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Abfallentsorgung im Saalekreis Abfallentsorgung im Saalekreis: So funktioniert das neue Müllzeitalter

Von Dirk Skrzypczak 07.09.2016, 09:30
Grün, braun, schwarz: Ab Januar 2017 werden die Tonnen im Saalekreis nach einem einheitlichen System geleert.
Grün, braun, schwarz: Ab Januar 2017 werden die Tonnen im Saalekreis nach einem einheitlichen System geleert. Peter Wölk

Merseburg - Die Abfallwirtschaft ist ein lukratives Geschäft. Im Saalekreis hat die Müllentsorgung ein Volumen von rund 11,6 Millionen Euro im Jahr. Bis 31. Dezember 2016 gelten im Landkreis noch unterschiedliche Regelungen. Die Region Merseburg-Querfurt wird von den kommunalen Betrieben MEG aus Merseburg und EGQ aus Querfurt betreut - beide Unternehmen sollen zu einer neuen Firma verschmelzen, die vermutlich Entsorgungsgesellschaft Saalekreis (EGS) heißen wird.

Der Restabfall im Alt-Saalkreis wird von dem privaten Anbieter Tönsmeier entsorgt, der seinen Stützpunkt nahe Oppin hat. Ab 1. Januar 2017 übernimmt die EGS diese Aufgaben für den gesamten Saalekreis, die Abfallwirtschaft wird damit kommunalisiert - zunächst bis ins Jahr 2025. So hatte es der Kreistag am 16. Dezember 2015 beschlossen. In welcher Form der Müll eingesammelt wird und was das die Einwohner kostet, hat der Kreistag nun ebenfalls mehrheitlich entschieden. Die MZ stellt das System vor, das ab Januar für alle gilt:

Restabfall: In der personenabhängigen Grundgebühr sind sechs Leerungen pro Haushalt für die schwarze Tonne inklusive. Allerdings dürfte wohl kaum eine Familie damit auskommen, wenn die Tonne nur aller zwei Monate abgeholt wird. Muss auch keiner, schließlich sind die Müllautos im 14-tägigen Rhythmus unterwegs. Wer seine sechs Leerungen aufgebraucht hat, kann die Tonne trotzdem rausstellen und zahlt dann pro Zusatzleerung beispielsweise 79 Cent für die 80-Liter-Tonne.

Und bleiben wir gleich bei den Gebühren. Der Restabfall wird bei der Abholung gleich am Müllfahrzeug gewogen. 18 Cent kostet das Kilo. Über einen Chip in der Tonne können die Kosten dem jeweiligen Haushalt zugeordnet werden. Diese Praxis kennen die Menschen im südlichen Saalekreis. Der Norden muss sich erst daran gewöhnen. Klar ist, je schwerer der Abfall, desto teurer wird es.

Bioabfall: Gesetzlich ist der Saalekreis verpflichtet, die braune Biotonne flächendeckend einzuführen. Bislang gibt es sie nur im Südkreis. Allerdings sind Ausnahmen möglich. Wer auf dem Grundstück über einen Eigenkomposter verfügt, braucht die Tonne nicht. Der Landkreis setzt bei der Erfassung übrigens auf Vertrauen. Das heißt, dass Haushalte ohne Komposthaufen die Biotonne beantragen müssen.

Wer sich nicht meldet, bekommt auch keine Tonne. Der Alt-Saalkreis, in dem der Bioabfall noch nicht gesondert getrennt und eingesammelt wird, dürfte diese Regelung interessiert zur Kenntnis nehmen. Der Landkreis behält sich aber stichprobenartige Kontrollen vor. Auch ohne Zustimmung der Besitzer ist die „Umweltpolizei“ nämlich berechtigt, private Grundstücke zu betreten und nach einem Komposter zu suchen.

Übrigens können sich auch mehrere Haushalte eine Biotonne teilen. Zweimal pro Jahr soll Tonne zudem gereinigt werden. Kritikern ist das zu wenig. Sie befürchten, dass die Behälter gerade im Sommer penetrant stinken könnten.

Altpapier: Hier passt sich der Süden dem Norden an. Die blauen Tonnen sollen nur noch aller vier Wochen abgeholt werden. Quillt die Tonne über, dann kann Altpapier auch gebündelt und neben den Behälter abgelegt werden. Der Landkreis versichert, dass man in diesem Fall keine Zusatzgebühren erhoben werde. Im Norden funktioniert das bereits ganz gut.

Dennoch will der Kreis die Entwicklung beobachten. Und sollte sich herausstellen, dass in Zeiten des florierenden Internethandels mit einem steigenden Verpackungsaufkommen die blauen Tonnen mehrheitlich nicht ausreichend sind, denkt der Landkreis über zentrale Sammelplätze nach. Dort könnten nach dem Vorbild der Glascontainer auch Behälter für Altpapier stehen.

Andere Abfallarten: Neu ist die Abholung von Bauschutt, Böden, Baustellenabfällen und Reifen gegen Gebühr. Dafür stellt der Entsorgungsbetrieb, wenn gewünscht, Container zur Verfügung. Außerdem holen die Müllfahrer auch mehrfach Sperrmüll und Elektroschrott ab (jeweils einmal kostenlos).

Für die Entsorgung von Baum- und Strauchschnitt soll es keine Obergrenze geben. Erst ab sechs Kubikmetern Abfall wird es kostenpflichtig. Die Äste von Bäumen und Sträuchern holt der Landkreis neunmal im Jahr ab. Hinzu kommt ein Service, den bisher nur die Einwohner im Nordkreis haben: die gebührenfreie Abgabe von Grasschnitt in einem der Wertstoffhöfe.

Annahmestellen: Ab Januar hält der Kreis drei vollwertige Wertstoffhöfe vor, die nahezu die komplette Palette der Abfallentsorgung ermöglichen: in Beuna, Querfurt und ganz neu in Oppin am Flugplatz. Um vor allem die Wege für die Menschen im Nordkreis kurz zu halten, kommen abgespeckte Annahmestellen auf dem Bauhof in Nauendorf sowie beim Entsorger zehr in Bennstedt dazu.

Gebühren: Das Wichtigste zum Schluss. Die Grundgebühr wird pro Person erhoben und steigt degressiv, je mehr Menschen in einem Haushalt wohnen. Ab der zweiten Person sinkt die Pro-Kopf-Gebühr. Der Landkreis will damit kinderreiche Familien entlasten. Der Restmüll (18 Cent je Kilogramm) sowie der Bioabfall (15 Cent pro Kilo) werden - wie bereits beschrieben - nach Gewicht abgerechnet. Bleibt bei der schwarzen Tonne noch die Zusatzgebühr für jede Zusatzleerung.

Wer Müll vermeidet, spart Geld. Das ist das wichtigste Ziel im Abfallwirtschaftskonzept. Im Durchschnitt sollen sich die Gebühren im Vergleich zu heute indes nur wenig verändern. Im Norden wird es leicht teurer, im Süden etwa billiger. (mz)