DDR-Sportfest DDR-Sportfest: Waldemar Cierpinski zu Gast in Leimbach

Leimbach/MZ - Manfred Reinhold läuft gerne. Der heute 63-Jährige hat 1980 damit begonnen. Zwischen 1983 und 1994 nahm er sogar an Wettkämpfen teil. „Waldemar Cierpinski war damals schon mein großes Vorbild. Aus dieser Zeit stammen auch einige Autogramme, die ich von ihm habe. Und heute hole ich mir wieder eins“, sagt er und zückt den Stift, denn sein Idol ist am Sonnabend in den Querfurter Ortsteil Leimbach gekommen. Als Ehrengast der Pfingstburschen des Dorfes mit den 380 Einwohnern.
Und der Marathon-Doppelolympiasieger nimmt sich für seinen Fan Zeit. Er signiert das Buch, das Reinhold mitgebracht hat und in dem er schon vor Jahren unterschrieben hatte. Der Leimbacher erzählt dem Marathon-Mann, dass er noch immer regelmäßig läuft. Zuletzt am Himmelfahrtstag. „Da laufe ich immer zehn Kilometer, das ist schon seit Jahren Tradition“, so Reinold, der von Waldemar Cierpinski dafür viel Lob einstreicht.
Er selber laufe inzwischen weniger, gesteht Cierpinski wenig später dem Moderator des 6. DDR-Sportfestes der Leimbacher Pfingstburschen, Lothar Riese. „Ich lasse jetzt lieber laufen“, schmunzelt er. Und dann bedankt er sich für die Einladung zu diesem wohl einmaligen Event, das schon ehemalige Sportgrößen wie Uwe Ampler, Jens Weißflog oder Jürgen Sparwasser nach Leimbach gezogen hat. Da wollte er unbedingt auch einmal dabei sein, erklärt Cierpinski, der auch seine Ehefrau Maritta (geborene Pohlitz), eine ehemalige 800-Meter-Läuferin mit nach Leimbach gebracht hat.
Und die ärgert sich ebenso wie alle im Park versammelten Fans, dass unbekannte Langfinger das große blaue Banner, auf dem sie ihr Sportfest und seinen Ehrengast angekündigt haben, mitgehen ließen. „Wir setzen wir eine Belohnung von 500 DDR-Mark aus für sachdienliche Hinweise auf die Diebe und bitten diese hiermit, uns das Banner zurückzugeben“, sagt Pfingstbursche Chris Seidenfaden.
Auf dessen Kommando sind inzwischen die leider nur fünf Mannschaften (sechs haben kurzfristig abgesagt) zum Fahnenappell angetreten. Und während die DDR-Nationalhymne ertönt, die Fahne am Mast emporgezogen wird und Friedenstauben in den Himmel steigen, huscht ein leises Lächeln über das Gesicht des Doppelolympiasiegers. Sind da etwa Emotionen aufgekommen? „Warum denn auch nicht. Meine größten Erfolge habe ich nun einmal in der DDR errungen“, sagt er im Gespräch mit der MZ. Dabei hält er den Querfurter Schutzheiligen in Händen. Bürgermeister Peter Kunert (FDP) hat ihm den heiligen Brun als Geschenk überreicht und erklärt, der werde künftig auch über die Familie Cierpinski wachen. „Eigentlich sollte ich ja einen Radlader voller Einkellerungskartoffeln als Geschenk mitbringen. So hat man es mir beim Rat des Kreises geraten“, lächelt Kunert verschmitzt.
Und dann reiht sich Cierpinski ein in die Schar kleiner Läuferinnen und Läufer, die einen Benefiz-„Marathon“ absolvieren. Für jede gelaufene Runde spendieren die Pfingstburschen einen Euro. Da lässt sich auch Lothar Riese nicht lange bitten und rennt mit. Am Ende runden die Pfingstburschen auf 350 Euro auf. „Die werden wir der Kita in Ziegelroda zur Verfügung stellen“, verrät Pfingstburschenchef Karsten Marggraf.