Ärger am Busbahnhof Merseburg Ärger am Busbahnhof Merseburg: Mit Drahtnetz gegen Tauben

Merseburg - Es ist eklig am Merseburger Busbahnhof. Kurz nicht aufgepasst, steht man entweder im Tauben-Kot. Oder - wenn man richtig Pech hat - landet der Tauben-Schiss auf Kopf oder Jacke. Wo die Biester herkommen? Die Tiere sind schlau. Sie sind umgezogen. Vom Wasserturm neben den Gleisanlagen des Bahnhofs rüber zum Busbahnhof, einem für mehrere Millionen Euro erbauten Schmuckstück, das offensichtlich auch den Tauben gefällt. Notgedrungen, denn die Bahn hatte vor einigen Monaten nahezu alle Schlupflöcher und Einflugmöglichkeiten des Wasserturms so verschlossen, dass für die Tauben dort das Nisten nicht mehr möglich ist. Das hatte die Bahn auf Drängen der Stadt getan, und die hat jetzt den Salat.
Die Tiere sind wieder am Busbahnhof - von dem man bereits im November 2012 versucht hatte, sie zu vertreiben. Dazu waren auf einer Länge von rund 300 Metern Draht-Spitzen zur Tauben-Abwehr aufgeklebt worden, die ihren Zweck aber offenbar nicht erfüllen. Die Tauben fühlen sich trotzdem wohl. Sie sitzen unter dem Dach und hinter den Draht-Spitzen.
Doch wie kann man gegen die Tauben ankommen?
Laut Landesverordnung Sachsen-Anhalts sind die verwilderten Stadttauben zwar als Schädlinge eingruppiert, trotzdem kann man sie nicht einfach töten, erfuhr MZ von einer Schädlingsbekämpfungsfirma aus Halle. „Man darf Tauben nicht einfach töten. Das darf nur ein IHK-geprüfter Schädlingsbekämpfer, der eine Tötungserlaubnis hat“, sagte Mike Tralls, der Inhaber der halleschen Schädlingsbekämpfungsfirma Destra. „Die Tötung anweisen dürfte zum Beispiel das Gesundheitsamt des Saalekreises. Das geht aber auch nur, wenn eine wirklich sehr, sehr große Gesundheitsgefährdung vorliegt.“ Denn die Tiere sind zwar Schädlinge, aber auch durch das Tierschutzgesetz geschützt.
In der Stadt Halle, die mit einem großen Taubenproblem zu kämpfen hat, hatte man zeitweise Tauben mit Lebendfallen eingefangen und sie im Anschluss getötet (MZ Halle berichtete). Als dies bekannt wurde, führte das zu erheblichen Diskussionen. Nun sucht man offenbar nach neuen Wegen. Man will versuchen , die Tauben in größere Taubenschläge umzusiedeln (in der Stadt Regensburg tat man das mit Hilfe von trainierten Locktauben - Regensburger Modell), in denen die Tiere auch brüten können. Die gelegten Eier könnten gegen Gipsattrappen getauscht werden, so wie es auch schon auf der Burg Querfurt praktiziert wurde. Die Populationen würde in der Folge nach und nach nach und nach reduziert.
In Merseburg ist man noch nicht so weit. „Wir holen im Augenblick Angebote für ein Drahtnetz ein, das wir am Busbahnhof um alle Träger spannen wollen“, sagte Amtsleiter Gerd Heimbach auf MZ-Anfrage. „Und wir müssen schnell handeln. Denn so kann es dort nicht weitergehen.“
Tauben verursachen nicht nur Schäden an Gebäuden. Stadttauben können nach Expertenmeinungen bis zu 80 verschiedene zum Teil schwere Infektionskrankheiten übertragen - zum Beispiel Listeriose, Toxoplasmose oder auch Ornithose, etwas, das einer Vogelgrippe ähnelt. Die Keime und Bakterien stecken zum Beispiel im Taubenkot, der sich gut getrocknet ganz prima über die Luft verteilen kann. (mz)