Täter war gefängnisarzt "Er war wechselhaft" - Was Mitarbeiter über den mutmaßlichen Magdeburg-Attentäter Taleb A. sagen
Nach dem tödlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg kommen erste Informationen über den Täter ans Licht. Der in Bernburg lebende Arzt ist radikaler Islamgegner und teilte AfD-Inhalte. Kollegen äußern sich nun über Taleb A.
Magdeburg/DUR/MZ. – Der Täter von Magdeburg ist ein 50 Jahre alter Mann aus Saudi-Arabien, der seit 2006 in Deutschland lebt. Taleb A. ist 50 Jahre alt. Er ist laut Medienberichten Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und lebt in Bernburg (Salzlandkreis). Dort fand am Freitagabend bereits ein größerer Polizeieinsatz statt.
Nach MZ-Informationen arbeitete der Täter im Maßregelvollzug in Bernburg. Er ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Seit mehreren Wochen sei er krankgeschrieben gewesen, auch davor sei er immer wieder ausgefallen, heißt es aus seinem Arbeitsumfeld. „Offenbar, weil er sich in dieser Zeit als Aktivist betätigt hat“, sagte eine Quelle der MZ. „Dieser Aktivismus hat sich vermutlich zuletzt wahnhaft verdichtet.“ Doch darauf habe es in der Zusammenarbeit keine Hinweise gegeben.
Zwar gab es laut MZ-Informationen Beschwerden von Kollegen, weil Taleb A. fehlte oder in Gruppensitzungen unvorbereitet schien. „Er war wechselhaft – je nachdem, wie abgelenkt er von anderen Dingen war.“ Es sei teils spürbar gewesen, „dass es ihm nicht richtig gut ging“. Er habe Andeutungen gemacht und sich vom Geheimdienst verfolgt gefühlt. Sein Hintergrund als politisch anerkannter Flüchtling war auch in seinem Arbeitsumfeld bekannt. „Deshalb schienen die Andeutungen zwar krude, aber im Bereich des Möglichen“, so die Quelle.
Sozial vernetzt war der 50-Jährige in Bernburg offenbar wenig. Er lebte allein, auch zu Arbeitskollegen gab es keine näheren Verbindungen. Die Personalakte von Taleb A. ist nach MZ-Informationen noch am Freitagabend von der Polizei beschlagnahmt worden.
Der Mann hat eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Laut Berichten kam er als Gast-Mediziner nach Deutschland und beantragte später erfolgreich Asyl, da er durch seine Abkehr vom Islam in Saudi-Arabien mit dem Tod bedroht sei.
Taleb A. - Social Media-Aktvitäten mit Nähe zur AfD
Laut Sicherheitsbehörden ist er nicht als Islamist bekannt. Folgt man Social-Media-Account, die Taleb A. zugeordnet werden, ist er offenbar das genaue Gegenteil: Vor allem auf X (ehemals Twitter) tritt er demnach als radikaler Islamkritiker auf, der glaubt, Deutschland würde in einer „Geheimoperation“ saudische Ex-Muslime jagen, um ihr Leben zu zerstören.
Im August schrieb er bei X auf Arabisch: "Wenn Deutschland Krieg will, werden wir ihn haben. Wenn Deutschland uns töten will, werden wir sie abschlachten, sterben oder voller Stolz ins Gefängnis gehen." Der Polizei und der Justiz warf A. "Verbrechen" vor, ohne das konkret auszuführen.
Der Account suchte regelmäßig die Nähe zur AfD und rechtsextremen Kräften wie Martin Sellner. Er retweetete zudem rechtsextreme Fotomontagen und Videos. Laut „Spiegel“ folgen mehrere bekannte Funktionäre der AfD und ihrer Jugendorganisation „Junge Alternative“ dem Account.
Anschlag von Magdeburg: Täter fährt mit SUV in Weihnachtsmarkt
Laut der Beratungsstelle Gewalt- und Radikalisierungsprävention im Land Sachsen-Anhalt ist Abdua A. "ein bekannter anti-islamischer und Anti-Asyl-Aktivist". In sozialen Netzwerken sei er mit anti-islamischen Inhalten aktiv und äußere sich kritisch zur Asylpolitik Deutschlands und anderer europäischer Staaten, denen er eine Politik der Islamisierung vorwerfe. "Zudem betreibt er eine Seite zur Beratung insbesondere saudi-arabischer Frauen bezüglich Flucht- und Asylmöglichkeiten", teilte ein Vertreter der Beratungsstelle der MZ mit.
Taleb A. war am Freitagabend mit einem zuvor gemieteten SUV mitten in die Menschenmenge des Magdeburger Weihnachtsmarktes gefahren. Dort sei er, wie Zeugen berichten, „ohne Rücksicht auf Verluste“ durch die Menge gerast und hatte mehrere Menschen erfasst. Zwei Personen starben, darunter ein Kleinkind. Nach Volksstimme-Informationen wurde der Fahrer gestellt, als er versuchte zu wenden.
Mann rast in Weihnachtsmarkt: Webcam zeigt Raser - Polizei nimmt Täter fest
(Kamera: Lokalredaktion Magdeburg, Privat)Nachdem die Polizei einen zunächst unbekannten Gegenstand auf dem Beifahrersitz fand, wurde das Auto zunächst abgeschirmt. In der Nacht gaben die Einsatzkräfte jedoch Entwarnung. Es handele sich nicht um Sprengstoff.
Das Tatmotiv und die Hintergründe sind laut den Ermittlern noch unklar.