Anlaufstelle für Gespräche Anlaufstelle für Gespräche: Am Stadtfriedhof entsteht ein Café für Trauernde

Merseburg - Neugierig schauen Heike Ebel-Rehhahn, Thomas Stolper und Angelika Rudnik dem Experten auf die Finger. Matthias Zätzsch verlegt gerade die letzten Teile des neuen Fußbodens. Dann ist das kleine Café am Städtischen Friedhof St. Maximi in Merseburg auch beinahe fertig. Die drei Besucher an diesem Tag freuen sich schon sehr auf die Eröffnung. Ab Donnerstag, dem 7. März sollen Trauernde hier eine neue Anlaufstelle bekommen, wenn sie sich mit anderen Betroffenen oder professionellen Trauerbegleitern austauschen wollen.
„Das vom Kirchenkreis organisierte Trauercafé gibt es ja schon längere Zeit“, erzählt Seelsorgerin Angelika Rudnik. „Wir wollten das Angebot aber näher an den eigentlichen Ort der Trauer bringen.“ Das ist mit dem neuen Friedhofscafé nun gelungen. Die Initiatoren profitierten dabei vom Leerstand des früheren Blumenhauses in der Weißenfelser Straße. „Das Objekt steht bestimmt schon seit zwei Jahren leer, jetzt soll es einen neuen Nutzen erfahren.“
Da man noch nicht weiß, wie gut die neue Einrichtung angenommen wird, soll das Café „Atempause“ zunächst einmal im Monat öffnen. Von 14 bis 17 Uhr können Trauernde und Friedhofsbesucher hier einen Kaffee trinken und mit anderen ins Gespräch kommen. Es bietet auch eine Toilette oder kann dazu dienen, die Wartezeit auf Bus oder Bahn zu verkürzen. „Auch die Friedhofsverwaltung soll hier präsent sein, um Anliegen rund ums Thema Friedhof zu bearbeiten“, erklärt Friedhofsverwalterin Heike Ebel-Rehhahn.
Betrieben wird das Café vom Kirchenkreis und Kirchspiel Merseburg. Zudem wird es von der Landeskirche gefördert. Vor allem die Begegnung stehe in dem Café im Vordergrund, wie die Initiatoren betonen. „Wir können nur ein Angebot schaffen, aber niemanden zwingen, über seine Trauer zu sprechen“, erklärt Thomas Stolper. Der Trauerbegleiter weiß, nur wer klar artikuliert, dass er nach dem Verlust geliebter Menschen Hilfe benötigt, der ist für ein solches Angebot überhaupt zugänglich. Regelmäßig treffen sich Trauernde bereits in Räumen des Kirchenkreises, um über ihre Situation zu sprechen. „Manche hören nur zu, andere tauschen sich gern aus, wenn sie merken, dass die Menschen gegenüber ähnliche Gedanken und Gefühle haben“, berichten Rudnik und Stolper. Klar ist, jeder Mensch trauert verschieden. „Es gibt auch Personen, die kamen nicht wieder, weil ihnen der Austausch nicht gut tat“, erzählt Rudnik.
Um das Café zu betreiben und das Angebot womöglich auch öfter stattfinden zu lassen, suchen die Initiatoren noch ehrenamtliche Helfer, die sich vor Ort engagieren wollen. „Sie können natürlich mit den Menschen sprechen, es reicht aber auch schon, wenn sie einfach Kaffee ausschenken und beim Betrieb des Cafés mithelfen“, erklärt Angelika Rudnik.
Sobald Matthias Zätzsch seine Arbeiten in dem Gebäude abgeschlossen hat, sollen die Möbel aufgestellt werden. Im vorderen Bereich werden Tische und Stühle aufgebaut. Im hinteren Teil entsteht die Kaffeeküche und
ein Rückzugsraum. „Hier können Trauernde auch ein Vier-Augen-Gespräch mit Trauerbegleitern oder Seelsorgern führen“, erzählt Angelika Rudnik.
››Interessierte Ehrenamtliche können sich melden. Sie können folgende
Telefonnummern nutzen:
03461/27 13 22 und 03461/21 50 09.
(mz)