Breitbandausbau Breitbandausbau: Schneller Surfen im Saalekreis

Merseburg - Im Großraum Halle-Leipzig hat der wirtschaftlich starke Saalekreis einen Standortnachteil bei der Versorgung mit schnellem Internet. Zu dieser Erkenntnis kommt der Tüv Rheinland, der im Auftrag des Kreises eine Machbarkeitsstudie zum Breitbandausbau erstellt hat. Demnach stehen im Durchschnitt nur knapp 18 Prozent der Gewerbe und Haushalte Übertragungsraten von mindestens 50 Mbit pro Sekunde zur Verfügung. Je ländlicher dabei die Region, desto schlechter ist die Versorgung mit schnellem Internet.
Kommunen müssen sich beteiligen
Ein Förderprogramm des Landes mit einer Beteiligung der Kommunen soll die Nachteile ausgleichen. „Unser Ziel ist es, dass bis ins Jahr 2019 98,8 Prozent der Haushalte und Firmen im Landkreis einen Versorgungsgrad von 30 Mbit erreichen“, sagt Johannes Wege, Leiter im Amt für Wirtschaftsförderung der Kreisverwaltung. Der Tüv-Studie zufolge müssten Land und Gemeinden im günstigsten Fall insgesamt 29,4 Millionen Euro in den Aufbau eines Glasfasernetzes im Landkreis stecken. Dann würde die Breitbandversorgung auch für Telekommunikationsunternehmen lukrativ.
„Nach Rücksprache bei der Landesregierung können wir mit einer Förderhöhe von 80 Prozent rechnen“, erklärt Wege. In den nächsten zwei Wochen sollen die Richtlinien aus Magdeburg an die Kreise verschickt werden. Blieben also für die Städte und Gemeinden im Saalekreis noch 5,88 Millionen Euro, von denen der Landkreis - so stellt sich das Wege vor - 1,47 Millionen Euro übernimmt. Die 14 Kommunen zwischen Wettin-Löbejün und Leuna müssten dann noch 4,41 Millionen Euro aufbringen. Die Kosten pro Kommune liegen je nach Größe und Investitionsaufwand zwischen 30 000 und 600 000 Euro. Vorbehaltlich der Zustimmung durch den Kreistag, der den Eigenanteil abnicken muss, hofft Wege darauf, dass sich möglichst alle Gemeinden beteiligen. Nur Merseburg ist außen vor. Hier investieren die Stadtwerke in ein eigenes, leistungsstarkes Netz. „Ziehen alle mit, können wir Synergien nutzen. Dann wird es effektiver und damit auch günstiger“, ist der Amtsleiter überzeugt.
Bedarf an schnellem Internet wächst
Die Chance sei einmalig. Schließlich sei eine Versorgung mit schnellem Internet heute ebenso wichtig wie ein Strom- oder Wasseranschluss. Für die Industrie gehöre ein vernünftiger Breitbandanschluss längst zu den entscheidenden Bedingungen bei Neuansiedlungen dazu. Aber auch im privaten Anwendungsbereich steige der Bedarf an schnellen Internetverbindungen, so der Tüv Rheinland. Beispiel sei die Telemedizin für die alternde Bevölkerung.
Alfons-Josef Wolff (CDU), Landwirt in Hohenthurm und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Kreis, befürwortet den Vorstoß. „Wir müssen etwas tun, damit die Leute nicht vom Land in die Städte fliehen.“ Der Tüv sieht es ähnlich und bescheinigt dem Saalekreis in ländlichen Wohngebieten ein hohes Ausbaupotenzial. Vor allem die Gewerbeparks müssten unterstützt werden. (mz)