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Babyboom geht weiter Babyboom geht weiter: Warum wieder mehr Eltern in Merseburg ihr Kind bekommen

Von Michael Bertram 04.12.2018, 10:15
Roger und Tanja Finzelberg freuen sich über die Geburt ihrer Tochter Aurelia. Lutz Heimann (r.), der Geschäftsführer des Carl-von-Basedow-Klinikums in Merseburg, gratulierte persönlich. Es war nämlich die 900. Entbindung in diesem Jahr - so viele gab es seit 1990 nicht mehr in Merseburg.
Roger und Tanja Finzelberg freuen sich über die Geburt ihrer Tochter Aurelia. Lutz Heimann (r.), der Geschäftsführer des Carl-von-Basedow-Klinikums in Merseburg, gratulierte persönlich. Es war nämlich die 900. Entbindung in diesem Jahr - so viele gab es seit 1990 nicht mehr in Merseburg. Michael Bertram

Merseburg - So einen tiefen Schlaf wie bei der kleinen Aurelia wünschen sich viele: Das gerade einmal vier Tage alte Mädchen bekam am Montagmorgen vom großen Rummel im Kreißsaal des Carl-von-Basedow-Klinikums in Merseburg überhaupt nichts mit, schlummerte stattdessen entspannt auf der Brust von Mama Tanja.

Die 29-Jährige stand derweil im Fokus, ist sie in diesem Jahr doch bereits die 900. Frau, die im Klinikum ihr Kind zur Welt brachte - die höchste Zahl seit 1990. Der Babyboom der vergangenen Jahre setzt sich also fort. In diesem Jahr hat aber auch das Krankenhaus in Weißenfels eine große Aktie daran.

Hebammen wechseln Klinik von Weißenfels nach Merseburg

Denn die dortige Geburtenstation hatte zum Jahreswechsel ihre Türen geschlossen, nachdem sechs Hebammen abgewandert waren und in Merseburg Verträge unterschrieben hatten. Zuvor waren die sechs Geburtshelferinnen in Weißenfels als sogenannte Beleghebammen im Einsatz. Sie waren freiberuflich tätig - und gerieten durch die in den vergangenen Jahren teurer gewordenen Haftpflichtpolicen finanziell immer stärker unter Druck.

Nachdem die Weißenfelser Klinik ihnen keine Anstellung in Aussicht stellen wollte, entschieden sie sich für den Wechsel nach Merseburg und brachten eine Vielzahl werdender Mütter, die von ihnen bereits betreut wurden, gleich mit.

Merseburg profitiert von Schließung der Geburtenstation in Weißenfels

„Die Schließung der Geburtenstation in Weißenfels ist sicher kein guter Umstand, aber wir sind froh, dass wir Schwangeren - auch aus dem Burgenlandkreis - bei uns eine gute Versorgung garantieren können“, sagte Lutz Heimann, der Geschäftsführer des Basedow-Klinikums. „Und wie wir inzwischen sehen, nutzen ja viele Weißenfelserinnen die Chance nach Merseburg zu kommen.“

Viele Alternativen blieben ihnen allerdings auch nicht. Wer nicht nach Merseburg geht, der fährt nach Zeitz oder Naumburg. Und auch dort wird ein Babyboom verzeichnet, der zum Teil ebenfalls auf das Aus der Entbindungsstation in Weißenfels zurückzuführen ist.

Geburten in Merseburg: Tiefststand Mitte der 90er

Generell legte in Merseburg die Zahl der Entbindungen in den vergangenen beiden Jahren bereits wieder zu und kletterte über die 700er-Marke. Mitte der 90er Jahre bedeutete der Tiefstand in Merseburg lediglich 435 Entbindungen. Auch die aktuellen Zahlen sind zwar noch weit von denen vor der Wende entfernt. Aber es deutet derzeit nichts darauf hin, dass die Entwicklung nicht auch im kommenden Jahr anhält. „Wir sind auf jeden Fall vorbereitet, haben die nötigen Kapazitäten und mit zehn Hebammen das nötige Personal“, sagt die Leitende Hebamme, Anke Nerlich.

Dass Tanja Finzelberg und ihr Mann Roger zur Entbindung ins Merseburger Klinikum gehen, daran habe keinen Zweifel bestanden. „Das war für uns von Anfang an klar und wir waren sehr zufrieden“, sagt Mutter Tanja. Vor allem die Freundlichkeit der Hebammen im Kreißsaal und der Schwestern auf der Neugeborenenstation hob sie hervor, wenn auch die Geburt selbst anstrengend war, weil sie rund 14 Stunden dauerte.

Junge Familie erhält 900 Windeln zum Dank

Am 30. November aber, erblickte die kleine Aurelia dann schließlich das Licht der Welt. Und mit ihren 51 Zentimetern und 3 400 Gramm Gewicht ist sie nicht nur der Stolz ihrer Eltern, sondern auch für das Basedow-Klinikum ein besonderes Highlight in diesem Jahr.

Aus diesem Grund hat sich die Klinik eine Überraschung überlegt: Vom Klinik-Geschäftsführer Lutz Heimann gab es nicht nur einen Blumenstrauß für Mutter Tanja: Die Familie erhielt als Geschenk ein Windelpaket, das 900 Stück umfasst. „Mussten Sie einen Lkw kommen lassen?“ scherzte Lutz Heimann mit dem frisch gebackenen Vater Roger. „Nein, im Kofferraum ist sogar noch etwas Platz“, konterte dieser. Kein Problem, so war man sich schnell einig. Die Familie könne sich gern mal wieder im Kreißsaal sehen lassen - am besten direkt zur Geburt des nächsten Kindes. (mz)