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Expedition Expedition: Merseburg ruft Polynesien

Von TIlo Krippendorf 04.08.2013, 16:06
Die deutschen Amateur-Funker beim Aufstellen einer Antenne auf Samoa. Rund 67 000 Kontakte stellten sie in knapp zwei Wochen her.
Die deutschen Amateur-Funker beim Aufstellen einer Antenne auf Samoa. Rund 67 000 Kontakte stellten sie in knapp zwei Wochen her. Privat Lizenz

Merseburg/MZ - Ein wenig Verschrobenheit ist nötig, um im digitalen Zeitalter Funkamateur zu sein. Man braucht mehr als nur Ahnung von Technik und Physik. Geographiekenntnisse können auch nicht schaden. „Die hohe Schule des Amateurfunks ist es, in möglichst alle Länder der Erde einmal Funkkontakt herzustellen“, erklärt Joachim Persing vom Merseburger Luftfahrt- und Technikmuseum die Leidenschaft vieler seiner Freunde. 340 Länder gibt es offiziell im Funkverkehr, die politischen Grenzen spielen mitunter keine Rolle.

Um auch Länder kontaktieren zu können, die selbst keine Funkamateure haben, gibt es Funkexpeditionen. Dietmar Lindner aus Uichteritz war im April bei einer solchen dabei. Es ging gemeinsam mit 14 anderen Funkern in die Südsee. Der polynesische Inselstaat Samoa wurde so für 14 Tage eine begehrte Funkstelle in aller Welt, auch in Merseburg. „Wir haben 67 000 Kontakte in diesen Tagen hergestellt“, erzählt Lindner. Funker aus Amerika, Japan und Europa waren dabei am aktivsten. Zeit für Entspannung im Südsee-Paradies blieb wenig. Die Teilnehmer der Expedition richteten einen Schichtdienst ein, wer nicht funkte, schlief oder der sprang zur Abkühlung auch mal in den Pazifik.

„Derzeit herrschen gute Bedingungen, um über sehr weite Entfernungen zu funken“, erklärt Lindner. Aufgrund erhöhter Sonnenaktivität wird die Atmosphäre mehr als normal ionisiert, das erleichtert den Kontakt um den halben Planeten. Knapp 16 000 Kilometer ist Samoa von Merseburg entfernt. Die Funkwellen gehen dabei fast genau über den Nordpol.

Bei der privat organisierten Expedition musste genau geplant werden. Fünf Kilogramm persönliches Gepäck lag jeweils in den Koffern der Teilnehmer. Der Rest bestand aus Funk-Ausrüstung. Große Antennen wurden vorab per Post nach Polynesien verfrachtet.

„Bis Samoa ist man knapp 30 Stunden in der Luft, danach ist man schon etwas kaputt“, erzählt Lindner. Doch zum Ausruhen unter Palmen bleibt keine Zeit. Im Internet wurde vorher bekanntgegeben, wann zur abgelegenen Insel Kontakt aufgenommen werden kann, an den heimischen Geräten warteten also tausende Funker auf ein Signal aus der Ferne. Da einige Antennen aber beim samoanischen Zoll fest hingen, bastelten die Funker kurzerhand selbst Antennen und stellten die ersten 12 000 Verbindungen in alle Welt her.

Für den Uichteritzer Lindner war es nicht die erste Expedition dieser Art. „Im vergangen Jahr waren wir auf Niue, das ist gleich um die Ecke“, so Lindner. Dass heißt: Die Insel ist nur etwas über 600 Kilometer von Samoa entfernt. Ob es auch im nächsten Jahr wieder eine Expedition geben wird, sei derzeit noch unklar, sagt der Funkamateur mit der international einmaligen Kennung DL2HWA.

Der elfjährige Eric ist jüngstes Mitglied der Merseburger Funker.
Der elfjährige Eric ist jüngstes Mitglied der Merseburger Funker.
Junghans Lizenz
Amateurfunker DL2HWA Dietmar Lindner: „Derzeit herrschen sehr gute Bedingungen.“
Amateurfunker DL2HWA Dietmar Lindner: „Derzeit herrschen sehr gute Bedingungen.“
Tilo Krippendorf Lizenz