Belästigung seit fast 20 Jahren Belästigung seit fast 20 Jahren: Machen Platanen die Anwohner krank?

Merseburg - Wie soll man hier entscheiden? Seit fast 20 Jahren bemühen sich die Anwohner der Merseburger Moestelstraße um eine Lösung. Mittlerweile sind die Belästigungen durch sechs riesige Platanen für viele von ihnen unerträglich geworden. Denn die Schattenspender an dem kleinen Kinderspielplatz, die aus klimaschutztechnischer Sicht ein Segen sind, quälen die Anwohner nicht nur durch Unmengen von Laub, das jährlich aus den immer größer werdenden Kronen fällt.
„Ich habe immer wieder Atemnot, wenn die Blütenstände der Platanen aufgehen“, erzählt Anna Grunert (79) der MZ, die mit ihrem Mann Manfred direkt neben dem Spielplatz wohnt. Einmal sei es sogar so schlimm gewesen, dass sie ins Krankenhaus musste. „Wir husten alle, wenn wir hier Laub oder die heruntergefallenen Blütenstände zusammenfegen“, sagt Dieter Lindemann von gegenüber.
Bei empfindlichen Menschen Reizung der Bronchien?
In der Literatur findet man den Hinweis, dass die Sternhaare, mit denen die jungen Zweige und die Blütenstände der Platane bedeckt sind, während der gesamten Vegetationsperiode bei empfindlichen Menschen eine Reizung der Bronchien, den sogenannten Platanenhusten, auslösen können. Ihre Terrasse können die Grunerts deswegen für mehrere Monate im Jahr nicht nutzen.
„Ich weiß, dass wir eigentlich keinen Anspruch darauf haben, dass die Bäume wegkommen, aber zum Teil stehen sie auch noch gefährlich schief“, sagt Manfred Grunert (81). Das Laub der Bäume - etwa 300 bis 400 Kilogramm, so seine Schätzung - falle nicht nur in seinen Garten, sondern auch in den Schornstein und die Dachrinne, wodurch der Abfluss verstopft werde.
Kritik, dass die Bäume seit langem nicht mehr beschnitten wurden
„Eigentlich müssten wir dann aller vier Wochen die Dachrinne reinigen, aber das können wir aus Altersgründen nicht mehr selbst machen. Und immer wieder eine Firma holen, kostet ja auch Geld.“ Wenn die Stadt die Bäume fällen lassen und stattdessen passendere Bäume pflanzen würde, würde er sich sogar an den Kosten für einen Baum beteiligen. „Quasi als Baumpate“, bietet Manfred Grunert an.
Dieter Lindemann kritisiert, dass die Bäume seit langem nicht mehr beschnitten wurden. „Außerdem wurde schon 2001 von der Stadt festgestellt, dass länger zurückliegende, fehlerhafte Schnittmaßnahmen dazu geführt hatten, dass sich die Kronen der Bäume nicht artgerecht ausgebildet haben.“ (mz)