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Feuerwehrfrau Maria kann sich ihren Traum erfüllen

Von ELKE JÄGER 24.07.2009, 14:30

BAD LAUCHSTÄDT/MZ. - Die 19-jährige ist begeisterte Feuerwehrfrau und verpasst keinen Termin. Aufmerksam verfolgt sie beim Training die Vorführungen, prägt sich jeden Handgriff ein. Und dass es bei Übungen auf schnelles Reagieren ankommt weiß sie genau.

Nur im Ernstfall, wenn die Lauchstädter Feuerwehr zu einem Brand oder einem Unfall gerufen wird, fährt Maria nicht mit. Diese Belastung wäre, auch psychisch, zu groß - für alle. Maria Jentsch, eine aufgeweckte junge Frau, die Fröhlichkeit ausstrahlt, wird immer jemanden brauchen, der auf sie achtet. Sie hat gerade in der "Schule des Lebens" in Merseburg ihren Abschluss erreicht und ist nun mit ihrer Mutti auf der Suche nach einem passenden Werkstattplatz.

"Dass Maria anders war, ist uns schon aufgefallen, als sie ein Baby war", erzählt Gabriele Jentsch. Woran es lag, haben die Ärzte nicht herausgefunden. Zuerst hieß es, das Kind sei halt entwicklungsverzögert. Später stellte sich heraus, dass Maria nicht lesen und schreiben lernen kann. "Mit Zahlen, das funktioniert prima", lächelt die Mutter ihrer Tochter zu, "aber Worte flüssig lesen, das schafft sie nicht." Trotzdem soll Maria so normal wie möglich leben.

Seit einem Besuch mit ihrer Schulklasse bei der Feuerwehr in Merseburg schwärmte Maria davon, schaut Frau Jentsch zurück. Da habe sie sich ein Herz gefasst und Karsten Pfitzner, den Wehrleiter von Bad Lauchstädt, gefragt. "Er hat gesagt, wir sollen doch mal vorbeikommen", schildert sie. Mit einer Zusage hatte sie im Grunde ihres Herzens nicht gerechnet. "Ich dachte, da kommt sie nie rein", beschreibt sie ihre Gefühle und ist dem Wehrleiter und allen Kameraden überaus dankbar, dass sie Maria aufgenommen haben - und sie annehmen.

"Sie macht aktiv mit bei uns und wird von den anderen akzeptiert", kommentiert Wehrleiter Pfitzner diese Regelung. Dass dies nicht selbstverständlich ist, weiß er auch. Einsätze kämen aber auf keinen Fall in Frage, das wurde vorab geklärt. Gabriele Jentsch, Krankenschwester in der Gerontopsychiatrie im Klinikum Querfurt ist froh, dass ihr Kind hier integriert ist. "Dass es so ideal läuft, habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht", gibt sie zu.

Als Mitglied der Jugendfeuerwehr musste Maria wie die anderen eine Prüfung ablegen. "Über den Brandschutz und wie man sich verhalten muss, wenn man einen Brand bemerkt", erzählt sie davon. Weil das wegen ihres Handicaps mit Lesen nicht geht, hat sie mit Hilfe einer DVD geübt. Die Oma besorgte zur Unterstützung noch ein Feuerwehrspiel.

Auch zu Hause hat die 19-Jährige ihre Pflichten und trägt Verantwortung. Sie kümmert sich um die Wellensittiche Franco und Max, um Katze Vicky und den Einkaufsplan. Dass ihre Tochter einen starken Willen hat, spürte die Mutti zeitig. Bei ihrer Erstkommunion hat es Maria durchgesetzt, dass sie Hosen tragen durfte - kein Kleid. Beruflich hat sie auch feste Vorstellungen. Die Tests in geschützten Werkstätten stehen jetzt an. Am liebsten würde sie mit Holz arbeiten, "auf keinen Fall" in der Küche oder Wäscherei. Das wird sie schon schaffen.