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Auch Schrott für China?

Von UNDINE FREYBERG 14.05.2010, 18:22

BLÖSIEN/MZ. - Der erste Wagen, den er verschrottet hat? "Das war ein Skoda Oktavia Baujahr 1979", erinnert sich Reiner Plack. Überhaupt waren es am Anfang vornehmlich die Ost-Marken wie Trabant, Skoda oder Moskwitsch, weil ja viele auf Westautos umgestiegen waren. "Aber einige sind bei Schnellkäufen nach der Wende auch übers Ohr gehauen worden und kamen dann nach wenigen Monaten mit ihrem Schrottwagen zu uns."

Seit 20 Jahren macht der 54-Jährige jetzt schon in Autoverwertung und Gebrauchtwarenhandel. Angefangen hatte alles mit einer Werkstatt in der Schulstraße in Blösien. Doch schon bald brauchte man mehr Platz, und als 1994 das Gelände der ehemaligen LPG zum Verkauf stand, griff Reiner Plack zu.

Mittlerweile verschrottet er pro Jahr 120 bis 140 Autos in seiner Autoverwertung. "Nur im vergangenen Jahr war es das Zehnfache an Autos", erinnert sich der gelernte Kfz-Elektriker. Genau 1 480 Autos, die zum Teil noch längst nicht das Rentenalter erreicht hatten, landeten dank der Abwrackprämie 2009 auf dem Autoverwertungshof in Blösien, der immer nur Platz für 200 Autos hat. "Bei manchen hat mir echt das Herz geblutet - zum Beispiel als jemand einen Smart Baujahr 2000 zum Verschrotten brachte", erinnert er sich.

Aber es hilft dem Betrieb, denn der lebt von guten Gebrauchten und dem Handel mit Ersatzteilen. Der Schrottpreis pro Tonne sei nämlich keine verlässliche Größe, der ändere sich manchmal sogar von Tag zu Tag. "Nur als die Chinesen ihre Olympiastadien gebaut haben, da war der Preis oben, weil Schrott damals sehr gefragt war. Vielleicht steckt in den chinesischen Stadien ja auch ein bisschen Schrott aus Merseburg und Umgebung", lächelt Plack, bei dem so ziemlich jeder, der ein Ersatzteil sucht, das passende findet - und das oft zum Viertel des Neupreises. "Viele junge Leute haben nicht so viel Geld, um alles machen zu lassen, und die sind natürlich froh, wenn sie bei uns gute Ersatzteile bekommen, um dann selbst zu schrauben", meinte Elke Plack (50), die in der Annahme arbeitet.

Jährlich muss sich der Betrieb, in dem neben Reiner und Elke Plack noch zwei Schlosser und auch Sohn Florian (24) als Kfz-Mechatroniker mitarbeiten, neu als Entsorgungsfachbetrieb zertifizieren lassen. "Denn wir sind verpflichtet, 86 Prozent eines alten Autos wieder dem Wirtschaftskreislauf zuzuführen - das wissen die wenigsten Leute - und nicht für alles kriegen wir Geld", erklärt Plack. Kommt ein Auto zum Verschrotten auf den Hof, darf es dann maximal drei

Tage unberührt auf dem betonierten Annahmeplatz stehen. Aber meist dauert es gar nicht so

lange.

Zwei Stunden brauchen Reiner Plack und seine Mitarbeiter, um einen Wagen "trockenzulegen" - das heißt alle Flüssigkeiten wie Getriebeöl, Motoröl und Kraftstoff zu entfernen. Der Katalysator wird ebenso ausgebaut, wie gebrauchsfähige Ersatzteile oder die Reifen. "Sind die noch gut, können wir damit was anfangen. Sind sie Schrott müssen wir sie entsorgen lassen und zahlen auch noch dafür." In Anbetracht der Arbeitsleistungen seien also 50 Euro für die Entsorgung eines Autos nicht zu viel. "So liegt der Preis ungefähr. Nur im vergangenen Jahr haben wir die Autos kostenlos angenommen - wegen der Abwrackprämie." Eine eigene Schrottpresse hat die Firma in Blösien übrigens nicht, das Pressen der Schrottautos übernimmt eine Fremdfirma.