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Ausgebüxtes Tier Ausgebüxtes Tier: Weißer Hirsch wartet auf seine entlaufene Kuh

Von Undine Freyberg 29.09.2016, 11:15
Der Albino-Hirsch lässt sich von Karl-Heinz Post sogar füttern.
Der Albino-Hirsch lässt sich von Karl-Heinz Post sogar füttern. Peter Wölk

Merseburg - Ganz entspannt und majestätisch liegt der weiße Hirsch am Rand des riesigen Geheges. Das Tier scheint zufrieden und gut genährt. „Die Tiere können ja hier den ganzen Tag grasen“, sagt Fleischermeister Karl-Heinz Post, dem das Gehege gehört. Der Albino-Hirsch ist zutraulich. Als Post mit etwas Mais kommt, läuft ihm das Tier entgegen, frisst ihm beinahe aus der Hand.

Aus dem rund 10.000 Quadratmeter großen Gehege in Beuna, in dem derzeit zudem noch vier Hirschkühe und vier Kitze leben, war offenbar auch die weiße Hirschkuh ausgebüxt, die derzeit immer mal wieder mit einem Jungtier in Merseburg gesichtet wird. Erst am Dienstagmorgen waren die beiden Tiere in der Nähe des Südparks und auf der B91 unterwegs und mussten von der Feuerwehr in Richtung Park getrieben werden.

Damwild noch nicht eingefangen

Eingefangen wurden die Tiere bisher nicht. „Aber ich bin fest überzeugt, dass sie irgendwann zurückkommen“, ist sich Karl-Heinz Post sicher. Das Damwild sei derzeit in der Brunft. Wenn die vorbei sei - das könnte Ende Oktober oder Anfang November sein - könnte die Kuh zurückkommen. „Wenn sie irgendwann am Zaun stehen würde, wäre der Hirsch außer sich - vor Freude“, sagt Post schmunzelnd.

Unterdessen ist auch die Rehkitzhilfe aus dem nordrhein-westfälischen Kleve auf die weißen Hirsche aus Merseburg aufmerksam geworden und glaubt, die Tiere retten zu müssen. „Anwohner und Passanten nehmen immer wieder Kontakt zu uns auf“, behauptet Carla Winhausen von der Rehkitzhilfe. „Der Herr Post hält ja dort lebende Ware.“

Veterinäramt in Halle

Post ist empört. „Offensichtlich gibt es Menschen, die glauben, dass ich die Tiere aus meinem Gehege schlachte und dann über mein Geschäft verkaufe. Das ist völliger Quatsch. Das mache ich nicht.“ Das Gehege habe er seit über zehn Jahren. Spaziergänger kämen manchmal hierher und auch die Kitakinder, die sich dann freuten, wenn sie außerhalb des Geheges stehen und die Tiere füttern könnten, erzählt der 75-Jährige. Die Tiere fühlten sich auf dem großen Gelände wohl, sie könnten sich sogar ins Unterholz zurückziehen. „Sie halten den Rasen kurz. Das ist alles.“ Die Zäune rund ums Gelände sind hoch und sehen sicher aus. Nur dort, wo das Unterholz an ein Nachbargrundstück grenzt, habe die Kuh die Chance gehabt, das Gehege zu verlassen.

Die Albinos habe er bekommen, als das Veterinäramt in Halle ein Gehege aufgelöst habe. Mehrere Tiere seien damals nach Bad Dürrenberg gekommen. „Ich wollte ein männliches und ein weibliches Tier haben und bekam den Hirsch und die Hirschkuh, die damals hochträchtig war“, erzählt Post. Die Tiere seien in einem sehr schlechten Zustand gewesen, hätten sich aber gut erholt.

Hirschkuh ging mehrfach stiften

Im Juni 2016 war die Hirschkuh dann gleich zweimal stiften gegangen: Das erste Mal noch vor der Geburt ihres Jungen. Und ein weiteres Mal, um wieder bei ihm zu sein zu können. Die weiße Hirschkuh war im Südpark entdeckt und dann wieder ins Freigehege von Karl-Heinz-Post gebracht worden. Der merkte natürlich sofort, dass die Kuh nicht mehr trächtig war. „Als wir dann aber das Jungtier suchten, war die Mutter schon wieder ausgebrochen, um zu ihrem Jungen zu kommen.“

Für Carla Winhausen ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Jemand hatte ihr einen aktuellen MZ-Artikel über den Einsatz vom Dienstag zukommen lassen, woraufhin sie sich mit Feuerwehr und Grünflächenamt der Stadt Merseburg in Verbindung gesetzt hat. „Wir lassen prüfen, wer zuständig ist, und notfalls kommen wir die Tiere auch holen“, sagt sie der MZ. Das Freigehege in Beuna hat sie bisher offenbar noch nicht gesehen. (mz)

Der Albino-Hirsch fühlt sich wohl im großen Gehege.
Der Albino-Hirsch fühlt sich wohl im großen Gehege.
Peter Wölk