Fakten und Zahlen Fakten und Zahlen: Das ist die Werkbahn in Schkopau
Seit acht Jahrzehnten vernetzt die Werkbahn in Schkopau die Chemieindustrie mit der Region. Rohstoffe werden ins Werk geliefert, Güter wieder herausgebracht und an weitere Umschlagplätze transportiert. Geprägt wurde die Geschichte von einer Reihe interessanter Fakten und Zahlen, die die MZ an dieser Stelle kurz vorstellen will.
Während die Werkbahn im Laufe der Jahre und vor allem mit der politischen Wende eine echte Talfahrt erlebte, ging es seit der Gründung der Mitteldeutschen Eisenbahn GmbH im Jahr 1998 wieder bergauf. Betrug der Jahreserlös kurz nach der Gründung noch knapp 10,5 Millionen Euro, waren es zuletzt 59,2 Millionen. Nach zahlreichen Entlassungen bei der Werkbahn wurde das Personal bei der MEG aufgestockt. In allen Betrieben arbeiten inzwischen mehr als 300 Mitarbeiter.
Die Transportleistung der MEG liegt stabil bei 19,1 Millionen Tonnen im Jahr. Für den Standort Schkopau sind vor allem die Kohlezüge interessant. So rollen zwischen dem Tagebau in Profen und dem Kraftwerk Schkopau täglich 18 voll beladene Züge mit 22 000 Tonnen Braunkohle. Für die Entladung der Waggons ist der Lokführer selbst verantwortlich. Jeder Waggon wird einzeln entleert. Dieser Prozess dauert bei einfachen Zügen bis zu einer Stunde.
Vor vier Jahren nahm die MEG die erste Hybridrangierlok-Flotte Europas in Betrieb. Damit ist das Unternehmen ein Vorreiter beim Thema Umweltschutz. Laut Angaben des Unternehmens können bis zu 42 Prozent Kraftstoff durch die moderne Technologie eingespart werden. Auch der Lärm konnte so reduziert werden.
Zu Beginn verfolgten die Planer der Werkbahn angeblich die Strategie, aus der privaten Grubenbahn Leuna-Geusa-Beuna heraus ab Geusa ein Privatgleis in nördliche Richtung bis zum Werk zu verlängern, um so Transportkosten zu sparen. Allerdings traf diese Variante sehr schnell auf Widerstand bei den betroffenen Großgrundbesitzern.
Die wichtigsten Rohstoffe für das Werk kamen aus rund 40 Lieferorten. Mehr als die Hälfte davon befand sich mit dem mitteldeutschen Raum in näherer Umgebung des Chemiewerkes. Aber auch Lieferungen aus dem Ruhrgebiet und Koks aus dem schlesischen Waldenburg kamen an.
Dass die Braunkohle zu den wichtigsten Transportgütern zählt, zeigt die Bilanz. So wurden zwischen 1945 und 1970 sage und schreibe 88 Millionen Tonnen des Brennstoffs aus dem Geiseltal nach Schkopau transportiert. Ab 1967, nachdem die Vorräte zur Neige gegangen waren, wurde Profen angezapft, das das Kraftwerk bis heute beliefert.
Fanden einst sämtliche Transporte und Versendungen auf der Schiene statt, hat die Bedeutung der Werkbahn am Chemiestandort über die Jahre deutlich nachgelassen. Zur Jahrtausendwende wurden nur noch 22 Prozent der Stoffe auf der Schiene transportiert. 54 Prozent gelangten über das Pipeline-System an ihren Zielort. Der Rest der Transporte wurde über die Straße abgewickelt.
Nach dem Kriegsende hatte die Werkbahn mit großen Problemen zu kämpfen. 1946 übernahm die Werkbahn den Kohletransport aus dem Geiseltal nach Schkopau. Die Reichsbahn stellte dafür zwei nicht mehr fahrtüchtige Dampflokomotiven zur Verfügung. In den eigenen Werkstätten der Werkbahn wurden diese wieder flott gemacht. Dennoch: Kriegsschäden, fehlende Ersatzteile und schlechte Brennstoffe sorgten im täglichen Verkehr immer wieder für Störungen. ram