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Aktivistenmarsch statt Mittagsruhe

16.05.2010, 17:42

JÜDENDORF/MZ/NG. - Dafür, dass das wenige Augenblicke verschlafen wirkende Dorf nun reichlich musikalische Beschallung erfuhr, sorgte eine Abordnung der Barnstädter Schalmeienkapelle. Die Musikanten hatten es sich auf einem Kremserwagen gemütlich gemacht und wurden mittels Traktor umherchauffiert.

"Wir bringen den Leuten heute ein Ständchen", erklärte Armin Marggraf, Vorsitzender des Heimatvereins. Merklich gute Laune strahlten auch alle anderen rund 30 Beteiligten aus. Hintergrund des sich seinen Weg durch das Dorf bahnenden Spektakels war das vom Verein alljährlich organisierte Blütenfest, das direkt zu den Leuten nach Hause kam. Stehenden Fußes hatte auch Edith Walloch dem Mittagstisch den Rücken zugekehrt und war nach draußen geeilt. Dort hob zum wiederholten Male Pierre Marggraf seine Stimme. "Die Frau Walloch lebe hoch", rief er lautstark aus. Dann legten auch schon die Barnstädter wieder richtig los. "Wir spielen den Aktivistenmarsch", erklärte Mitglied Gerlinde Gabrowitsch. Als der verklungen war, kehrte nur kurz wieder etwas Ruhe ein. Ein weiteres Stück wurde umgehend geschmettert. Um das Ständchen in Empfang zu nehmen, war auch Familie Thieme mit Kind und Kegel sowie dem Besuch aus Bayern vors Hoftor gekommen. Sie dankte mit einem kleinen Geldbetrag.

Das Blütenfest so richtig feiern sollten die Jüdendorfer und ihre Gäste dann ab den Nachmittagsstunden. "Auch am Sonntag werden wir den Gästen etwas bieten", erwähnte Armin Marggraf, der ein wenig mit dem Wetter haderte. Um das Gelingen des Blütenfestes kümmert sich der Heimatverein seit nunmehr sieben Jahren. Eine alte Tradition habe man damals wieder zum Leben erweckt, so Marggraf weiter. Denn bereits in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sei in Jüdendorf Blütenfest gefeiert worden. Ab den frühen Neunzigern setzte dann eine längere Phase der Unterbrechung ein, bevor sich der Verein erfolgreich um Reaktivierung bemühte.

Aber nicht nur die Ausrichtung des Blütenfestes hat sich der mehrere Generationen aufweisende, momentan 23 Mitglieder zählende Verein auf die Fahnen geschrieben. So haben sich die Mitglieder laut Marggraf auch in anderer Form um die Aufwertung ihres Ortes bemüht. "Beispielsweise haben wir das Kriegerdenkmal wieder errichtet und vor zwei Jahren einen Fußweg angelegt."