Züchter hoffen auf gute Bewertungen
RADEGAST/MZ. - Am Wochenende stellten er und andere Züchter einige Tiere in der Mehrzweckhalle Radegast aus. "Das soll alles schön gekringelt sein", erläuterte der Zehmitzer und deutete auf das Gefieder eines seiner Zuchttiere. Seit 1968 bringt er für Tauben einen Großteil seiner Freizeit auf. Die Zucht ist sein Hobby. Obwohl früher vieles einfacher war, gibt Hans Joachim Vogel diese Passion nicht auf.
"Mit den Tieren wird man nicht reich", ist sich der Vereinsvorsitzende bewusst. Trotz alledem investiert er so viel Zeit wie möglich in die Tiere. "Man möchte den bestmöglichen Erfolg haben", verdeutlichte der Zehmitzer. Für ihn als Züchter bedeute dies, Tiere mit einem nahezu makellosen Äußeren heranzuziehen. "Wenn sie Fehler haben, kommen sie in die Bratpfanne", fügte Hans Joachim Vogel hinzu. Für Außenstehende mag das hart klingen - für Züchter gehört diese Handhabung zur Routine.
Das ist auch bei Rassekaninchenzüchtern Gang und Gebe. "Da gibt es richtig leckere Gerichte", bemerkte Roland Birke. Vor fünf Jahren hatte er mit der Zucht von Roten Neuseeländern begonnen. Seit drei Jahren züchtet er auch Großchinchillas. Derzeit besitzt der Züchter aus Wehlau 35 Kaninchen. Jedes Tier hat eine separate Unterbringung.
Bestnote verliehen
Auf eine Sache war Roland Birke am Wochenende besonders stolz: Eines seiner Großchinchillas wurde von den Richtern mit der Bestnote "vorzüglich" bewertet. Besonders wertvolle Kaninchen fristen ihr Dasein bei ihm bis zu ihrem Tod. Ansonsten werden die Tiere nach zwei Jahren geschlachtet.
Der Züchter spielt mit dem Gedanken, sich eine kleinere Rasse für sein Enkelkind zuzulegen. Dann müsse er sich jedoch von den Roten Neuseeländern oder den Großchinchillas trennen. Drei Rassen seien zu viel. Immerhin benötige er eine Menge Platz und Futter. Dass die Zucht der kuscheligen Felltiere sehr kostenintensiv ist, weiß auch Martin Strumpf. Der Gröbziger züchtet Alaska-Kaninchen. "Die sind sehr fruchtbar", betonte er. Pellets, Möhren und Zuckerrüben verfüttert der Züchter an seine Tiere.
Mit Kaninchen kann Steffen Elze nicht viel anfangen. Er hat sich auf Hühner, genauer gesagt auf Zwerg-Australorps, spezialisiert. "Es sind fleißige Legehühner", begründete er seine Entscheidung. "Dieses Jahr war ganz verzwickt", bedauerte der Züchter aus Zehmitz. Zwei
Glucken seien während der Brut gestorben. "Sie neigen dazu, die ganze Zeit auf dem Nest zu bleiben", erläuterte Steffen Elze. Er müsse seine Tiere regelrecht zwingen, etwas zu fressen.
Auch wenn dies viel Geduld kostet, möchte der Züchter nicht auf eine Brutmaschine umsteigen. Schließlich bringe die Glucke ihrem Nachwuchs alles Lebensnotwendige bei. Der Zehmitzer legt Wert auf eine natürliche Haltung. Genügend Auslauf für seine Tiere spielt dabei eine wichtige Rolle.
"Das, was eine Henne im Garten findet, kann man ihr nicht füttern", hob der Züchter hervor. Als Fernfahrer hat Steffen Elze nicht immer Zeit für seine Tiere. Für die Unterstützung seiner Ehefrau ist er deshalb besonders dankbar.
Vielen Züchtern liegt das Interesse im Blut. So auch bei Willi Miedlich. "Mein Großvater hat auch gezüchtet", erzählte der Zehmitzer. Er selbst widmet sich Sussex-Hühnern. 1954 begann Willi Miedlich mit der Zucht. Damals habe die Legeleistung und Fleischausbeute eine große Rolle gespielt. "Das war das A und O", erinnerte sich der Züchter. Heute halte er die Tiere vielmehr aus Begeisterung für deren Wesen.
Mitgliederschwund
Hans Joachim Vogel ist froh über jedes Vereinsmitglied. Zu DDR-Zeiten habe es 50 Interessierte gegeben. Die Geschichte der Geflügelzüchter geht auf das Jahr 1899 zurück. Der Rassekaninchenverein wurde 1940 gegründet. Aus zwei Teilen ist mittlerweile einer geworden. Gerade einmal zehn Mitglieder zählt der Radegaster Kleintierzuchtverein. "Viele wollen sich nicht mehr binden", vermutet Hans-Joachim Vogel. Immerhin erfordere die Haltung von Geflügel und Kaninchen viel Zeit und Gewissenhaftigkeit. Dazu seien derzeit nicht mehr viele bereit.
Das Interesse an der Schau war groß. Viele Interessierte schlenderten durch die Käfigreihen. Lohkaninchen, Helle Großsilber, Deutsche Riesen, Marburger Feh und Zwergwidder waren unter den 206 Kaninchen. Die Bestnote "vorzüglich" konnte vier Mal vergeben werden. 54 Nager wurden mit einem "hervorragend" bewertet. Zum ausgestellten Geflügel zählten Luchstauben, Modeneser Schietti, Strasser, Römer und Streiter-Enten. Drei von 112 Tieren bekamen ein "vorzüglich", zehn Tiere ein "hervorragend".