Ausstellung in Merseburg Ausstellung in Merseburg: Studenten zeigen fotografische Dokumentation des Doms

Merseburg/MZ - In einem alten Schrank im Keller des Gebäudes, welches zur halleschen Martin-Luther-Universität gehört, haben fünf Studenten der Kunstgeschichte sie gefunden: Alte Fotos vom Merseburger Dom von 1898 bis 1993, die in dieser Zeit Lehrmaterial für die damaligen Studierenden waren. „Diese Fotografien wurden zu dokumentarischen Zwecken aufgenommen und hatten nicht wie heute üblich einen künstlerischen Wert“, erläuterte die hallesche Studentin Stefanie Tischer. Zusammen mit ihren vier Kommilitonen stellte sie eine Ausstellung auf die Beine. „Im Rahmen eines Seminars haben wir die Schränke durchsucht, aber aus eigenem Antrieb wollten wir auch nach Seminarende etwas mit den Fotos machen. Sie sollten nicht im Schrank verstauben“, fügte die Studentin Sabrina Jekal hinzu.
Wem der Ausstellungstitel „Die Objektivierung des Auges - Aspekte fotografischer Dokumentation am Beispiel des Merseburger Doms“ neugierig gemacht hat, kann sich die alten Fotografien des Merseburger Doms noch bis zum 2. Juni im Europäischen Romanikzentrum auf dem Domplatz anschauen. Und am 26. Mai werden die Besucher von den Studentinnen persönlich durch die Ausstellung geführt. „Das machen wir, weil man sich vielleicht nicht viel unter dem Titel vorstellen kann“, erläuterte Jekal.
„Wir wollen einen kurzen Abriss über die Entwicklung der Fotografie am Beispiel des Merseburger Doms zeigen und den dokumentarischen Aspekt in den Vordergrund stellen“, erläuterte Tischer. Um der Erfahrung willen haben sie die Ausstellung organisiert. „Damals hatten die Fotografen einen objektiven Blickwinkel auf diese Gebäude. Sie haben den Dom so fotografiert, wie er aussah und haben nicht mit Licht und Schatten gespielt, so wie es die Fotografen heute tun“, fuhr Tischer fort. „Damals war es reines Gebrauchsmaterial“, sagte Jekal.
Dass diese nüchterne Art und Weise der Fotografie mittlerweile eine eigene Kunstrichtung darstellt, findet Hobbyfotograf Jürgen Vogel. „Der Titel der Ausstellung hat mich animiert, herzukommen. Ich dachte, dass es eigentlich umgekehrt sein muss - nämlich dass wir die Technik objektivieren müssen, nicht das Auge.“ Von der interessanten Gestaltung der Ausstellung war er begeistert: „Was man hier sieht, ist Perfektion in der Technik. Heutzutage macht sich kaum ein Fotograf noch die Mühe, den richtigen Standort zu finden, um ein Motiv abzulichten“, meinte Vogel.
Um Altes wiederzuentdecken, kam auch der Merseburger Stadtrat Roland Striegel zu Besuch. „Es ist interessant zu sehen, wie Bauwerke sich verändern - oder auch nicht“, sagte er lächelnd beim Anblick der drei Fotografien der Westfassade vom Merseburger Dom. Ob 1898, 1961 oder 1993, das Gebäude auf dem Bild weist kaum merkliche Veränderungen auf. „Auf dem neusten Foto hängt an der Wand ein Schaukasten“, beschrieb Striegel das Motiv.
Die neuste Technik der Fotografie kann man sich in der Ausstellung ebenfalls ansehen. Die Studenten entwickelten ein sogenanntes „Kugel-Panorama“ vom Inneren des Doms, so dass man als Besucher auf einer Leinwand jeden Winkel betrachten kann. „Es ist ein digitales Verfahren, und den Blickwinkel kann man selbst wählen - ob oben, unten, links oder rechts. Das ist mittlerweile alles möglich“, erläuterte Tischer.
