Burgliebenau Burgliebenau: Der Verfall der alten Burg
BURGLIEBENAU/MZ - Wie ein Märchenschloss wirkt die alte Burg direkt neben dem Flussbett der Weißen Elster. Die Fassade des ältesten Teils ist völlig zugewachsen. Inmitten der grünen Wand prangt ein Fenster. Jeden Moment erscheint hier eine bildhübsche Prinzessin, könnte der Beobachter meinen. Der Rest des alten Gemäuers aus dem 14. Jahrhundert ist allerdings alles andere als prächtig: Die Mauern bröckeln, und der so genannte Sprengdachstuhl hat zu viele Jahre auf dem Buckel. Wie der Rücken eines alten Menschen ist er gefährlich gekrümmt.
Investor verloren
„Das ist ein tolles Gebäude, mit dem man viel hätte machen können“, bedauert Ortsbürgermeister Günter Merkel (Freie Wähler) den Verfall des alten Rittergutes, das dem beschaulichen Schkopauer Ortsteil Burgliebenau einst seinen Namen gab. Erstmals erwähnt worden sei die Burg im Jahr 1331. „Sie war eine Schutzburg, in der man sich Ritter für den sicheren Geleit ausborgen konnte“, hat Merkel in Büchern gelesen.
Hoffnung, dass das historische Ensemble aus Gutshaus und der so dicht bewachsenen Barbarakapelle wieder zu altem Glanz finden könnte, machten ihm vor einigen Jahren die Pläne eines Investors. „Der wollte damals mehrere Millionen Euro investieren und hier Wohnungen einrichten“, erinnert sich der Bürgermeister. Es hatte bereits Absprachen mit dem Landkreis und der dortigen Denkmalschutzbehörde gegeben. Alles schien gut zu laufen, bis der Investor einen Zuschuss von mehreren Hunderttausend Euro wollte. „Die Krux war, dass die Gemeinde aufgrund einer EU-Verordnung lediglich 200 000 Euro in drei Jahresscheiben hätte geben können“, erklärt Merkel. Das sei dem Investor jedoch zu wenig gewesen, er sprang schließlich ab.
Seit nunmehr sieben Jahren ist es still geworden um das Rittergut, in dem seit den Wendejahren schon einmal gewohnt, aber auch gearbeitet wurde. „Hier war mal der Kindergarten drin“, erzählt
Merkel bei einem Rundgang durch die eindrucksvollen Räume mit ihren hohen Decken und knarzenden Holzfußböden. Viele Balken sind deutlich angegriffen. Schädlinge und die Feuchtigkeit, die ungehindert durch das undichte Dach eindringen kann, hat ihnen offensichtlich zugesetzt.
Gebäude braucht Leben
Staunend steht der Besucher vor einigen Besonderheiten, die der Bau bietet. „Die haben sie hier damals irgendwie reingedreht“, sagt Merkel beim Anblick der völlig schiefen, aber dennoch funktionierenden Schornsteine, die sich nicht gerade den direkten Weg durch das Dach suchen. Zwischen den Schornsteinen ist ein tragender Balken zu sehen – das gut 20, 30 Meter lange Element wurde damals im ganzen Stück eingehoben.
„Hier ein Museum oder eine Heimatstube einzurichten, wie mir mehrfach geraten wurde, bringt doch nichts“, sagt Merkel. „Museen gibt es genug und außerdem braucht so ein Gebäude einfach Leben.“ Er klammert sich deshalb weiterhin an die Idee, hier Wohnungen entstehen zu lassen. Denn zudem würde ein Abriss des zerfallenen Ritterguts, mit dessen Architektur man sich derzeit sogar in einem Seminar des Romanikzentrums an der Martin-Luther-Universität beschäftigt, wohl bis zu 400 000 Euro kosten.
„Da hätte man damals auch über den Zuschuss nachdenken können“, meint der Ortsbürgermeister, der mittlerweile jemanden damit beauftragt hat, doch noch einen Käufer für das Objekt zu finden. Bis dahin bleibt Günter Merkel nichts anderes übrig, als den Willen zu befolgen, den ihm der Gemeinderat vor einiger Zeit mit auf den Weg gab: „Einzäunen und verfallen lassen“, habe es damals geheißen.