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Kinder in Saalekreis Die Goethestadt Bad Lauchstädt will Kita übernehmen

Der Verein Pro Kita will seine Einrichtung in Delitz am Berge abgeben. Die Goethestadt will die Kita „Am Zwergenhügel“ gern übernehmen. Vor Ort hofft man, dass dann auch notwendige Investitionen erfolgen.

Von Robert Briest 07.03.2024, 15:26

Delitz am Berge/MZ. - Die Goethestadt Bad Lauchstädt könnte ab Sommer eine neue Kita haben. Eine entsprechende Vorlage verhandelt am Donnerstag (ab 18.30 Uhr im Soziokulturellen Zentrum Milzau) der Hauptausschuss. Allerdings geht es nicht um einen Neubau, sondern um eine Übernahme. Die Kita „Am Zwergenhügel“ in Delitz soll, so der Vorschlag der Verwaltung, in kommunale Hand übernommen werden. Die Einrichtung mit Platz für knapp 40 Kindergarten- und Krippenkinder betreibt seit 2005 der Merseburger Verein „Pro Kita“. Der hat seinen Vertrag allerdings zum 31. Juli gekündigt.

Mitarbeiterin Silke Wichmann begründet das mit dem Renteneintritt der Geschäftsführerin. Die Nachfolgerin solle sich dann auf die beiden Einrichtungen des Vereins in Merseburg, die Kita „Spatzennest“ und den Hort an der Grundschule Geusa, konzentrieren. Für Delitz stehe man nun noch in Verhandlungen mit der Stadt: „Die Eltern wurden bereits informiert. Wir erwarten für sie keine Änderungen.“

Mitarbeiter sollen bleiben

Der Auffassung ist auch Christian Runkel (CDU): „Die Mitarbeiter würden wir übernehmen, wenn sie bleiben wollen. Es würde sich ja um einen Betriebsübergang handeln“, erklärt der Bürgermeister der Goethestadt. Man sei von der Kündigung durch „Pro Kita“ überrascht gewesen, weil die Zusammenarbeit aus Sicht der Stadt gut lief. „Es war für uns jetzt aber keine Überlegung einen neuen Betreiber zu suchen.“

Dafür nennt Runkel zwei Gründe. Zum einen seien alle übrigen Kitas auf dem Gebiet der Goethestadt auch in deren Händen. Zum anderen: „Die Tarifbindung, die einmal Nachteil war, ist jetzt ein Vorteil. Es ist so leichter Personal zu finden.“ Denn Erzieherinnen sind ein rares Gut auf dem Arbeitsmarkt. Konnten Kommunen früher durch Abgabe der Kitas an freie Träger oft zu finanziellen Lasten der Erzieherinnen sparen, müssen heute meist auch die freien Träger Löhne zahlen, die an den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes zumindest heranreichen, um noch Personal zu finden.

Großer Investitionsbedarf

Im Fall der Kita in Delitz erwartet Runkel nun keine größeren finanziellen Folgen für die Stadt: „Der Zuschuss, den wir jetzt an den Träger zahlen, ist ungefähr so hoch wie der, den wir für den eigenen Betrieb brauchen.“ Delitz Ortsbürgermeister Jörg Homann verbindet mit der möglichen Übernahme der Kita durch die Stadt die Hoffnung, dass die Kommune in die Einrichtung investiert: „Und sie auf das Niveau der anderen Kitas in der Stadt bringt. Es muss vieles gemacht werden, das fängt bei den Toiletten an und hört bei den Schlafräumen auf.“

Die Kita in Delitz besteht bereits seit 1911. Gegründet wurde sie als Kinderbewahranstalt des Gutsherrn von Zimmermann für den Nachwuchs der Landarbeiter. Der Kern des Gebäudes stammt noch aus dieser Epoche. In der alten Einrichtung ist über die Jahre schon ein Sanierungsstau entstanden.

Gebühren für Kitas sollen steigen - aber wann?

Den sieht auch der Vorsitzende des Finanzausschusses, Günter Teichmann, der sich die Einrichtung bereits angeschaut hat und konstatiert: „Da ist einiges an Arbeit nötig.“ Für das laufende Jahr seien im Haushalt 75.000 Euro für Reparaturen eingeplant. Für eine Grundinstandsetzung rechnet er mit einem Bedarf von mindestens einer halben Million Euro: „Die wird sicherlich kein Schnellschuss. Wir werden jetzt gucken, ob wir Fördermittel einwerben können.“

Für die Eltern würde der Betreiberwechsel keine Auswirkungen auf den Geldbeutel haben. In Delitz gelten jetzt schon die gleichen Beitragssätze wie im Rest der Goethestadt, nur der Zahlungsempfänger würde sich ab August ändern. Allerdings hatte der Stadtrat Ende vergangenen Jahres bereits eine Erhöhung der Beiträge beschlossen. Wann die in Kraft tritt, ist allerdings weiterhin offen. Wie Bürgermeister Christian Runkel erklärt, konnte die notwendige Leistungs-, Entgelt- und Qualitätsvereinbarung (LEQ) mit dem Kreis noch nicht geschlossen werden.