Ein-Euro-Job - zwei aktive Frauen
Merseburg/MZ. - 30 Stunden arbeiten sie die Woche über, das macht 120 Euro Zuverdienst im Monat. Peanuts? Sie schütteln den Kopf. "Klar geht es bei der Arbeit auch um Geld, aber uns ist wichtig, dass wir gebraucht werden", schildert Ines Zeugner und ihre Kollegin nickt. In den nächsten Monaten bauen sie eine Ehrenamtsbörse auf.
Viel Zeit bleibt ihnen nicht. "Unser Projekt geht nur bis Juni nächsten Jahres" sagt Ines Zeugner leise und Tränen steigen ihr in die Augen. Hat die 41-Jährige bis dahin keinen Job gefunden, steht sie wieder vor dem Aus. Ein Zustand, der sie zur Verzweiflung bringt. Klug ist sie, hat Leistungsstipendium während des Studiums bezogen und Jahre als Projektantin im Chemieanlagenbau Grimma gearbeitet. 1988 kam ihre Tochter. Als die Wende sich abzeichnete, war sie mit dem Kleinkind beschäftigt. "Erst hatte ich Kurzarbeit, dann Kurzarbeit Null, 1991 die Entlassung", schildert sie. "Ich wollte auf keinen Fall zu Hause bleiben", war ihr Ziel. Weiterbildungen, ABM und Enttäuschungen prägen die Neunziger.
Auch Gisela Vukanci´c' Lebensweg ist nicht eben. "Ich hatte einen Prima-Job zu DDR-Zeiten. Mann, hat mir die Arbeit vielleicht Spaß gemacht", erinnert sie sich mit Freude an fast zwei Jahrzehnte, wo sie Versicherungskaufmann war. Die Mutter dreier Kinder geht 1990 mit ihrem Mann, einem Jugoslawen, in seine Heimat. "Dort hat uns der Krieg einen Strich durch die Rechnung gemacht" erzählt die heute 54-jährige. Sie kehrt zurück und findet ein anderes Land wieder.
Da sie vor der Ausreise alles aufgegeben hatte, steht Gisela Vukanci´c vor dem Nichts. Das neue, andere Leben beginnt auf der untersten Stufe - mit gebrauchten Möbeln und Arbeitslosengeld. ABM folgen - manche nimmt sie auch mit Zähneknirschen. "Es musste sein, denn das Geld wurde immer weniger." Auf Theater, Kino, Kosmetik muss sie verzichten. Einen DVD-Player oder ein Auto hat sie nicht.
"Vielleicht reicht das Geld mal für ein Fahrrad", lacht sie und auch Ines Zeugner lächelt zaghaft: "Ich wünsche mir für meine Familie eine größere Wohnung." Doch die Umzugskosten und die Miete lassen den Traum rasch zerplatzen. Die Bescheide für ALG II sind noch unterwegs. Indes lassen sich Ines Zeugner und Gisela Vukanci´c nicht beirren.
In den nächsten sieben Monaten wollen sie eine brauchbare Datenbank aufbauen. Im Juni 2005 werden sie die an die Neuen übergeben. "Wir wollen zeigen, dass wir was können", sagt Ines Zeugner. "Das kann es doch in unserem Alter noch nicht gewesen sein", findet Gisela Vukanci´c.