Änderungen im Havag-Fahrplan Änderungen im Havag-Fahrplan: Straßenbahnlinie 5 zwischen Halle und Merseburg wird ausgedünnt

Merseburg - Straßenbahnkunden droht ab Dezember auf der Linie 5 im Saalekreis ein spürbar schlechteres Angebot. Aus finanziellen Gründen will die Hallesche Verkehrs-AG (Havag) den Fahrplan ab Ammendorf deutlich ausdünnen. 40 Prozent aller Fahrten könnten gestrichen werden. Pro Richtung würden werktags nur noch 20 statt 34 Bahnen verkehren. Außerdem ist auf der Überlandstrecke, mit 31 Kilometern eine der längsten in Europa, ein Betriebsende gegen 18 Uhr im Gespräch. Aktuell ist 22.30 Uhr Schluss, an den Wochenenden noch später. Der Stadtverkehr Merseburg (15) soll hingegen weitgehend wie bisher aufrechterhalten werden. Aktuell steigen pro Jahr 1,1 Millionen Passagiere in Bahnen der Linie 5 ein, 183.000 sind es auf der Stadtlinie.
„Wir wissen um die wirtschaftliche Lage des Kreises. Allerdings stehen wir nicht weniger unter Druck“, sagte Havag-Vorstand Vinzenz Schwarz auf der Sitzung des Wirtschaftsausschusses des Saalekreises. Das Problem, so Schwarz: Seit 2010 müsse die Havag den Erhalt der Linien 5 und 15 mit rund einer Million Euro jährlich mitfinanzieren. Zwar trägt der Landkreis mit seinem Zuschuss von aktuell 1,3 Millionen Euro die leistungsabhängigen Kosten.
An den Investitionen in die Infrastruktur beteiligt er sich nicht. Da auch die Einnahmen durch den Ticketverkauf von rund einer Million Euro nicht reichen, um das Defizit auszugleichen, fehlen der Havag alleine 2015 rund 900.000 Euro. Das lassen sich die Havag-Gesellschafter, die Stadtwerke Halle und die Stadt Halle, nicht mehr länger gefallen. Und so will die Havag ihren Fahrplan ab Jahresende dem Zuschuss des Kreises anpassen.
Vor allem der Linie 5 droht der Supergau. Bleibt es nämlich bei jenen 1,3 Millionen Euro vom Kreis, würden pro Richtung nur noch elf statt 34 Bahnen fahren. „Mit einem vernünftigen Angebot hätte das nichts mehr zu tun“, sagte Schwarz.
Die Havag hat dem Kreis daher eine stufenweise Anhebung des Zuschusses von jährlich 180.000 Euro bis ins Jahr 2020 angeboten. Dann wären jene 2,2 Millionen Euro erreicht, die die Havag nach eigenen Kalkulationen benötigt, um den aktuellen Rhythmus beizubehalten. „Das könnte ich auch gegenüber unseren Gesellschaftern verantworten“, meinte Schwarz. Die Stadt Halle - bei freilich 50 Millionen Passagieren - zahlt pro Jahr 20 Millionen Euro an die Havag.
Der Landkreis steckt in der Zwickmühle. „Wir rechnen im nächsten Jahr mit einem Defizit von 2,2 Millionen Euro - ohne Flüchtlinge. Einen steigenden Zuschuss, wie ihn die Havag vorschlägt, halte ich nicht für machbar“, erklärte Vize-Landrat Hartmut Handschak. Bei einem stark ausgedünnten Angebot wäre vor allem die Schülerbeförderung gefährdet, vom Imageverlust der Techniklinie ganz zu schweigen. Deshalb rangen sich die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu einem Kompromiss durch. 2016 soll der Anteil des Saalekreises auf 1,5 Millionen Euro steigen, ab 2017 dann auf 1,7 Millionen Euro. Das letzte Wort hat dazu der Kreistag.
Schwarz bezeichnete diese Variante als einigermaßen vertretbar. Er will prüfen, wie sich der Betrieb vor allem auf der Linie 5 optimieren lässt. So ist in verkehrsschwachen Zeiten eine Änderung der Taktzeiten von 30 Minuten auf einen Stunden-Rhythmus angedacht. Samstag würde die Bahn ab 7.30 Uhr (bisher 4.30 Uhr) fahren, sonntags ab 9.30 Uhr (aktuell 7.30 Uhr). Knackpunkt bleibt das Betriebsende. 18 Uhr sei indiskutabel, gab der Ausschuss dem Havag-Chef mit auf den Heimweg. (mz)
