Bergbau Bergbau: Größte Tongrube Mitteleuropas hat Reserven
Roßbach/MZ. - Weder der lärmende Tieflöffelbagger, die dröhnenden Vierachser noch die ratternden Tonschnitzler neben den überspannten Rohstoffboxen haben es geschafft, Fasan, Fuchs und Wildschwein zu vergraulen. Selbst die scheuen Rehe wechseln in der Abenddämmerung hinunter zur Wasserfläche.
Das Riesenareal des Tonwerkes Roßbach mit seinen 2,5 Millionen Quadratmetern Gesamtfläche hat schon jetzt den Reiz eines Naturrefugiums. Auf gut 5000 Quadratmetern, etwa einem Fünftel der Gesamtfläche, wo früher Kohle gefördert wurde, werden derzeit acht Qualitäten Ton, "weißbrennender Rohstoff" wie der Fachmann sagt, abgebaut und oberhalb der Grube im so genannten Sandwichverfahren zu Rohstoffhalden aufgebaut. Von denen die großen, grauen Tonbrocken dann je nach Bedarf seitlich abgebaut und in Tonschnitzlern auf die gewünschte Körnung gebracht werden. Zehn Leute arbeiten in der Grube, fördern selektiv rund 200000 Tonnen Ton im Jahr.
Abnehmer des weißen Goldes aus Roßbach sind namhafte deutsche Keramik- und Porzellanhersteller und Steinzeugunternehmen. 40 Prozent des weißen Goldes gehen in den Export nach Italien, war zu erfahren. Die verschiedenen Qualitäten - es werden nach Kundenwünschen zum Beispiel auch noch andere Tonkomponenten zugesetzt - finden dann Platz in großen, überspannten Rohstoffboxen. Hierher führt eine neu gebaute innerbetriebliche Straße, auf der die Kundenfahrzeuge die gewünschten Mengen abholen kommen.
"In trockenen Sommern, so wie in diesem also, fahren wir mit einem Wasserwagen bei Bedarf diese Straße entlang, damit die Staubemmission in vernünftigen Grenzen gehalten werden kann", ist von Michael Päschel, dem Gesamtwerkleiter der Kaolin- und Tonwerke Salzmünde GmbH, zu dem Roßbach als größte Tongrube im mitteleuropäischen Raum gehört, zu erfahren. Päschel, der selbst in Roßbach wohnt, weiß wie kaum ein zweiter, welchen Ärger das Weiß dann und wann auf der Straße verursachen kann. Im Sommer stiebt es, wenn kleine Brocken von den Transportfahrzeugen zu Boden fallen und zerbersten, Regenwasser wiederum wird durch den Ton schmierig grau gefärbt. "Für uns endet die so genannte Gefahrenabgabe am Tor. Das bedeutet, die Transportunternehmen, die hier den Ton abholen, müssen selbst dafür sorgen, dass ihre Fahrzeuge entsprechendes Ladevolumen und möglicherweise auch eine Abdeckung darüber haben. Vorschreiben können wir das ihnen nicht, wir haben also keinen Einfluss drauf", soweit Päschel.
Der noch hinzufügt, dass der Tonbetrieb vor allem im letzten Jahr auf seine Kosten eine Menge zur Staub- und Dreckvermeidung getan hat. Bei der neuen, innerbetrieblichen Straße angefangen, über einen Schutzwall als Abgrenzung zur Gartenanlage - hier ist zusätzlich noch eine Wasser-Vernebelungsanlage für 2004 in der Planung, zeigt auch die seit einem halben Jahr fertige Waschstraße ihre Wirkung. "Die haben wir selbst entwickelt und für etwa 70000 Euro gebaut. Sämtliche Räder jedes Transportfahrzeuges, das von unserem Gelände aus in das Dorf einfährt, werden gründlich von Tonresten gereinigt.
Von Zeit zu Zeit sind auch Straßenkehrmaschinen in Roßbach-Süd unterwegs - mehr können wir im Moment wirklich nicht tun", sieht es Päschel. Eine spürbare Entlastung für den Roßbacher Ortsteil Lunstädt könnte eine neue Erschließungsstraße durch Ausbau der stillgelegten Bahntrasse oben am Tagebau bringen. Für die etwa zwei Kilometer lange Straße vom Gewerbegebiet bis zum Anschluss an die Ortsverbindungsstraße nach Reichardtswerben wurde bereits vom Bauamt Braunsbedra eine Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag gegeben und veröffentlicht. Päschel: "Soweit ich weiß, ist auch die Kunststoffverarbeitung an einer solchen Straße interessiert. Wenn ihr Bau ausreichend gefördert wird, könnten auch wir uns daran beteiligen."