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Ein Praktikum zum Einstieg Ein Praktikum zum Einstieg: Ambulance erhält schnelle Hilfe vom Amt

Von Michael Bertram 16.09.2017, 14:00
Florian Jahr bremste eine Verletzung aus. Über eine Einstiegsqualifizierung der Arbeitsagentur hat er bei der Ambulance eine Lehrstelle gefunden.
Florian Jahr bremste eine Verletzung aus. Über eine Einstiegsqualifizierung der Arbeitsagentur hat er bei der Ambulance eine Lehrstelle gefunden. Marco Junghans

Merseburg - Florian Jahr hilft für sein Leben gern. Nicht ohne Grund hat er sich einen bestimmten Beruf ausgesucht: Die kommenden dreieinhalb Jahre wird sich der 18-Jährige bei der Ambulance GmbH aus Merseburg zum Notfallsanitäter ausbilden lassen.

Bevor Jahr anderen Menschen helfen konnte, benötigte er jedoch zunächst selbst dringend Hilfe. Denn eigentlich sollte die Ausbildung zum Notfallsanitäter bereits im vergangenen Jahr beginnen. Dann wurden die Pläne jedoch schmerzvoll durchkreuzt: „Ich hatte einen Motorradunfall“, erzählt er. „Und dabei habe ich mir den Oberschenkel gebrochen.“ Schnell war klar, dass es mit der erhofften Ausbildung zum Sanitäter nichts wird, Jahr saß erst einmal auf der Straße und konnte nicht wie erwartet loslegen.

Ambulance beschäftigt inklusive Aushilfen mehr als 100 Mitarbeiter

„Die Situation war nicht nur für ihn, sondern auch für uns unbefriedigend“, erzählt Detlef Steinborn von der Ambulance GmbH. Er und sein Team, die Ambulance beschäftigt inklusive Aushilfen mehr als 100 Mitarbeiter, freuten sich auf den Einstieg von Jahr, der sich schon zuvor immer angeboten hatte, wenn es etwas zu tun gab. „Das fing bei ihm schon mit einem Schülerpraktikum an“, erzählt Steinborn.

Die Faszination bei dem potenziellen Auszubildenden war unverkennbar. Aufgrund seiner schweren Verletzung, die eine mehrmonatige Krankschreibung zur Folge hatte, blieb dem Unternehmen jedoch nichts anderes übrig, als zunächst einen anderen Auszubildenden einzustellen.

Ambulance vertröstete Jahr auf die kommende Ausbildungsrunde

Doch auch nach der schweren Enttäuschung blieben beide Seiten am Ball. Die Ambulance vertröstete Jahr auf die kommende Ausbildungsrunde, bot ihm jedoch ein weiteres Praktikum an, um die Zeit zu überbrücken. Hilfe gab es dabei von Seiten der Arbeitsagentur.

Denn die bietet Unternehmen beziehungsweise Ausbildungsinteressenten eine Einstiegsqualifizierung (EQ) an. „Die EQ ist die passende Gelegenheit, durch ein Langzeitpraktikum zu testen, ob ein Jugendlicher der Richtige für die jeweilige Ausbildung ist“, erklärt Thomas Hicksch, Pressesprecher der Arbeitsagentur. Durch die langfristige Beschäftigung mit den Interessenten können die Betriebe diese genau austesten und ihre Fähigkeiten besser einschätzen. „Ziel sollte es sein, den Jugendlichen somit fachlich und pädagogisch an die Ausbildung heranzuführen“, führt Hicksch von der Arbeitsagentur weiter aus.

Arbeitsagentur bietet auch eine finanzielle Unterstützung

Als Anreiz für die Unternehmen, auf die Qualifizierungsmaßnahme zurückzugreifen, bietet die Arbeitsagentur auch eine finanzielle Unterstützung. Der Zuschuss beläuft sich auf bis zu 231 Euro pro Monat. „Auch um einer missbräuchlichen Nutzung des Angebots entgegenzuwirken ist eine Befristung auf sechs bis maximal zwölf Monate festgelegt“, sagt Hicksch.

Angesichts von derzeit rund 400 Ausbildungsstellen, die im Agenturbezirk Halle derzeit noch unbesetzt sind, ist die Zahl der EQ relativ gering. Hicksch sprach von etwa 90 entsprechenden Vereinbarungen. Dass sie nützlich sind, zeigt die Tatsache, dass zwischen Juni 2015 und Mai 2016 knapp die Hälfte der Praktikanten tatsächlich eine Ausbildung in den Betrieben begonnen hat.

Auch Detlef Steinborn von der Ambulance GmbH findet das Angebot nützlich. „So konnten wir Florian auffangen und erstmal wieder mitlaufen lassen“, sagt er. Da auch wichtig sei, Praktikanten zu entlohnen, sei die EQ der Arbeitsagentur ein hilfreiches Instrument, das beiden Seiten hilft. So sieht es auch Florian Jahr, der nun richtig zupacken kann. (mz)