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Andreas Rumpelt im Geiseltal-Express Andreas Rumpelt im Geiseltal-Express: Ein Lokführer für alle Fälle

Von DIANA DÜNSCHEL 18.05.2015, 07:42
Betreiber des Geiseltal-Express sowie weiterer Oldtimer-Busse ist die Geiseltaler Entwicklungs- und Touristikgesellschaft (GET).
Betreiber des Geiseltal-Express sowie weiterer Oldtimer-Busse ist die Geiseltaler Entwicklungs- und Touristikgesellschaft (GET). P. WÖLK Lizenz

BRAUNSBEDRA - „Ich habe gerade mit dem Winzer telefoniert, bei dem wir Halt machen. Er hat für alle Arbeitsgeräte mitgebracht.“ Ungläubige Blicke, dann Gelächter. Andreas Rumpelt weiß, wie er seine Fahrgäste bespaßt, noch bevor er mit seinem Geiseltal-Express auch nur einen Meter gefahren ist.

Wenn alle eingestiegen sind, hält er seine traditionelle Rede, zeigt die „Angstgriffe“ anstelle der Sicherheitsgurte, denn man fahre schließlich eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern, und warnt schon mal vor den „Hoppelschienen“ auf den letzten Metern. Die erfüllten aber eine wichtige Aufgabe, betont er mit ernster Miene. Schließlich gebe es den ein oder anderen, der nach der Weinprobe schläfrig geworden sei...

Sonntagvormittag 10.30 Uhr. Am Geiseltal-Besucherzentrum in Braunsbedra-Neumark herrscht trotz des frühen Tages Hochbetrieb. Ein Reisebus aus Grimma mit 51 flotten Senioren an Bord ist angekommen. Sie haben eine Tagestour in den Saalekreis gebucht. Neben Stopps in Merseburg und am Schloss Schkopau wollen sie den Geiseltalsee erkunden und haben eine Sondertour mit den beiden Tourismusbahnen der Geiseltaler Entwicklungs- und Touristikgesellschaft (GET) gebucht.

Routine für Andreas Rumpelt. Seit den Anfängen 2009 ist er beim Unternehmen beschäftigt und einer der Lokführer. Der 53-Jährige hatte erst Klempner gelernt und in diesem Beruf auch gerne gearbeitet, bis das gesundheitlich nicht mehr möglich war. Der Müchelner wurde erst arbeitslos, dann Hartz-IV-Empfänger und war natürlich vor sechs Jahren froh, einen neuen Job gefunden zu haben.

„Ich wollte eigentlich die Rad- und Tretmobilausleihe betreuen“, hatte er sich damals überlegt. Es kam anders. Ein Lokführer wurde gebraucht, so wie jetzt wieder. Allerdings musste Andreas Rumpelt noch die erforderliche Fahrerlaubnis machen. „Das war ganz schön stressig“, sagt er. Denn eigentlich habe er sich nicht wieder auf die Schulbank setzen wollen.

Auch „vor den Leuten stehen und quatschen“ sei für ihn eine Umstellung gewesen. Denn das Band mit Erklärungen, das per MP3-Player während der Rundfahrt läuft, nehme einem zwar viel ab. Dennoch ist er der einzige Ansprechpartner während der Tour.

Sein Arbeitstag hat heute bereits kurz nach 8 Uhr begonnen. Der Express muss ja vorbereitet werden. Andreas Rumpelt hat ihn ausgesaugt, die vielen Scheiben blitzblank geputzt, hat nach der Luft in den Reifen geschaut und einen Blinker-Test gemacht. Sein Tagesplan zeigt ihm die bisherigen Buchungen. So kann er die Leute nachher so platzieren, dass jeder neben seinem Partner sitzt und kein Chaos entsteht.

Noch ein Biss ins Frühstücksbrot, die Arbeitskleidung - ein T-Shirt mit GET-Logo - angezogen, und ab an die Tankstelle, bevor die ersten Passagiere kommen. Am liebsten, sagt der Müchelner, fahre er im Frühjahr und im Herbst, wenn noch nicht so viel Laub an den Bäumen sei und er die Kurven schon von weitem überblicken könne. Denn bei den teils Völkerwanderungen auf dem zudem recht bergigen Wirtschaftsweg mit Spaziergängern, Radfahrern oder Inline-Skatern muss er stets hochkonzentriert sein.

Sein schönster Lohn? „Wenn ich merke, dass es den Leuten gefallen hat“. Doch eigentlich habe jeder spätestens nach dem Weinberg-Stopp gute Laune. (mz)

Geiseltal-Express-Lokführer Andreas Rumpelt
Geiseltal-Express-Lokführer Andreas Rumpelt
P. WÖLK Lizenz