Aufregung um Rechtsrock Aufregung um Rechtsrock: Widerstand gegen Auftritt einer Coverband der "Böhsen Onkelz"

Merseburg - Ein vermeintliches Rechtsrock-Konzert versetzt in diesen Tagen Anwohner der Merseburger Innenstadt in Aufregung. In offenen Briefen an den Oberbürgermeister und einen Clubbetreiber zeigen sie sich angesichts des geplanten Auftritts der Rockband „Stainless Steel“ am 2. Oktober besorgt.
Bei der Gruppe handelt es sich um eine Coverband der „Böhsen Onkelz“. „Das ist eine Band, die sich einen beträchtlichen Teil ihrer Karriere - nämlich die ersten Jahre, in denen sie berühmt geworden ist - im neonazistischen Milieu bewegt hat“, heißt es in dem Brief, der der Mitteldeutschen Zeitung vorliegt und der im weiteren Verlauf einige vermeintliche Belege für die rechte Orientierung von „Stainless Steel“ auflistet.
„Wir machen uns große Sorgen um unsere Sicherheit und unser Eigentum“
Tatsächlich haben sich die „Böhsen Onkelz“ zuletzt immer wieder von ihrer Frühphase distanziert. Dennoch: „Wir machen uns große Sorgen um unsere Sicherheit und unser Eigentum“, sagen die Anwohner. Zudem wird der OB aufgefordert, das Konzert abzusagen.
Zu großen Teilen sind die Formulierungen einem Flugblatt der „Initiative Rechtsrock - Nein danke!“ entnommen, das offenbar in den vergangenen Tagen in den Briefkästen rund um den geplanten Auftrittsort der Band, der „M1 Eventbar“ in der Brauhausstraße, gelandet war. Wer genau hinter besagter Initiative steckt, ist unklar. Gewarnt wird in dem verteilten Flugblatt komplett anonym. Um die rechte Orientierung der Band zu belegen, werden auch die von der Band selbst grafisch hervorgehobenen Anfangsbuchstaben, „SS“, ins Spiel gebracht.
„Wir tolerieren keine Konzerte mit rechtsextremen Inhalten“
Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) nimmt die Appelle der Bürger ernst. „Wir tolerieren keine Konzerte mit rechtsextremen Inhalten und werden konsequent dagegen vorgehen“, stellte Bühligen Freitag klar. Das Rathaus hätte Kontakt mit dem Betreiber der „Eventbar“ aufgenommen. „Wir haben ihm unsere klare Position mitgeteilt und mit Konsequenzen gedroht, sollte es zu Vorfällen kommen“, sagte Bühligen und nannte etwa den Entzug der Gewerbeerlaubnis. Zudem wurden Staatsschutz und Polizei informiert. Letztere erklärte am Freitag, das Konzert im Blick zu haben. Details wurden nicht genannt.
Die Band selbst kann die Vorwürfe nicht verstehen. „Wir haben mit Rechtsrock nichts zu tun und distanzieren uns davon“, sagte Joachim Wawra von „Stainless Steel“. Als vor einiger Zeit bei einem Auftritt auf einem Dorffest betrunkene Jugendliche durch rechtsextreme Sprüche auffielen und die Security nicht einschritt, habe man den Auftritt abgebrochen. Angesprochen auf das „SS“ lacht Wawra. „Wir kürzen uns selbst mit ’STST’ ab.“ (mz)