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6. Dezember: X50 in Schkopau 6. Dezember: X50 in Schkopau: Problem im XXL-Format

Von Dirk Skrzypczak 16.12.2011, 10:47

schkopau/MZ. - Der ehemalige Kulturtempel der Buna-Werke ist zwar schon seit 2004 verwaist, vergessen ist das "X 50" an der Bundesstraße 91 in Schkopau aber nicht. Durch hohes Gras und Gestrüpp führen Trampelpfade zum Klubhaus. Nach einem Zugang in den mächtigen Komplex muss man nicht lange suchen. Alle Fenster und Türen sind kaputt - oder geklaut. In dem Objekt bröckelt der Putz, regnet es stellenweise hinein, sind die letzten Überreste der Einrichtung nur noch Trümmer. Viel schlimmer: Im Klubhaus lauern Gefahren, die im fahlen Licht oft nicht gleich zu erkennen sind. Offene Schächte etwa, die mehrere Meter tief in den Keller führen. Oder die frei schwebenden Betontreppen im großen Saal, denen die Handläufe fehlen. Wer sich hier hoch wagt und die begehbare Saaldecke betritt, schwebt in Lebensgefahr. Hier fehlen ganze Segmente.

Wohlweißlich wurden große Schriftzüge an die Wände gepinselt, die vor dem Obergeschosses warnen. Die "Kunstwerke" von Sprayern, die innen wie außen an Mauerwerk und Putz prangen, zeigen jedoch, dass einige ungebetene Gäste Mut mit Übermut verwechseln. "Wir sehen immer wieder Kinder und Jugendliche, die es zum Gebäude zieht", erzählt ein Verkäufer aus dem Autohaus Härzer, das sich vis-á-vis vom Klubhaus befindet - in Nachbarschaft des Jugendclubs der Gemeinde. Das X 50, der einstige Prestigebau, ein Abenteuerspielplatz? Schilder, die das Betreten des Geländes verbieten, gibt es jedenfalls keine. Und die vereinzelten Bretterverschläge an Fenstern und Türen sind kein Hindernis.

Schkopaus Bürgermeister Detlef Albrecht (CDU) ist sich des Dilemmas bewusst. "Wir haben das Gebäude im Auge und dort zuletzt offene Schächte im Außenbereich verschlossen", erzählt er. Buntmetalldiebe hatten die Deckel zuvor mitgehen lassen. "Die komplette Sicherung des Klubhauses können wir als Gemeinde aber nicht schultern. Alles, was über kleinere Arbeiten hinausgeht, müssten wir dem Eigentümer in Rechnung stellen", erklärt Albrecht. Und hier liegt das Problem.

Der einstige hallesche Disco-König Martin Niemöller hatte das X 50 Anfang der 2000er Jahre von einer Leipziger Immobilienfirma gekauft und wollte dem Haus zu neuem Glanz verhelfen. Doch das 20 Millionen Euro schwere Projekt scheiterte, Niemöller meldete Insolvenz an, saß wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung im Gefängnis. Heute soll Niemöller in Berlin leben. "Unseres Wissens nach ist er noch immer der Besitzer", berichtet der Bürgermeister. Allerdings seien alle Versuche, Kontakt mit ihm aufzunehmen, bislang gescheitert.

Von Niemöller müsste sich Schkopau aber das Geld für eine Grundstückssicherung zurückholen. So ist seit Jahren im Gespräch, die unterste Etage mit allen Fenstern und Türen zuzumauern oder einen Zaun um das X 50 zu ziehen. Das wird teuer. Die Saalesparkasse, nach Niemöllers Insolvenz Hauptgläubiger mit Pfandrecht, winkt ab. "Wir sind nicht in der Sicherungspflicht", sagt Pressesprecher Christian Germer.

Das sei zunächst die Gemeinde Schkopau, erklärt der Landkreis. Unabhängig davon will sich aber das Bauordnungsamt des Saalekreises jetzt ebenfalls bemühen, mit Niemöller Verbindung aufzunehmen. Das Ordnungsamt wiederum soll gemeinsam mit der Gemeinde prüfen, ob Gefahr in Verzug ist und deshalb sofort gehandelt werden muss. Ob Schkopau mit Finanzhilfe rechnen kann, ließ der Kreis offen.