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Die Arbeit geht weiter Die Arbeit geht weiter: Wie das Saalekreis-Jobcenter mit der Corona-Pandemie umgeht

Von Robert Briest 19.03.2020, 17:35
Kontakt zu den Mitarbeitern des Jobcenters gibt es vorerst vor allem per Telefon.
Kontakt zu den Mitarbeitern des Jobcenters gibt es vorerst vor allem per Telefon. Katrin Sieler

Merseburg - Drei junge Menschen stehen im Foyer, die Hände mit Gummihandschuhen überzogen. Nähert sich ein Besucher dem Jobcenter in Merseburg öffnen sie vorsichtig eine der großen Glastüren und fragen nach seinem Begehr. Einlass bekommen hier - das gilt analog auch für die im Haus integrierte Außenstelle der Arbeitsagentur - nur noch Notfälle.

„Wir sind alle an unserem Platz und machen unsere Arbeit“

Für den regulären Besucherverkehr ist das Haus seit Mittwoch gesperrt. „Uns ist wichtig, dass sowohl Mitarbeiter als auch Kunden gesund bleiben. Man kann ja niemandem ansehen, ob er gesund ist. Man sieht und hört den Virus nicht, wenn man ihn spürt, ist es zu spät“, begründet Sprecherin Ines Stöbe.

Der stellvertretenden Leiterin des Jobcenters, Anke Gaudig, ist in dieser Situation aber vor allem eine Botschaft wichtig: „Wir sind alle an unserem Platz und machen unsere Arbeit.“ Oberstes Ziel sei, die Auszahlung der Leistungen zu gewährleisten. Immerhin 12.600 Menschen sind im Saalekreis auf Geld vom Jobcenter angewiesen.

Jobcenter im Saalekreis: Beratung und Informationen über das Telefon 

Deren bereits vereinbarte Termine in Merseburg oder in den Außenstellen in Halle und Querfurt fallen aus. Rechtliche Konsequenzen hat dies für die Betroffenen aber nicht. Leistungen werden weiterhin bezahlt. Statt auf persönlichen Kontakt setzt das Jobcenter nun verstärkt auf Anrufe. Während der bisherigen Öffnungszeiten sind die Mitarbeiter weiterhin erreichbar. Dafür, so erklärt Gaudig, seien alle 15 Plätze in der Telefonzentrale besetzt.

Die sollen die Anrufe möglichst schnell in die Fachabteilungen weiterleiten. „Wir rechnen mit einem hohen Anrufaufkommen“, sagt Stöbe. Sie rät daher dazu, auf Randzeiten auszuweichen oder – wem möglich – auf die Website des Jobcenters. Dort findet sich ein Kontaktformular, über das Anliegen und aktuell auch formlos Anträge eingereicht werden können. „Wichtig ist, dass dabei die Kontaktdaten und vor allem eine Telefonnummer für Rückrufe angegeben werden.“

Persönlich am Jobcenter bedient werden ab sofort nur noch Notfälle

Auf der Website finden sich auch viele Formulare, die ausgefüllt postalisch ans Jobcenter geschickt oder in dessen Briefkasten gesteckt werden können. Wer beim Ausfüllen Probleme hat, solle sich telefonisch melden, betont Anja Vögele, Abteilungsleiterin für Leistungen. Auf eine komplett internetbasierte Antragstellung ist das Jobcenter bisher technisch allerdings noch nicht eingestellt.

Persönlich am Jobcenter bedient werden ab sofort nur noch Notfälle. Dazu zählt Stöbe die etwa 50 bis 60 Kunden, die kein Konto haben, stattdessen Schecks erhalten. Diese würden sie, wenn sie kein Geld für Essen mehr haben, vor Ort bekommen. Es sei mit den Sparkassen in Querfurt, Merseburg und Halle vereinbart, dass die dort in den Filialen auch eingelöst werden können.

Durch elektronische Akte Zugriff auf notwendige Daten möglich

Für die 282 Mitarbeiter des Jobcenters ändert sich jedoch nicht nur der wegfallende Publikumsverkehr. Sie sollen nach Möglichkeit auch in Einzelbüros arbeiten. Kollegen, die sonst aus Halle nach Merseburg pendeln, sollen in der Außenstelle Halle arbeiten können.

Mittels der elektronischen Akte, könne von jedem Arbeitsplatz auf notwendige Daten zugegriffen werden, erläutert Vögele und berichtet, dass ein Teil der Belegschaft von zu Hause arbeite. Dadurch solle sichergestellt werden, dass im schlimmsten Fall, in dem das Haupthaus wegen Coronaerkrankten ganz dicht machen muss, noch Personal die Leistungsauszahlung sicherstellen kann.

Einige Bereiche rund um das Jobcenter sind bereits zum Erliegen gekommen

Seit vergangener Woche gehen die Jobcentermitarbeiter nicht mehr zu Außenterminen. Das gilt auch für den Arbeitgeberservice. Auch der sei aber noch telefonisch erreichbar, sagt Stöbe. Auf diesem Weg sollen auch etwaige Jobvermittlungen laufen. Allerdings geht sie davon aus, dass die Nachfrage der Unternehmen sinken wird.

Persönliche Termine nur im Notfall – diese Devise gilt seit dieser Woche auch bei der Arbeitsagentur. Termine müssen nicht abgesagt werden. Der Ausfall hat keine Rechtsfolgen. Fristen in Leistungsfragen werden vorerst ausgesetzt. Auch bei Arbeitslosmeldungen entfällt das Gespräch in der Agentur. Meldungen können telefonisch vorgenommen werden. Außerdem verweist die Behörde auf das Onlineangebot: arbeitsagentur.de/eServices

Wegen des zehn Mal so hohen Anrufaufkommens ist das Telefonnetz der Arbeitsagentur nach deren Angaben derzeit überlastet. Anrufe sollen daher vorerst nur im Notfall erfolgen. Die Arbeitsagentur hat wegen der Nachfrage eine zusätzliche Nummer geschaltet: 0345/52 49 11 90

Das Jobcenter selbst hat seit vergangener Woche auch einen Krisenstab gebildet mit Vertretern aus allen Abteilungen, der Kontakt zu anderen Ämtern des Kreises halten soll. „Das Leben geht ja weiter“, erörtert Gaudig. „Wenn im Jugendamt ein Notfall auftritt, müssen wir gucken wie wir helfen können.“

Einige Bereiche rund um das Jobcenter sind dagegen bereits zum Erliegen gekommen. Die privaten Bildungsträger haben den Betrieb eingestellt: „Und wir haben entschieden, dass alle Ein-Euro-Jobber nach Hause geschickt werden“, sagt Gaudig.

››Weitere Infos und das Kontaktformular unter www.efa-sk.de (mz)