten, um die Situation zu entschärfen. „Allerdings waren sie an den strengen Vorschriften gescheitert.“
Gemeinsame Strategie für Keis und Kommunen
Auch andere Städten und Gemeinden im Kreis melden einen Kinderboom, darunter Bad Dürrenberg und Kabelsketal. Auch hier sind Kitas rappelvoll. Stahnke fordert daher ein Betreuungsmodell für den Saalekreis. „Der Kreis und die Kommunen sollten eine gemeinsame Strategie erarbeiten.“ Schließlich könne man nicht warten, bis das Land sein umstrittenes Gesetz zur Kinderförderung überarbeitet.
Unterdessen treibt der Mangel an Kita-Plätzen immer buntere Blüten. Laut Kreis melden sich Mütter bereits in Kitas an, wenn sie schwanger geworden sind. (mz)