1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Bedeutungsfindung: Bedeutungsfindung: Gestatten, mein Name ist Merseburg

Bedeutungsfindung Bedeutungsfindung: Gestatten, mein Name ist Merseburg

Von Michael Bertram 10.09.2015, 05:10
Merseburg hat schicke Seiten, wie hier etwa das beleuchtete Ständehaus, und auch Botschafter, die den Namen der Stadt im Ausweis tragen.
Merseburg hat schicke Seiten, wie hier etwa das beleuchtete Ständehaus, und auch Botschafter, die den Namen der Stadt im Ausweis tragen. Peter Wölk Lizenz

Merseburg - Der typische Merseburger ist männlich, heißt mit Vornamen Albert und lebt knapp 30 Kilometer von seiner eigentlichen Heimatstadt entfernt, nämlich in Leipzig.

Mehr als 330 Menschen in Deutschland tragen den Nachnamen Merseburger im Personalausweis, schätzt die Internetseite www.verwandt.de. Diese hat dafür digitale Telefonbucheinträge durchforstet. Mit genau 15 sind die meisten Anschlüsse im nahen Leipzig registriert.

Nicht einen gibt es demnach im Altkreis Merseburg-Querfurt - was aber auch nicht weiter verwundert, wie der renommierte Wissenschaftler Jürgen Udolph vom Zentrum für Namensforschung in Leipzig erklärt: „Der Name Merseburger bezeichnet ja eine Herkunft“, betont der Namensforscher. „Also wurden einst nur Menschen außerhalb Merseburgs nach ihrer Heimatstadt benannt.“

Über die Jahrhunderte hinweg haben sich die „Merseburger“ deutschlandweit niedergelassen. Inzwischen sind sie in 46 Städten und Landkreisen vertreten - sie leben in München genauso wie in Nordfriesland. Hinzu kommen die geschätzten 180 Menschen, die auf den Namen Merseburg hören und sich auf über 33 Landkreise und Städte verteilen. „Wie die Erfahrung zeigt, breiten sich die Herkunftsnamen vom Ursprungsort meist bogenförmig aus“, betont Namensforscher Udolph.

Römischer Kriegsgott Mars

Das ist auch im Fall Merseburger gut nachzuvollziehen. Denn besonders häufig kommt der Name östlich der Domstadt vor, angefangen von Bitterfeld über das Leipziger Land bis hin zum Saale-Holzland-Kreis in Thüringen. Viele „Merseburger“ leben auch in Berlin, Hamburg und dem niedersächsischen Schaumburg. Menschen, die den Namen Merseburg tragen zudem in Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz. „Besondere Erklärungen muss es dafür nicht geben, meist sind es Familien, die sich dort niederlassen und sich über Jahrzehnte hinweg vergrößern“, meint Namensforscher Udolph.

Und der Ursprung der Bezeichnung Merseburg selbst? Auch dafür hat Udolph natürlich eine passende Erklärung, die aber einen berühmten Merseburger wahrscheinlich enttäuscht hätte: Bischof Thietmar. Denn dieser war fest davon überzeugt, dass die Stadt einst von Julius Cäsar gegründet wurde. Und da die Siedlung damals allzu kriegerisch gewesen sei, wurde sie laut Thietmar nach dem römischen Kriegsgott Mars benannt.

An der „Marsburg“ ist jedoch nichts dran, ist Namensforscher Udolph fest überzeugt. Demnach geht „Merse“ auf das Altgermanische „Marisa“, das sich von „Mar“ für „Sumpf, Morast, feuchte Stelle ableitet, zurück. Wie passend für einen Siedlungsort zwischen Saale, Elster und Geisel. (mz)