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25 Jahre Südpark Merseburg 25 Jahre Südpark Merseburg: «Wisst ihr noch, als der Bär los war?»

Von Dietmar Römer 01.07.2003, 14:12

Merseburg/MZ. - Kaum zu glauben, aber es ist so, wie Merseburgs Grünflächenamtsleiterin Anke Hansen sagt: Der Südpark ist mit seinen 25 Jahren die jüngste Parkanlage der Stadt.

Ihre Bemerkung, das sei immerhin doch mehr als ein halbes Arbeitsleben, ist wohl nicht zufällig und hat mit den meisten Anwesenden im Picknickgarten in der vormittäglichen Stunde zu tun. Die Männer und eine Frau, die der Einladung des Amtes gefolgt sind, haben nämlich zum größten Teil ihr Arbeitsleben längst hinter sich. Und die Amtsleiterin geht gerade in den sehr verdienten Ruhestand. Sie alle sind dennoch eng miteinander verbunden. Und zwar durch den Südpark selbst.

Während die teils langjährigen Senioren den Südpark einst auf einer still gelegten Leunakippe aufbauten, hat Anke Hansen mit ihrem Team ihn zu dem gemacht, was er heute ist: Ein zunehmend attraktiver, mittlerweile weithin bekannter Ruhepunkt in der Kreisstadt, der gewissermaßen die Krönung eines grünenden und blühenden Gürtels darstellt, der die Stadt vom Norden - im Stadtpark beginnend - bis zum Süden zusammen hält. Zusammenhalt kennzeichnete jene Südpark-Pioniere, die heute allerdings noch nicht alle zum Seniorenstand gehören. In der Picknickrunde finden sich auch noch "junge Kerle" wie etwa Steffen Dobkowicz. Er war damals, als es 1976 auf der ehemaligen Leunakippe mit drei Feierabendbrigaden los ging, Dreherlehrling an der Betriebsberufsschule (BBS) der Leuna-Werke. Einer der damals weit verbreiteten Patenschaftsverträge verband sie mit Merseburg. Aus gutem Grund. In dieser Zeit war nicht an den bequemen Gang zum alles bietenden Baumarkt zu denken. Also brauchte man immer irgendwelche Partner, die kreativ mit dem wenigen Verfügbaren an Baumaterial und Werkzeugen sowie diversen cleveren Tricks die Mangellücken schließen konnten.

Harry Prößdorf, Lehrmeister von Steffen Dobkowicz und Leiter einer Feierabendbrigade, erinnert sich mit einem kleinen Seitenhieb auf heutige Verhältnisse: "Geld war genug da, aber kein Material. Heute ist es ja umgekehrt. Na ja, jedenfalls mussten wir uns was einfallen lassen, woraus wir Zäune und Gitter für Gehege und Käfige machen. Auch die Lampen, Parkbänke und Hollywoodschaukeln haben wir selbst gebaut. Sogar die dringend benötigten Rasenmäher." Trotz der Arbeit "mit primitivsten Mitteln" habe es einen großen Spaß gemacht, betont er unter zustimmendem Nicken der Anderen. Gerhard Koall und Erdmann Scharf schieben beim Erinnerungspicknick noch einige kreative Objekte wie Teichfontäne, Bärenzwinger und die einst am Hinteren Gotthardteich stationierte Schiffsgaststätte "Teichperle" nach. Und der Lohn für all das? "Oh, der war gar nicht so schlecht", erinnert sich nicht nur der einstige Dreherlehrling gern. Fünf Mark die Stunde gab's im Schnitt, und das jeweils mittwochs, samstags und sonntags Abends.

Erinnerungswürdiges kam noch eine Menge mehr zusammen an jenem Vormittag im Picknickgarten. Etwa sehr freundliche Gedanken an den damaligen Stadtrat für Begrünung, Wolfgang Weber, der heute im Altenpflegeheim "Kleeblatt" lebt. Ihn wollten einige aus der Runde anschließend gleich besuchen. "Er hat das Ganze stark voran gebracht und war immer Mensch geblieben", hebt der damalige Projektleiter Erich Zeising, damals genannt der "Deichgraf", hervor. Auch wenn von "der Partei" Druck gemacht wurde, sei Weber immer für die Feierabendwerker da gewesen, stets Kumpel geblieben. Kumpel im besten Sinne war auch Rosemarie Fuchs, die einstige Wirtin der heute noch existierenden Gartengaststätte "Fuchsbau" in der Naumburger Straße, die für die Pausenversorgung damals mit Zwiebelfleisch, Rostbrätel und Sülze zuständig war. Damals, als vieles im Park schon fertig war, wie auch heute spielte wohl immer mal wieder die Frage eine Rolle: Wisst ihr noch, als der Bär los war?

Mangels einer Doppeltür am damals neuen Bärenkäfig konnte bei Nacharbeiten ein schon dort untergebrachtes Tier entwischen. So groß wie die Aufregung war auch das Aufgebot an Polizei und Feuerwehr. Das war dem Bären offenbar zu viel, und so fand er nach einem Stadtrundgang nahezu von selbst in seine neue Behausung zurück. Eben ein attraktiver Park, bemerkte jemand in der Runde trocken. Womit auch klar sein dürfte, dass die Südpark-Pioniere am 13. September bei der großen Park-Geburtstagsfeier mit von der Partie sind.