Engagement im Sozialamt Engagement im Sozialamt Merseburg: Der Syrer Majde Alsalame ist einer von 15 Integrationslotsen im Saalekreis.

Merseburg - „Am Anfang nannten wir ihn im Amt ,Radiergummi’, weil das das erste arabische Wort war, dass wir von ihm gelernt haben“, lächelt Sachbearbeiterin Anni Gürke. „Ja, genau - ,Memha’ ist das Wort“, sagt Majde Alsalame, der seit 15 Monaten in Deutschland lebt.
Syrer Majde Alsalame arbeitet ehrenamtlich als Übersetzer für das Merseburger Sozialamt
In seinem Heimatland Syrien hatte der Mann aus Damaskus gerade zwei Jahre Jura studiert, als er mit seiner Mutter und seinen Schwestern vor dem Krieg fliehen musste. In Deutschland will er allerdings nicht nur Gast sein, sondern sich nützlich machen. Schon vor einigen Monaten, als sein Deutsch zusehends besser wurde, fing er an, anderen Asylbewerbern und Flüchtlingen zu helfen, indem er für sie zum Beispiel bei Behördengängen übersetzte.
Seit zwei Monaten ist der 26-Jährige ein sogenannter Integrationslotse im Saalekreis und arbeitet nahezu ehrenamtlich im Sozialamt. Dafür hat er einen Vertrag mit der Kreisverwaltung, damit er im Zweifel auch versichert ist.
Im Sozialamt unterstützt er zum Beispiel Anni Gürke und ihre zwölf Kollegen, falls es Verständigungsprobleme mit den Kunden gibt. Denn sie besprechen mit den Flüchtlingen alles, was mit den Leistungen zu tun hat, die sie bekommen. Dazu müssen die Antragsteller jede Menge Fragen beantworten. Ohne gute Deutschkenntnisse für viele schwierig. „Natürlich versuchen wir es zuerst ohne Hilfe, und wir versuchen es auch mit Englisch, selbst wenn das nicht ganz perfekt ist.
Wenn allerdings auch die Hände zur Verständigung nicht mehr ausreichen, bitten wir Majde um Hilfe“, erzählt die 28-Jährige. Eigentlich sei er an den Sprechtagen immer da. „Und wenn nicht, dann rufen wir ihn an und regeln das am Telefon.“
Vertrauen und Sicherheit für Antragssteller
Wenn die Antragsteller zum Sozialamt kommen, seien die natürlich auch etwas aufgeregt. „Da ist es gut, wenn jemand da ist, der entweder ihre Muttersprache spricht, oder eine Sprache, über die sich beide verständigen können.“ Majde Alsalame spricht Arabisch, Türkisch, Englisch und Deutsch. Seine Anwesenheit gibt sowohl den Kunden als auch den Mitarbeitern Sicherheit.
Auch wenn es droht, mal etwas hitzig zu werden, kann er ein wenig beruhigen. „Aber ganz ehrlich - ich persönlich habe noch keine schlechten Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht“, sagt Anni Gürke, die zuvor beim Jobcenter des Saalekreises gearbeitet hat und im Oktober 2015, als die Zuwanderung besonders groß war, ins Sozialamt gewechselt war.
Majde Alsalame hilft aber nicht nur im Amt, sondern auch bei der Wohnungssuche oder begleitet Landsleute und andere Asylbewerber zum Arzt, ins Krankenhaus oder zum Rechtsanwalt. „Eigentlich bin ich jeden Tag unterwegs, um zu übersetzen.“
Integrationslotsen wie ihn, die auch in den Familien helfen, gibt es derzeit 15 im Saalekreis. Für ihre Arbeit erhalten sie je nach Leistung 50, 100 oder 200 Euro im Monat. Dieses Geld kommt vom Land. „Und es ist dazu gedacht, dass sie davon Fahrkosten bezahlen oder auch mal eine Schreibblock kaufen können“, erklärt André Wähnelt, der Sozialdezernent des Kreises.
Warum der Syrer diese Arbeit macht? Majde Alsalame: „Weil ich mich dadurch bei Deutschland bedanken kann - für die Hilfe, die ich hier bekommen habe.“ (mz)