Ausstellung Ausstellung: Wie alt ist Neubiendorf?
NEUBIENDORF/MZ - Neubiendorf wird demnächst 100 Jahre alt. Die Frage ist nur, ob das Jubiläum 2017 oder 2019 gefeiert werden soll. Beide Daten fanden Gottfried Backhaus und Robert Riedl, als sie die neue Ausstellung in der Geiseltalseekirche im Müchelner Ortsteil mit dem Titel „Neubiendorf und seine Kirche(n) - 85 Jahre Haus der Besinnung“ vorbereiteten.
„Vermutlich wurde 1917 festgelegt, dass die neue Siedlung gebaut wird, und 1919 begann die Bebauung“, meint Gottfried Backhaus und will als nächstes im Landesarchiv stöbern, um auf diese Frage eine Antwort zu finden. „Wir sind für alle Hinweise dankbar. Vielleicht kann auch jemand von den Einwohnern Licht ins Dunkel bringen. Bitte einfach in der Kirche melden“, ruft Robert Riedl auf.
Von ihnen zusammengetragene historische Bilder zeigen den Bau von Neubiendorf erst östlich von der Krumpaer Landstraße und später auf der westlichen Straßenseite. Ihn leiteten die Betreiber der Kohlegruben „Cecilie“ und „Elisabeth“ in die Wege, weil sie Wohnraum für neue Arbeitskräfte benötigten, die unter anderem aus der Gegend von Senftenberg kamen.
Neben Häusern entstand auch die katholische „Herz Jesu“-Kirche - heute die Geiseltalseekirche. Am 25. März 1928 wurde sie geweiht, was eigentlicher Anlass für die Ausstellung war. So steht neben der Geschichte Neubiendorfs auch das Schicksal der katholischen Kirche im Mittelpunkt, in der 2006 aufgrund der wenigen verbliebenen Mitglieder der letzte Gottesdienst stattfand. Der im selben Jahr gegründete Förderverein, der das Gebäude kaufte, stellt seine vielfältigen Angebote von Konzerten über Projekttage bis hin zu Segnungen von Paaren vor.
Natürlich werden nicht nur die positiven Dinge zur Sprache gebracht. Gottfried Backhaus, selbst im Ort aufgewachsen, steuerte Privatfotos bei, die den Abriss eines Großteils der Siedlung Ende der 60er Jahre zeigen. Die Menschen mussten dem Braunkohleabbau weichen. Weil es kein historisches Kartenmaterial von Neubiendorf einst und heute gibt, hat der Wahl-Langeneichstädter kurzerhand selbst eine gezeichnet. Nicht vergessen wird zudem das Schicksal der evangelischen Kirche, die seit langem nicht mehr genutzt wird und verfällt.
Auch hierzu sind historische wie aktuelle Bilder zu sehen. Zum Beispiel zwei Fotos, die das Alltagsleben im dazugehörigen Kindergarten zeigen, den es von 1929 bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gab. Robert Riedl fand sie im Briefkasten des Vereins. Leider ohne Absender, wie er bedauert. Bekannt sei lediglich, dass die Schenkung von jemandem aus Merseburg kam. „Sonst hätten wir die Bilder vielleicht beschriften können.“ Wie sehr der Verfall innen inzwischen fortgeschritten ist, beweisen ganz neue Fotos von Gottfried Backhaus. „An eine Kirche erinnert da nichts mehr“, sagt er.
Die Ausstellung kann jeweils Sonnabends und Sonntags von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden.