AZV Merseburg AZV Merseburg: Schnäppchenzeit ist vorbei

Schkopau/Merseburg - Es gehe gut voran mit der geplanten Kläranlage in Schkopau, erklärte Uta Sonnenkalb, die Geschäftsführerin des Abwasserzweckverbandes (AZV) Merseburg im Ordnungs- und Umweltausschuss des Stadtrates, der sich über den aktuellen Stand informieren wollte. „Für die Planungen hatte es eine EU-weite Ausschreibung gegeben“, erklärte Sonnenkalb.
Den Zuschlag hätten die Weber-Ingenieure aus Pforzheim bekommen. „Wir haben damit eine gute Wahl getroffen. Die Zusammenarbeit ist trotz der Entfernung sehr intensiv.“ Und - die Planer seien sehr termintreu. Das habe dazu geführt, dass man bereits die Genehmigungsplanung bei der unteren Wasserbehörde eingereicht habe und den Antrag auf die Erteilung eines Wasserrechts und der Baugenehmigung gestellt habe.
Kläranlagenbau wird ein Zwischending aus Neubau und Sanierung
„Wir denken, dass wir im Sommer die Genehmigung haben und wir dann die Arbeiten europaweit ausschreiben können“, so Sonnenkalb. Man gehe davon aus, dass man den 31. Dezember 2020 als Endtermin halten könne. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil dann der Vertrag mit der Dow endet, die bisher für die Abwasserbeseitigung des AZV zuständig war.
Der Kläranlagenbau wird ein Zwischending aus Neubau und Sanierung bzw. Umbau bestehender Anlagen und wird rund 20 Millionen Euro verschlingen, wofür es keine Fördermittel gibt. Angesichts dieser Summe gab es im Ausschuss auch Schelte und die Frage, ob das überhaupt nötig sei und vor allem, warum die Gebühren so drastisch erhöht wurden.
Wie die MZ bereits seit 2016 mehrfach berichtete, war der Vertrag des AZV mit Dow über die Benutzung der Kläranlage am Chemiestandort Schkopau zum 30. September 2015 ausgelaufen. Der alte Preis galt nicht mehr. Es musste neu verhandelt werden. Dow forderte allerdings statt der bisher gezahlten 1,5 Millionen Euro 4,5 Millionen Euro für die Abwasserbehandlung.
„Das, was wir 15 Jahre lang gezahlt haben,war ein Schnäppchen. Und so günstig wird es auch nie wieder sein“
Der AZV war allerdings nur bereit, 2,5 Millionen für die Behandlung von rund 3,2 Millionen Kubikmetern Abwasser zu zahlen. Es kam nicht zu einer Einigung zwischen Dow und AZV. „Durch gerichtlichen Vergleich sind wir bei einem Einleitpreis von 1,55 Euro statt bisher 47 Cent gelandet“, sagte Sonnenkalb. Weshalb man sich letztendlich entschieden hatte, das Klärwerk zu bauen.
„Natürlich war das, was wir 15 Jahre lang gezahlt haben, ein Schnäppchen. Und so günstig wird es auch nie wieder sein“, sagte Mario Höritzsch, der Technische Leiter des AZV. Allerdings werde man durch den Neubau auch verhindern, dass man mehr als sechs Millionen Euro zahlen müsse. So viel wäre es laut Höritzsch ab 2021, wenn man bei Dow bleiben würde. „Wir werden mit dem Neubau etwa bei Kosten von drei Millionen Euro landen.“
Einige der bestehenden Anlagen wie Rechen (trennt Abwasser von Grobstoffen) oder Sandfang werde man erneuern müssen, so Höritzsch. Es werde eine neue Schlammbehandlung mit Faulbehältern gebaut. In den Behältern wird der Schlamm über 20 Tage vergoren. Das entstehende Gas könne verbrannt werden. So werde unter anderem Strom für die Belüftung erzeugt, aber auch Wärme, um die Faulbehälter zum Beispiel im Winter zu beheizen. Solaranlagen auf den Dächern der Anlage sollen ebenfalls die Betriebskosten senken. Der später entwässerte Schlamm könnte der landwirtschaftlichen Verwertung zugeführt oder verbrannt werden. Genaues sei noch nicht entschieden. Entscheidend sei hier auch die Zusammensetzung des Klärschlamms, die man noch nicht kenne.
Ende 2018 könnten die ersten Baumaßnahmen am Standort Schkopau beginnen.