15 Jahre nach Massaker in Erfurt Amoklauf von Erfurt: Wie schützen sich Schulen im Saalekreis vor Amokläufen?

Merseburg/Querfurt - Als erster verheerender Amoklauf an einer deutschen Schule verändert die Bluttat am Erfurter Gutenberg-Gymnasium heute vor 15 Jahren auch das Denken in den Einrichtungen im Saalekreis. Auf solche Vorfälle waren Schulen vor Erfurt nicht vorbereitet. Nicht ohne Grund wurden nach dem Amoklauf konkrete Forderungen zu Veränderungen laut. Doch was hat sich in den vergangenen 15 Jahren an den Schulen im Saalekreis tatsächlich getan?
Bereits 2007 hatte das damalige Kultusministerium einen Runderlass ausgegeben. In diesem stand genau beschrieben, was im Falle eines Amoklaufs, eines Brandes oder eines anderen Katastrophenfalls zu tun ist. Schulleiter sind demnach verpflichtet, sofort Polizei und Landesschulamt zu informieren.
Nach Massaker in Erfurt: Geprobt werden Amok-Szenarien in Schulen nicht
Geprobt werden Amok-Szenarien an Schulen derweil nicht, wie das Bildungsministerium am Dienstag auf MZ-Anfrage mitteilte. „Aus psychologischer Sicht wird das Proben mit Schülern auch nicht für sinnvoll eingeschätzt“, teilte Kerstin Klötzing mit.
Geprobt werde demnach einmal jährlich beispielsweise nur für Brandfälle. Die Schüler müssten darauf trainiert sein, in Krisensituationen den Anordnungen der Lehrkräfte zu folgen, mehr nicht, hieß es. Um das Personal auf solche Vorfälle vorzubereiten, hat das Landesschulamt entsprechendes Material ausgegeben.
Nach Massaker in Erfurt: Borlachschule in Bad Düreenberg wünscht sich mehr Sozialarbeiter
„In den sogenannten Kriseninterventionsheftern sind sämtliche Szenarien enthalten, um richtig reagieren zu können“, bestätigte Volker Ohlemann von der Borlachschule in Bad Dürrenberg. Zudem verweist er auf Schulungen und Belehrungen durch die Polizei.
Auch würden seine Kollegen weitergebildet. Aus präventiver Sicht würde sich Ohlemann noch mehr Sozialarbeiter an seiner Schule wünschen, die bislang auf eine Kraft zurückgreifen kann. „Mancher Schüler bringt eben auch Probleme mit in die Schule, die so schneller erkannt werden könnten“, meinte Ohlemann.
Tatsächlich hat das Land bis heute eine damalige Forderung, wonach jede Schule einen eigenen Psychologen erhalten sollte, nicht umgesetzt. Das Ministerium wies das Ansinnen als unrealistisch zurück. Stattdessen kümmern sich im Raum Halle-Saalekreis Psychologen um mehrere Schulen. Jeder Experte betreut im Land etwa 12.000 Schüler.
Nach Massaker in Erfurt: Spezielle Schließsysteme der Türen an der Goethe-Sekundarschule in Merseburg
Viel hat sich in baulicher Sicht getan, um das Amok-Risiko zu minimieren: Mechatronische Schließsysteme verhindern etwa in der Goethe-Sekundarschule in Merseburg, dass Unberechtigte in das Gebäude, aber auch Klassenräume, gelangen können. Nur mit Spezial-Schlüsseln sind die Türen zu öffnen.
Laut Landkreis werden die Systeme bei Sanierungen installiert und sind auch in den Sekundarschulen Landsberg und Teutschenthal, der Dürer-Sporthalle Merseburg und dem Burggymnasium Wettin zu finden oder vorgesehen. (mz)