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Fachgymnasium Fachgymnasium: Coole Schüler und Pauker mit Gefühl

06.02.2002, 13:30

Merseburg/MZ. - Du bist Schulleiter. Was würdest du verändern? Jessica weiß es sofort. "Einen großen Parkplatz bauen, denn in der Nähe des Gymnasiums einen Parkplatz zu finden ist schwerer, als manche Klassenarbeit." Und du, Thomas? Der legt die Stirn in Falten und antwortet auch wie aus der Pistole geschossen: "Die Schulspeisung einführen."

Na, gut, bis sie selbst vielleicht mal auf der Karriereleiter ganz oben stehen, ist noch ''ne Menge Zeit, aber mit ihren beiden Wünschen haben sie genau das angesprochen, was sich viele im Fachgymnasium der Betriebsberufsschule I in Merseburg wünschen. Ansonsten alles in Butter?, wollen wir von Jessica Harport - sie ist 20 Jahre und hat die Wirtschaftsrichtung des Gymnasiums eingeschlagen und von Thomas Winz - 17 Jahre und marschiert in die Technikrichtung - wissen.

Jessica scheint sich am Fachgymnasium, was seit zehn Jahren besteht, total wohl zu fühlen. "Die Ausbildung ist gut. Später, im Studium habe ich doch nur Vorteile aus der fachspezifischen Ausbildung. Ich will mal in die Wirtschaft." Was sie nicht unerheblich findet - sie macht bald ihr Abitur, drückt also schon ganz schöne lange im Gymnasium die Schulbank: "Die Lehrer hier sind einwandfrei." Da schaltet sich auch Thomas ein, der in Bad Lauchstädt - ein "Schlafnest", wie er sagt, ins Gespräch: "Stimmt, die Lehrer sind noch nicht so komisch, wie an anderen Schulen. Die sind noch nicht so fertig mit der Welt." Großes Lob also an die Pauker, die (wie wir so hinter den Kulissen gehört haben, tatsächlich immer ein offenes Ohr für die Mädchen und Jungen haben sollen). Noch einmal Jessica: "Die betrachten es ganz locker, hier zu arbeiten. Der Funke schlägt über und so macht lernen Spaß."

Ganz so sprudelt Thomas nicht aus sich raus, aber es ist zu spüren - auch er fühlt sich im Fachgymnasium wohl. Meistens. "Naja, es wird viel Geld reingesteckt. Wir haben echt coole Technik bekommen. Aber der Raum 14 könnte auch mal Farbe vertragen." Ein Tag im Fachgymnasium ist ganz schön lang erzählt der 17-Jährige. Meistens sei er erst kurz vor vier zu Hause. "Ist eben ein Volltimejob", gibt er zu. Darum heißt es für ihn nach dem Schulstress: Faulenzen mit Moni, seinem Kaninchen (ist ein Männchen - Fehler, auweia) ohne Ende.

Jessica paukt. "Aber hallo, das muss doch jeder kapiert haben, dass das und auch Hausaufgaben zur Schule dazu gehören." Oder wir finden sie in der Redaktion der Schulzeitung mit dem ach, so leichtem Namen "Xenophiler Onderground". Hier macht sie seit drei Jahren mit. Toll findet sie, dass in diesem Blatt von Schülern Themen angesprochen werden, die ihnen auf den Nägeln brennen. Zum Beispiel? "Vor einiger Zeit war eine Lehrerin schwanger. Unsere Leistungskursstunden wurden reduziert. Das fanden wir echt blöd." Kritik am richtigen Platz und ohne Frust von "oben". Denn auch im Lehrerzimmer hatte man für die Sorgen der Schüler Verständnis. "Die fanden gut, dass wir uns solch einem Thema zugewendet haben", erinnert sich die 20-Jährige.

Am Wochenende jobbt sie in einem Baumarkt. Jeder Euro wird gebraucht, denn Jessica hat schon eine eigene Wohnung. Dann aber heißt es auch für das sympathische Mädchen: Wochenende mit vollem Programm: Disko, Freund, ausschlafen.

Petra Wozny