Ein Prinz auf Burg Querfurt Eduard von Anhalt und Ritter Karl-Heinz - Unterhaltsame Plauderei auf Burg Querfurt
Eduard Prinz von Anhalt und Ritter Karl-Heinz plaudern am Kamin. Anlass ist die aktuelle Ausstellung „Ritterorden – Ordensritter“ auf Burg Querfurt. Warum Hoheit sauer auf Frédéric Prinz von Anhalt ist.
Querfurt/MZ. - Über diesen Fakt ist Eduard Prinz von Anhalt (83) ehrlich sauer: Frédéric Prinz von Anhalt (81, eigentlich Hans-Robert Lichtenberg), der in Los Angeles lebt, hat vor kurzem in einem amerikanischen Country Club jemanden zum Ritter geschlagen. Darf er das überhaupt?
Frédéric ist kein Großmeister
„Nein, das darf er nicht“, sagte Prinz Eduard auf Burg Querfurt, wo das Familienoberhaupt der Askanier und Großmeister des Herzoglich Anhaltischen Hausordens „Albrecht der Bär“ für ein Kamingespräch zu Gast war. Ordensschatzmeister Karl-Heinz Meyer, der wie der Prinz schnell in eine unterhaltsame und informative Plauderei verfiel, erklärte, warum.
„Frédéric von Anhalt mag durch Adoption zwar ein Prinz geworden sein, aber er ist kein Großmeister eines Ordens. Somit darf er auch niemanden zum Ritter schlagen“, erklärt Karl-Heinz Meyer, der aus Ballenstedt, dem Geburtsort von Eduard von Anhalt, stammt und selbst 2012 zum Ritter geschlagen wurde. Er habe sich umgehört, so der Prinz, und da die Amerikaner offenbar einen Faible für Hoheiten habe, werde er im April selbst nach Amerika reisen. „Dort werde ich dann auf einer kleinen Tournee mein Buch ,Das verfluchte Jahrhundert – Eine Dynastie am Abgrund’ vorstellen. Das Buch wird gerade ins Englische übersetzt.“
Ausstellung auf der Burg
Seit Mitte Dezember zeigt das Museum Burg Querfurt im Rahmen der Ausstellung „Ritterorden – Ordensritter“ besondere Stücke des Herzoglich Anhaltischen Hausordens „Albrecht der Bär“. Das altsächsische Hochadelsgeschlecht der Askanier hat hierfür sein Familienarchiv geöffnet und einige Schätze für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Benannt ist der 1836 gegründete Orden nach Albrecht I. von Brandenburg, genannt Albrecht der Bär, dem wohl bedeutendsten Fürsten aus dem askanischen Geschlecht. Heute ist sein Nachfahr, Julius Eduard Erdmann Ernst-August Prinz von Anhalt, das Familienoberhaupt der Askanier. Er ist der Sohn des letzten Herzogs von Anhalt, Joachim Ernst, der im Februar 1947 im sowjetischen Speziallager Nr. 2 in Buchenwald an Lungentyphus starb.
Prinz Eduard ist stolz auf seine Töchter
Prinz Eduard ist besonders stolz auf seine drei Töchter, die Prinzessinnen Julia Katharina, Julia Eilika und Julia Felicitas von Anhalt. Erstere wird vermutlich einmal das Familienoberhaupt der Askanier werden. Letztere habe sich gerade eine Wohnung im 80. Stock im Londoner Hafenviertel gekauft. „Und das alles aus eigener Kraft“, so der Prinz, denn es gebe keinen Schatz, den er ihnen überlassen könnte.
Der Orden „Albrecht der Bär“ sei ein Verdienstorden, erklärt Karl-Heinz Meyer. Man sei als Orden der Familie von Anhalt im Adelsregister in Amsterdam eingetragen. „Wir sind kein Verein“, betont er. Wer zum Ritter geschlagen werde, müsse auch ritterliche Tugenden haben. Der Prinz von Anhalt hat 2021 zum Beispiel die Schirmherrschaft für das SOS-Kinderdorf in Bernburg übernommen.
„Ritte wären in der Linkspartei oder in der SPD gewesen“
„Die ritterlichen Tugenden von heute bedeuten, Kraft und Zeit für eine gute Sache und soziales Miteinander einzusetzen und Vorbild zu sein“, erklärt Meyer, der pensionierter Geschichtslehrer ist und bis 2024 für die Linken im Stadtrat von Ballenstedt gesessen hat. Dass sein Herz links schlage, habe sich auch nicht geändert, als er zum Ritter geschlagen wurde, sagt er. „Von einem österreichischen TV-Sender gefragt, wie so etwas zusammengeht, habe ich gesagt: Wenn es im Mittelalter schon Parteien gegeben hätte, dann wären die Ritter alle in der Linkspartei, bei Sahra Wagenknecht oder in der SPD gewesen“, schmunzelt Meyer.Ausstellung „Ritterorden – Ordensritter“, Di – So,10 – 16 Uhr