25. Jubiläum des Architekturbüro Mertens 25. Jubiläum des Architekturbüro Mertens: Fasziniert vom Industriebau

Bad DürrEnberg - Wenn Hans Norbert Mertens aus den Fenstern seines Büros schaut, dann blickt er auf der einen Seite auf die wunderschön gestaltete Kaltinhalierhalle im Kurpark, auf der anderen Seite auf die Türme und Schornsteine des Chemieindustriekomplexes. „In diesem interessanten Spannungsfeld - einerseits die klassische Architektur, andererseits die Industriearchitektur - bin ich groß geworden“, erzählt er. Der 55-jährige ist promovierter Architekt und betreibt ein Architekturbüro, das in Bad Dürrenberg und Berlin ansässig ist und jüngst sein 25-jähriges Bestehen feiern konnte.
Architekt zu werden, das war Mertens Traumberuf. „Mir ist gar nichts anderes eingefallen“, erzählt er mit einem Lächeln. Der Beruf liegt sozusagen in der Familie. Sein Vater war viele Jahre als Stadtbauarchitekt in Leuna tätig, hat unter anderem die Magistrale in Merseburg und die so genannte neue Siedlung in Bad Dürrenberg entwickelt. Doch auch Großvater und Urgroßvater haben sich einen Namen als Architekten gemacht. Darauf ist Mertens stolz. „Ich bin in große würdige Fußstapfen getreten“, sagt er.
Abitur am heutigen Domgymnasium
Mertens besuchte zunächst die Haeckel-Schule - das heutige Domgymnasium - , wo er sein Abitur ablegte. Zwischen Schule und Armee war er als Bauhelfer tätig. Nach dem Militärdienst ging es zum Studium nach Weimar an die Bauhaus-Universität. Nach erfolgreichem Abschluss arbeitete er im Institut für Städtebau und Architektur in Berlin bei der Deutschen Bauakademie und promovierte zum Thema Produktionsbauten. 1990 gehörte er zu den ersten Architekturbüros, die sich selbstständig gemacht haben. „Man sagt zwar, dass wer die Arbeit kennt und sich nicht drückt, verrückt ist, doch ich hatte große Lust zu gestalten.“ Das hat er bis heute nicht bereut. „Es macht immer noch Spaß“, unterstreicht er und zählt einige Erfolge aus den vergangenen Jahren auf.
Neben städtebaulichen Projekten und Entwicklungskonzepten für Wohnungsgesellschaften und Industriestandorte hatte das Büro bei der Sanierung von einer Reihe von Plattenbauten seine Hände im Spiel. Zudem hat es etwa 50 Ein- und Mehrfamilienhäuser geplant und realisiert sowie zahlreiche Denkmalvorhaben verwirklicht. Insgesamt wurden mehr als 250 Hochbauprojekte auf den Weg gebracht und umgesetzt. Zu den interessantesten gehörten laut Mertens die Betreuung der Gartenstadt Leuna bei der Erarbeitung der Gestaltungs- und Erhaltungssatzung, die Gestaltung des Marktplatzes und die Hauptstraße, die Realisierung von Gradierwerks- und Salineprojekten in Bad Dürrenberg, die Betreuung der Domkurie „Simonis et Judae“und das Iba-Projekt Mühleninsel in Merseburg.
Konzept für den Chemiepark Bitterfeld-Wolfen
Das spannendste Projekt allerdings, so erzählt Mertens, war die Entwicklung eines Konzept für den Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, das mit weiteren Partnern umgesetzt wurde. Dafür konnte das Planungsteam mit dem Bauhaus Dessau 1998 den Europäischen Preis für Städte- und Regionalplanung entgegen nehmen. Überhaupt sind Industriebauten Mertens Steckenpferd. „Vom Industriebau war ich schon im Studium begeistert“, erzählt der Bad Dürrenberger. Die Zusammenarbeit mit der Industrie mache sehr viel Spaß, weil sie sehr kreativ sei. Keiner kenne vorher das Ergebnis, sondern es werde gemeinsam im Dialog entwickelt. „Das fasziniert mich immer wieder aufs Neue.“
Das Büro hat derzeit 12 Mitarbeiter - darunter zwei Azubis. Stolz ist Mertens auch darauf, dass er bislang 20 Hochbauzeichner und Bauingenieure ausbilden konnte, von denen einige ihre Berufslaufbahn im Architekturbüro oder befreundeten Büros fortsetzen konnten. Für weitere ehemalige Azubis war die Ausbildung der erste Karriereschritt zum Architekturstudium. Mittlerweile sind aus dem Büro auch mehrere Kammermitglieder hervorgegangen. Und was erwartet Mertens für die kommenden Jahre? „Wir werden weiter interessante Projekte betreuen“, ist sich der Architekt sicher. Dabei hat er natürlich auch die Entwicklung seiner Heimatstadt im Blick. „Die Gestaltung des ehemaligen Salinegeländes wird ein langer, mühevoller Weg, doch ich bin mir sicher, dass wir ihn meistern werden.“ (mz)