Commerzbank-Jubiläum in Merseburg Commerzbank-Jubiläum in Merseburg: Aufsichtsratschef fuhr eine Million Mark im Trabi spazieren

Merseburg - Die Commerzbank in Merseburg wird 25 Jahre alt. Und viel hat sich in dieser Zeit getan: Zum Beispiel die Art, wie Geld transportiert wird. Der heutige Aufsichtsratsvorsitzende, Klaus-Peter Müller, erinnert sich, wie er vor 25 Jahren nach Gera aufbrach, als in den mitteldeutschen Filialen das Bargeld ausging. Gegen die Vorlage seines Personalausweises und einer Visitenkarte bekam er in der Geraer Zweigstelle der Bundesbank völlig unkompliziert eine Million Mark ausgehändigt und fuhr damit im Trabi wieder zurück zu den Filialen - quer durch Ostdeutschland.
„Ich habe mich in dem Trabi sicherer gefühlt als in jedem Mercedes, weil ja niemand darauf gekommen wäre, dass wir in diesem Auto eine Million Mark dabei haben“, sagt er.
Nicht nur die Transportmöglichkeiten haben sich verändert, auch die Technik und die Filialen selbst. Vor genau 25 Jahren eröffnete die Dresdner Bank, die 2009 mit der Commerzbank fusionierte, ihre erste Filiale in Merseburg. Wobei die „Filiale“ damals nur wenig mit einer heutigen Bank zu tun hatte. In einem Container am Markt bedienten die Angestellten die Kunden und zahlten die neue D-Mark aus. Immerhin: Sicher sei der Container gewesen, es habe einen Tresor und Sicherheitsglas gegeben, erinnert sich Ramona Harnisch, die fast seit Anfang an für die Commerzbank in Merseburg arbeitet.
Turbulente Zeit nach der Wende
Ein halbes Jahr nach dem Container der Dresdner Bank zog die Commerzbank nach und eröffnete auch einen Container in Merseburg, der drei Jahre lang Anlaufstelle für alle Kunden war, die Geld ein- oder auszahlen oder Überweisungen einreichen wollten. Von Onlinebanking und Kontostands-Apps war man damals noch weit entfernt.
Harnisch, die seit Anfang März hinter der Kasse arbeitet und Kunden berät, erinnert sich noch gut an die turbulente Zeit nach der Wende. „Die D-Mark war schon etwas Besonderes. Jeder hat versucht, das Geld zusammenzuhalten“, sagt sie. Schließlich waren Zinsen von acht Prozent damals nichts Besonderes.
Neben Tausenden Beratungsgesprächen musste sie auch ab und zu Arzt oder Seelentröster spielen. Einmal vermittelte sie einem Kunden gar einen Ausbildungsplatz. Auch wenn die regulären Öffnungszeiten nur bis 18 Uhr dauerten, saß Harnisch in den ersten Monaten manchmal bis halb acht in der Bank und eröffnete Konten. Der Andrang sei einfach so groß gewesen, erinnert sie sich.
Kunden der Commerzbank in Merseburg können ihre Geschäfte aller Voraussicht nach auch zukünftig in der Stadt erledigen. „Der Standort ist für die nächsten Jahre gesichert“, sagt der Filialleiter, Sven Spiegel. Er verzeichne ein Kundenwachstum, die Filiale stehe mit etwa 9.000 Kunden solide da. Eine Prognose oder ein Versprechen, dass die Filiale auch noch in zehn Jahren besteht, wollte er allerdings trotzdem nicht abgeben. (mz)