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Einwohnerversammlung zu Goethe-Arkadien Bad Lauchstädt sucht schon 2024 Bauherren und Betreiber für die Therme

Bürgermeister Christian Runkel verteidigt in einer Einwohnerversammlung die Pläne für die Goethe-Arkadien mit Therme und Kita in Bad Lauchstädt. Anwohnern fürchten dadurch vor allem mehr Verkehrslärm und Kosten für den Straßenbau.

Von Robert Briest Aktualisiert: 09.04.2024, 14:32
Das alte Gekra-Gelände in Bad Lauchstädt soll den Goethe-Arkadien weichen.
Das alte Gekra-Gelände in Bad Lauchstädt soll den Goethe-Arkadien weichen. Foto: Briest

Bad Lauchstädt/MZ. - „Glauben Sie mir, dass die Einwohner um den jetzigen Kurpark abgekotzt haben, als der König kam und gesagt hat, er baut jetzt hier den Kurpark. Heute würde keiner sagen: Es war eine Scheißinvestition.“ Christian Runkel (CDU) spannte den historischen Bogen, um die anwesenden Bürger von der Notwendigkeit der Goethe-Arkadien im Norden von Bad Lauchstädt zu überzeugen. Der Bürgermeister hatte dafür in der Einwohnerversammlung in der Alten Remise ein schwieriges Publikum vor sich. Es bestand aus Anwohnern von Windmühlenstraße, Birkenwinkel/Hoffnungsweg und der Straße Am Theater, also jenem Viertel, das an die Goethe-Arkadien angrenzen würde. Und viele von ihnen, das machten die Fragen deutlich, waren mit einer gehörigen Portion Skepsis gekommen – vor allem zwei Sorgen: die vor der Verkehrsbelastung und die vor hohen Kosten, die auf sie zukommen könnten.

Doch zunächst stellte Runkel, die, wie er betonte, noch in einem frühen Stadium befindlichen Pläne der Stadt vor. Sie umfassen eine neue Kita mit 120 Plätzen, einen Bürgersportpark – für diese beiden Projekte und eine Wärmeleitung vom Energiepark soll die Stadt neun Millionen Euro Strukturmittel erhalten –, eine Mehrzweckhalle und die Therme nebst Hotel.

Die Straße Am Theater soll zur Flaniermeile werden.
Die Straße Am Theater soll zur Flaniermeile werden.
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„Wir haben jetzt den Bebauungsplan für die Goethe-Arkadien beauftragt“, erklärte Runkel. Er schätzte die notwendige Gesamtinvestition auf 100 Millionen Euro. 36 Millionen Euro davon entfallen auf die Therme. Für die hofft die Stadt auf Fördermittel aus einem EU-Topf. Die Umsetzung soll zügig erfolgen, wie Runkel deutlich machte: „Die Stadt will noch in diesem Jahr einen Bauherren und einen Betreiber für die Therme finden.“ Der Bau könnte bereits 2025 beginnen, zumindest die Abrissarbeiten auf dem ehemaligen Gekra-Gelände. „Ziel ist, 2028 fertig zu sein.“ Das Hotel soll ein Investor errichten, ohne dass der Stadt Kosten entstehen. Die Finanzierung der Mehrzweckhalle ist noch offen.

So plant die Stadt den Verkehrsfluss

Für das Verkehrskonzept gibt es dagegen schon Überlegungen. Eine neue Zufahrtsstraße im Norden von der Halleschen Straße aus soll Großteile des Verkehrs, der über die A 38 und aus Halle kommt, aufnehmen. Autos aus Richtung Querfurt sollen über die Windmühlenstraße fahren. Von dort aus ist, etwa in Höhe des Wasserturms, eine Stichstraße als einzige echte Anbindung für den Autoverkehr angedacht.

Runkel nannte als Schätzwert etwa 900 Fahrzeugbewegungen pro Tag, die durch die Goethe-Arkadien entstünden. Etwa 350 Autos würden über die Windmühlenstraße fahren. Teile des Publikums hielten diese Zahlen für zu niedrig, etwa weil der Bürgermeister für die 750 kalkulierten Thermengäste mit lediglich 200 bis 300 Autos rechnete und für die Mitarbeiter in Kita, Therme, Hotel lediglich 50 Fahrzeuge schätzte. Eine Anwohnerin zweifelte, ob Auswärtige nicht eher dem Navi über die Abfahrt Merseburg-Nord und die Windmühlenstraße folgen würden, als dem von der Stadt angepeilten Weg.

Die Windmühlenstraße ist derzeit noch in schlechtem Zustand
Die Windmühlenstraße ist derzeit noch in schlechtem Zustand
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Ein anderer Einwohner fragte, warum statt eines Kita-Neubaus nicht die bestehende Kita „Sonnenblick“ saniert werde. Runkel nannte dafür zwei Gründe. Zum einen: Geld. Die sechs Millionen Euro für den Neubau könnte die Stadt zu 90 Prozent gefördert bekommen. Und zum andern: Platz. Der reiche beim „Sonnenblick“ nicht aus, um im Bestand zu sanieren. Runkel hält es aber für denkbar, dass der „Sonnenblick“ in einigen Jahren auch saniert und dann als reine Kinderkrippe genutzt werden könnte.

Wer bezahlt für die Straßen

Straßensanierungen und Kosten waren ein Hauptthema. Die Stadt will vor Inbetriebnahme der Goethe-Arkadien möglichst die Windmühlenstraße, den Birkenwinkel/Hoffnungsweg sowie die Straße Am Theater sanieren. Mit Blick auf die Windmühlenstraße erklärte Runkel: Fahrbahn und Beleuchtung seien vollständig hergestellt. Dafür müssen Anwohner also nicht zahlen. Möglich wäre das aber für die Sanierung des Fußwegs, weil der bisher am Wasserturm ende.

Zur Straße Am Theater wollte der Bürgermeister keine Aussage zu Ausbau oder – kostenpflichtiger – Erschließung treffen. „Die Idee ist, dass die Straße eine Flaniermeile zwischen alter und neuer Kuranlage wird.“ Der Bau könnte schon 2025 erfolgen. Neben dem neuen Hospiz soll ein Rad- und Fußweg in Richtung Goethe-Arkadien führen. Die Garagen gegenüber sollen laut Runkel weichen.

Definitiv zahlen sollen die Anlieger des Hoffnungsweges – 80 Prozent der Baukosten. „Der ist Erschließung“, begründete Runkel. Allerdings verhandelt die Stadt gerade noch mit dem Investor, der nebenan den Edeka baut, wie weit dieser eventuell den Birkenwinkel bis in den Hoffnungsweg hinein ausbaut. Je weiter, desto niedriger könnten die Kosten für die Anwohner ausfallen. Runkel betonte, dass alle Straßen ohnehin in den kommenden Jahren gemacht worden wären, wegen der Goethe-Arkadien solle das nur früher passieren.