Wo die Musik verbindet Wo die Musik verbindet: Charlotte Wernicke ist neue Kirchenmusikerin in Quellendorf

Quellendorf - Wer eine richtige Türmerstochter sein will, spielt Trompete. Sagte sich auch Charlotte Wernicke, die schon als Kind unbedingt höchste Repräsentantin ihrer Heimatstadt Delitzsch werden wollte. Und deshalb gleich im ersten Schuljahr anfing, das Instrument spielen zu lernen. Denn einer Sage nach ist der sächsischen Stadt im Dreißigjährigen Krieg viel Unheil erspart geblieben. Dank der Trompetensignale eines schwedischen Reiterregiments. „Ich fand das schon immer sehr faszinierend und wollte unbedingt Türmerstochter werden.“
Ob die Landgemeinde St. Christophorus ihre neue Kirchenmusikerin schon auf der Trompete spielend erlebt hat, ist unwahrscheinlich. Die 22-Jährige hat ihre neue Stelle ja noch nicht einmal offiziell angetreten. Die für Mitte März geplante Veranstaltung musste abgesagt werden - das Corona-Virus machte die Zusammenkunft unmöglich.
Charlotte Wernicke hatte sich schon auf diesen Tag gefreut. Sie wollte endlich richtig durchstarten. Mit dem Kirchenchor und mit vielen anderen Ideen. Jetzt muss vieles warten.
„Ich wollte musikalisch weiterkommen und unbedingt Orgel spielen“
Charlotte Wernicke studiert in Halle Kirchenmusik und befindet sich im letzten Semester. „Ich wollte musikalisch weiterkommen und unbedingt Orgel spielen.“ Es reizt sie, die klanglichen Möglichkeiten des Instruments zu entdecken. Trompete spielt sie schon. Klavier auch, seit der vierten Klasse. Weil das recht spät gewesen sei, sei sie „nicht die Überfliegerin“. Während sie studiert merkt sie, was sie als Kirchenmusikerin leisten will: „Ich möchte in der Gemeinde arbeiten, für die Menschen und mit ihnen Musik machen.“
Diese Chance in Quellendorf zu bekommen, macht sie glücklich. „Es ist optimal“, schwärmt sie und kündigt an, „ihr eigenes Profil entwickeln“ zu wollen. Im vergangenen Jahr studiert sie mit Mädchen und Jungen bereits das Kindermusical ein. Daher kennt man sie in der Gemeinde - und die Evangelische Landeskirche will, dass sie bleibt. Für Charlotte Wernicke ist das „ein riesiger Glücksfall“.
Charlotte Wernicke will einen Kinderchor gründen
Dass Ostern anders aussah als gehofft, stimmt sie traurig. Gründonnerstag wäre sie mit dem Kirchenchor aufgetreten. Sie tröstet sich mit der Gewissheit, dass es neue Gelegenheiten geben wird. Sie will auch einen Kinderchor gründen. Alle Versuche in diese Richtung verlaufen bisher zwar noch wenig erfolgversprechend. „Ich hab jetzt nicht erwartet, dass gleich 30 Kinder Schlange stehen; fünf würden erst mal reichen.“ Sie weiß, das Projekt braucht langen Atem. Im neuen Schuljahr will sie es erneut angehen. Vielleicht auch gleich nach der Aufführung des Kindermusicals, das sie in den Sommerferien wieder einstudieren will.
„Meine Glaube“, erzählt sie, „wurde immer durch die Musik geprägt.“ Auch wenn ihre Eltern gar nicht musikalisch sind. Für sie persönlich, die im Alter von 14 bis 18 tatsächlich Delitzsch als Türmerstochter repräsentierte und nun in Anhalt sesshaft werden will, ist die Musik perfekt, um in Kontakt zu kommen. Mit den Menschen, die hier leben. Mit den will sie viele schöne Projekte umsetzen. Nach dem Virus. (mz)